Leben in Dänemark

10 Bilder – Das Meer und ich

Ich bin in letzter Zeit ziemlich beschäftigt gewesen und deswegen auch ordentlich in der Welt herum gekommen. Diese meine Welt ist besonders aufregend und daher schwirren in meinem Kopf ganz besondere Erinnerungen im Kreis.
Aber ich bin eben ich und dieses Ich zieht es immer wieder zum Meer. Dort kann es sich sammeln und die schwirbelnden Erinnerungen sortieren und einordnen.
Zur Ruhe kommen.
Obwohl es heute regnete, als stünde der Norden Dänemarks unter einer ausgiebigen Dusche, überwand ich meinen inneren Schweinehund und machte mich auf den Weg nach Saltum. Ich wollte Einsamkeit, Leere und das Rauschen der Brandung.
Bei einem derart schlechten Wetter traute ich mich nicht auf den Sand zu fahren und parkte daher das Auto oben beim Kiosk. Saltum Strand ist extrem breit (ich schätze, es sind gut 200 Meter bis zur Brandung hinunter) und stand komplett unter Wasser.
Doch davon ließ ich mich nicht abhalten und hüpfte von einer Sandinsel zur nächsten hinab zum Meer.
In meinen Gedanken versunken.
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Obwohl sich meine Schuhe als erstaunlich wasserdicht erwiesen, war ich bald dazu gezwungen, umzukehren und in die andere Richtung zu gehen.

Warum hatte ich bloß meine hohen Gummistiefel nicht mitgenommen?

Ich wäre zu gerne auf der anderen Seite weiter gelaufen. Ich blieb stehen und versank im Augenblick.
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Ich freute mich über die Schwere der Regentropfen, die großartige Muster in den harten Sand schlugen, hörte dem sanften Fließen des Flüsschens vor mir zu und studierte die Abbruchkante des Sandes etwas genauer.
Wie weit kann man gehen, bis es irgendwann abbricht? Kannst du nicht doch Anlauf nehmen und einfach zur „Sandinsel“ springen?

Hüpf doch!

Ich ging ein paar Schritte zurück und bereitete mich tatsächlich auf einen Sprint vor. Es reizte mich, meinen Mut zu testen. Was kann schon passieren, nass war ich ja schon.

Es sieht auch keiner, wenn du es nicht schaffst, du bist komplett alleine!

Von der Mütze tropfte es bereits und meine Hose klebte an der Haut, doch Schuhe und Jacke leisteten großartige Dienste.
Ich richtete mich wieder auf. Die Vernunft und der Wunsch nach warmen Füßen siegten über den aufwallenden Kindskopf und ich ging in die andere Richtung.
Keine schlechte Entscheidung, denn ich fand Farbe:
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Wer picknickt bei einem solchen Mistwetter und warum liegen die hier? Wo sind die Spuren und nach welchen soll ich suchen?

Fährt heute tatsächlich jemand auf dem Strand herum?

Offensichtlich doch, denn bald darauf sah ich Lichter aus dem Dunkel auf mich zukommen.

Fahr du ruhig Heim, ich bleib noch ein Weilchen.

Die Hose war inzwischen komplett nass, also war mir alles egal. Solange ich nicht fror, konnte ich ja getrost weiter laufen. Obwohl es wie aus Eimern regnete, hatte ich noch immer warme Hände, weil erstaunlich wenig Wind wehte. Die Bewegung reichte noch aus, um mich am Strand wohlfühlen zu können.
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Für dich gefunden, liebe Stella.

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Jeps, bald ist wieder Weihnachten. Aber zu dem Christbaum konnte ich beim besten Willen nicht hingehen. Das Wasser wäre mir über die Knöchel in die Schuhe geschwappt.

Bleiben wir dann hier oder fahren wir nach Bayern?

Inzwischen war es immer schwerer geworden, die Kamera auszulösen, weil es noch stärker regnete und meine Finger doch kalt geworden waren, sodass ich das Display des Handys anhauchen musste, wollte ich auf den Auslöser drücken. Es konnte mich quasi nicht mehr fühlen.
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Ich beschloss, mir einen Weg zurück zu suchen.
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Erfrischt und befreit sitze ich im warmen Wohnzimmer, höre das Knacken des Ofens, der sich beim Erhitzen ausdehnt und freue mich über das Flackern hinter der Glasscheibe.
Draußen regnet und windet es.

Mir egal, mir geht es gut.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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