dänische Kultur,  Sprache

Nååååå! – die 10 witzigsten Redewendungen in der dänischen Sprache

„Ist es schwer, Dänisch zu lernen?“ oder „Wie lange braucht man, um Dänisch zu lernen?“ sind die Fragen, die am häufigsten gestellt werden, interessiert sich jemand für die dänische Sprache. Die Antworten sind schnell gegeben: Es ist es nicht schwer, Dänisch zu lernen. Deutsch und Dänisch gehören beide zu den germanischen Sprachen und haben damit Gemeinsamkeiten im Vokabular. Dennoch weiß ich inzwischen, dass ich auch nach sechs Jahren im Land noch immer nicht damit fertig bin, die dänische Sprache zu lernen! Ich bewege mich zwar sprachlich sicher durch meinen Alltag, durch Besprechungen und Kaffeeklatsche, doch manchmal stehe ich plötzlich da wie der berühmte Ochs´ vorm Berg.

Dänen gebrauchen nämlich eine Unmenge an bildgewaltigen Redewendungen, von denen ich heute die meiner Meinung nach zehn amüsantesten präsentieren möchte.

1. Auf dem Feld von Lars Dünnschiss

Ich bitte die vulgäre Ausdrucksweise zu entschuldigen, aber skid ist auch im Dänischen unfeines Sprachniveau und bedeutet Scheiße. Die Redewendung Lars Tyndskids mark wird wörtlich als Lars Dünnschiss´Feld übersetzt. Was aber soll ich auf dem Feld jener zu bedauernden Person?

Wer sich eben auf Lars Tyndskids mark befindet, steht am Ende der Welt. Weit weg von jeglicher Zivilisation. Bleiben wir im eher ruppigen Sprachgebrauch, befindet man sich demnach am AdW. Selbigem verpasst man in Dänemark obendrauf Durchfall.

2. Um einen Preis pupsen

Ich bleibe semantisch am anderen Ende des Körpers und widme mich einer speziell in Nordjütland sehr beliebten Tätigkeit: at prutte om prisen. Es werden hier deutlich mehr Preise verhandelt, als ich das aus Deutschland kenne. Warum man aber um den Gegenwert einer Ware sprichwörtlich pupst, erschließt sich mir nicht.

3. Mit großen Buchstaben reden

Wenn ein Däne wütend ist, dann spricht er mit großen Buchstaben. At tale med store bogstaver bedeutet nicht, dass man sich wohlformuliert ausdrückt, sondern jemanden ausschimpft oder ihm ganz klar die Meinung sagt. Gottlob begegneten mir die Großbuchstaben bisher lediglich im Spiel.

4. Streichel das Pferd!

Die Redewendung Klap hesten! war eine der ersten, der ich in Dänemark begegnete. At klappe kannte ich damals nur als klatschen und der Sinn, das Pferd zu klatschen, erschloss sich mir nicht. Doch hat dieses Wort – wie sehr viele andere übrigens auch – mehrere Bedeutungen. Dänen schlagen keine Pferde, sie behandeln sie liebevoll. Wenn sie also etwas nicht zu schwer nehmen wollen, dann streicheln oder tätscheln sie eines.

5. Einen Dorsch an Land ziehen

At hale torsk i land: Während man in Deutschland Wälder absägt, ziehen dänische Schnarcher einen Dorsch an Land. Vielleicht grillen sie jene dann gemeinsam auf offenem Feuer …

6. Alte Ratte

Als man uns die neue Lehrerin als gammel rotte ankündigte, zuckte ich zusammen. Eine alte Ratte ist schließlich nicht gerade das, was man sich für seine kleinen Erstklässler wünscht. Ich begann zu grübeln, ob sie vielleicht nicht alle Tassen im Schrank habe, bezweifelt man mit Har du rotter på loftet? den Geisteszustand seines Gegenübers. Meine Verwirrung sollte sich aber rasch auflösen, denn eine alte Ratte ist in Dänemark eine erfahrene Person. Welch eine Erleichterung.

7. Noch einmal für Prinz Knud

Ich kenne diesen Prinz Knud nicht, doch er kann keine besonders helle Leuchte gewesen sein. Denn schließlich leitet ein leicht genervter Däne mit En gang til for prins Knud! eine langsame, deutliche Wiederholung des eben Gesagten ein.

8. Eine Orange an den Turban bekommen

Obwohl es im echten Leben ziemlich schmerzhaft sein muss, eine Orange an den Turban geknallt zu bekommen, ist es im Dänischen äußerst erfreulich! At få en appelsin i turbanen bedeutet, dass man großes Glück hat. Man ist am Ende also eine heldig kartoffel (glückliche Kartoffel) – ein Glückspilz.

9. Mit den Zöpfen im Briefkasten dastehen

Die Frage zu beantworten, wie wohl die Zöpfe in den Briefkasten hineingekommen sind, ist bestimmt genau so schwierig, wie selbige dort wieder herauszubekommen. Und genau deshalb bedeutet at stå med fletningerne i postkassen, dass man sich in einer Situation befindet, in der man sich machtlos fühlt. Meist wird diese Redewendung nach einer Enttäuschung oder einem Betrug verwendet.

Je nach Geschlecht oder Alter des Sprechers können auch der Bart (med skægget) oder die Haare (med håret) im Briefkasten sein.

10. Der Nisse zieht mit um!

Wer hier regelmäßig liest, der erinnert sich vielleicht noch an die Geschichte, in der ein böswilliger Hausgeist auf dem ➡ Umzugswagen eines Bauern gesessen hat. Vielleicht ist jene Erzählung der Ursprung der Redewendung Nissen flytter med! geworden. Wer seinen Nissen sprichwörtlich mit umzieht, findet auch am anderen Ort dieselbe Situation vor.

Dänisch finde ich immer noch spannend. Und ich freue mich darauf, ab Mittwoch im Heimunterricht auf weitere dieser talemåder (Redewendungen) zu treffen. Sie sind nämlich als kommende Lernziele im Dänischunterricht der Klasse 2 angekündigt. Ich freue mich darauf, denn wenn ich mich hier sprachlich verbessern kann, habe ich en fjer i hatten.*

Lesetipp:

Mehr lustige Ausführungen zum Thema dänische Sprache findest du ➡ hier und ➡ hier. Viel Vergnügen wünsche ich beim Lesen und Lauschen der ➡ Fun Facts.

* en fjer i hatten: etwas, auf das man stolz sein kann.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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