10 Dinge über dänische Weihnachten, die du sicherlich noch nicht gehört hast
Dachtest du, du weißt bereits alles über das dänische Weihnachtsfest? Ich glaubte das ebenfalls, hatte ich schließlich bereits mehrere Beiträge dazu verfasst. Genau wie viele andere verbinde ich dänische Weihnachten automatisch mit Nisser, Kalenderkerzen, Juleherzen, Adventsgaver, Ris a la mande, Mandelgave und dem Tanzen um den Weihnachtsbaum. Das Fest steckt hier wie überall auf der Welt voller Traditionen.
Hinter vielen der dänischen Traditionen liegen Geschichten, die mehr und mehr in Vergessenheit geraten. In diesen zu wühlen, machte mir persönlich großen Spaß. Hier liste ich dir die 10 besten der gefundenen Geschichten über dänische Weihnachten auf:
1. Braune Kastanien
Zu einem traditionellen Weihnachtsessen gehören in Dänemark Fleisch, meistens Ente und Schwein, braune Sauce und karamellisierte Kartoffeln. Brunede kartofler werden in 9 von 10 dänischen Haushalten gegessen! Diese Tradition reicht bis weit in die Mittelalterzeit zurück. Dereinst waren es jedoch Kastanien, die im Zuckerbad gebräunt wurden. Mitte des 19. Jahrhunderts begann die ärmere Bevölkerung damit, die teuren Kastanien durch Kartoffeln zu ersetzen. Die heutzutage überall beliebten Karamellkartoffeln sind also nur ein billiger Ersatz dessen, was dereinst zu Weihnachten gegessen wurde.
köstlich dänische Kochempfehlung: Hasselback kartofler
2. Sparsahne
Ris a la mande klingt zwar französisch, doch rundet es als Risalamande jedes dänische Weihnachtsessen mit der Jagd nach der Mandel ab. Wer die ganze Mandel in seiner Portion gefunden hat, der ist der Gewinner des Mandelgeschenks. Den Ursprung des Weihnachtsklassikers findet man im ausgehenden 19. Jahrhundert, wo gehobene Gesellschaftsschichten jenes Dessert erfanden. Man rührte lediglich Mandeln in einen gewöhnlichen Milchreis ein und servierte das mit Zimtzucker und Kirschsauce. Reis war seinerzeit eher eine exklusive Speise, war der Import teuer. Als während des II. Weltkriegs sowohl Reis als auch Zimt zur Mangelware geworden war, begannen findige Hausfrauen damit, den Milchreis mit reichlich Sahne zu strecken. Und da das Dessert dadurch auch noch besser schmeckte, kehrte man nicht mehr zur ursprünglichen Variante zurück.
3. Disney auf dem Sofa
Während viele deutsche Familien die Wartezeit bis zur Bescherung mit einem Spaziergang oder einem Besuch der Kinderchristmette verkürzen, versammelt sich vermutlich ganz Dänemark um 16 Uhr auf dem Sofa. Am heiligen Abend wird seit 1967 die Disneyshow geschaut. Bis auf zwei Überraschungsfilme ist das Programm wie folgt festgelegt:
- Plutos juletræ (Pluto’s Christmas Tree, 1952)
- Anders And og nevøerne i snekamp (Donald’s Snowfight, 1942)
- Peter Pan (1953)
- Bambi (1942)
- Pinocchio (1940)
- AristoCats (1970)
- Askepot (Cinderella, 1950)
- Snehvide og de syv dværge (Snow White and the Seven Dwarfs, 1937)
- Lady og Vagabonden (Lady and the Tramp, 1955)
- Overraskelsen (zwei aktuelle Cartoons)
Die Filme bekamen erst 1979 dänische Stimmen und jedes Jahr endet die Sendung mit exakt demselben Lied:
4. Hexennisse
Zur Weihnachtszeit tauchen überall kleine, fröhliche ➡ Nisser auf. Die kleinen Wichtelmännchen sehen so niedlich aus und spielen maximal klitzekleine Streiche.
Tatsächlich waren sie einst Hausgötter und Waldgeister. Das erste Bild eines Nissen stammt aus dem Jahr 1539 und zeigt einen kleinen Teufel. Einige von ihnen sollen stark gewesen sein. Sie bestahlen benachbarte Gutshöfe und verhalfen so den jeweiligen Menschen, bei denen sie lebten, zu Reichtum. Die letzte dänische Frau, die 1693 als Hexe hingerichtet wurde, behauptete, bei ihrem Wirken von einem Nissen unterstützt worden zu sein. Veranlasste diese Geschichte schließlich einen Priester aus Løkken dazu, im Jahr 2010 einen Nissen öffentlich am Galgen aufzuhängen? Wer weiß …
5. Exportjul
1808 wurde auf dem Schloss Holsteinborg im Westen von Sjælland der erste Weihnachtsbaum Dänemarks aufgestellt. Seitdem ist er aus keinem dänischen Weihnachtszimmer mehr wegzudenken. Jedes Jahr werden in Dänemark 12 Millionen Christbäume gefällt, wovon 10 Millionen exportiert werden. In fast 5 Millionen deutschen Wohnzimmern steht ein dänischer Christbaum.
6. Butterfest
Der Dezember ist in Dänemark ein ziemlich fettiger Monat. Die Anzahl der gekauften Butterstücke steigt mit 3,7 Millionen Stück um 38 Prozent im Vergleich zu den anderen Monaten an. Mums, darauf noch ein Klecks ➡ julesmør ?! Jul ist selbst bei den Wikingern ein Fest der Schlemmerei und des Genusses gewesen.
Lesetipp: Jul – Weihnachten bei den Wikingern
7. Ente statt Nationalgericht
Sehr lustig ist, dass man das im Jahr 2014 gekührte Nationalgericht „stegt flæsk og persillesovs“ (gebratene Schweinebauchscheiben mit Petersiliensauce) gottlob nicht am heiligen Abend essen muss. Einer der zur Recherche gelesenen Artikel verwendete sogar das Wort heldigvis, welches „zum Glück“ bedeutet. Das Nationalgericht ist also glücklicherweise nicht weihnachtstauglich, wird dennoch oft zusätzlich zur Weihnachtsente serviert.
8. Bitte keine Weihnachtstanne!
Der traditionelle Christbaum war ursprünglich die Fichte, die auf den armen Böden Dänemarks besonders gut gedeiht. Inzwischen wurde sie von der Nordmanntanne verdrängt. Sie nadelt weniger und fühlt sich weicher an. Das ist in der Tat wichtig, denn an dänischen Weihnachtsbäumen hängen kleine Tütchen mit Süßigkeiten, Zuckerstangen und viele andere Leckereien. Und welches in die Äste greifende Leckermaul mag sich schon unnötig oft piksen lassen?
9. Rotweißes Schweigen
Einer Theorie nach sollen sich die verfolgten Christen mittels rot-weißer Zuckerstangen erkennbar gemacht haben. Die Farben symbolisierten die Auspeitschung von Jesus Christus. In Dänemark erzählt man sich, dass die julestokke während der Weihnachtsgottesdienste als unchristliches Mittel genutzt wurden, quengelnde Kinder zum Schweigen zu bringen. Bis heute hängen die gebogenen Zuckerstangen an vielen Christbäumen.
10. Familie statt Geschenke
Umfragen zufolge ist für Dänen die Familie das allerwichtigste an Weihnachten. 70 % aller Befragten nannten die Zeit mit den Lieben noch vor den Geschenken.
Leider kann die Existenz von Nissen bis heute nicht eindeutig bewiesen werden. Angesichts der steigenden Anzahl von Nissetüren ist allerdings anzunehmen, dass ein kleines bisschen was dransein muss an den kleinen Geschöpfen. Und es müssen vermutlich einige Auswanderer unter ihnen sein, nisten sie sich inzwischen weltweit ein …
Zu meinem Weihnachtsfest gehören auch unterhaltsame Geschichten. Ob an ihnen allen wirklich was dran ist oder nicht, das mag gerne ein anderer herausfinden.
Frohe Weihnachten,
Aktualisiert am 6.12.2023
15 Comments
Stella, oh, Stella
Das Bild kam mir doch sehr bekannt vor … 😉 <3
Meermond
nur Dänen kochen dänische Küche so, dass sie richtig schmeckt 😉
Stella, oh, Stella
Übrigens, die Hasselback-Kartoffeln scheinen ursprünglich aus Schweden zu stammen.
Meermond
Ja, das tun sie ❤️
Waltraud
Hallo Ella, es gibt beim Discounter A… der auch in Dänemark Filialen hat, Rote Grütze mit Kirschen, die gut zu Risalamande passt, und auch nicht zu fest ist. Probier es einfach mal aus ich glaube das wäre eine gute Alternative.
Meermond
Liebe Waltraud, ich danke dir dafür, dass du sogar anderen Lesern so freundlich unter die Arme greifst! Ich finde, zu guter Risalamande passt alles, was fruchtig-säuerlich ist! Außerdem ist eine Kirschsauce auch recht schnell selbst gemacht! Ich wünsche dir und deinen Lieben ein schönes Weihnachtsfest!!! Herzlichst, Marion
freiedenkerin
Das mit den Nissen ist vermutlich dem bayerischen Wolpertinger recht ähnlich. Beide „Fabelwesen“ gibt es mit Sicherheit – nur bewiesen hat das bislang noch niemand. ?
Meermond
Wir hatten sogar mal einen Wolpertinger. Ich fand die immer schon irgendwie gruselig. Wobei ja Nisser nicht wirklich die niedlichen Männchen gewesen sein sollen… Wer weiß ?
Stella, oh, Stella
Zu Weihnachten esse sogar ich Risalamang, aber ohne Kirschsosse und Butter, all die Sahne reicht mir.
Und natürlich gibt es Nisser! Meine sitzen den ganzen Tag und spielen Karten, machen überhaupt nichts Nützliches. Aber sie bekommen auch keine Risengrød von mir … vielleicht ist mir deshalb mein Essen gestern misslungen … 😉 😀 😀
Meermond
Ich persönlich koche den Milchreis mit Sødmælk, dann kann man die Sahne noch mehr reduzieren. Mir ist das sonst schnell zu fettig, was mir mein Magen nachträgt. Dafür greife ich zu reiiiiiichlich Kirschen! Ich liebe sie einfach!
Tja, die Nisser. 😀
Stella, oh, Stella
Mein Mann kocht den Reis auch in Vollmilch, die Sahne kommt hinterher dazu, geschlagen. Mein Magen kann das auch nicht so gut vertragen, aber einmal im Jahr … 😉
Eingekochte Kirschen (und Pflaumen) sind Kindheitstraumen von mir, genau wie Fruchtsuppe mit Fischaugen … äh Sago … und alles was mit Huhn zu tun hat.
Ella
Ich liebe Risalamande. Wir essen sie auch sehr gerne. Leider konnten wir im Sommer noch keine Kirschsoße kaufen. Hoffentlich können wir im nächsten Jahr wieder in unser Herzensland.
Meermond
Liebe Ella, in Deutschland gibt es doch in jedem Supermarkt Sauerkirschen im Glas. Mit denen kannst du eine wohlschmeckende Kirschsauce kochen. Wenn du magst, dann habe ich hier ein Rezept für dich:
https://meermond.de/rezept-kirsebaersauce-fur-risalamande/
Lass es dir schmecken!
Johanna
„Den Wahrheitsgehalt der gefundenen Fakten habe ich nicht überprüft.“ – Das ist wirklich traurig, denn ich dachte immer, dass ein Magazin nach gewissen Standards arbeiten sollte – der eben auch das Wahrheitsgebot umfasst. Da ich mich für die dänische Kultur interessiere, würde ich schon gern wissen, ob an diesen „Dingen“ etwas dran ist oder nicht. Ansonsten lese ich es und denke mir: Naja, es könnte so sein, aber ich weiß es eben nicht. Das macht mich nicht schlauer und ist qualitativ nicht gerade wirklich fein. Da du in Dänemark lebst, sollte es ja auch nicht so schwer sein, deine Fakten zu prüfen.
Meermond
Liebe Johanna, ich habe deine Kritik angenommen und den letzten Absatz angepasst. Ich war in der Formulierung vermutlich nicht eindeutig genug, bezog sich die Wahrheitsüberprüfung auf die Nissen. Alle Fakten wurden dänischen Originaltexten entnommen, doch die Existenz von Nissen konnte tatsächlich bis heute nicht eindeutig bewiesen werden.
Ich habe den letzten Absatz angepasst.
Herzliche Grüße