Leben in Dänemark

Briefe aus der Vergangenheit

Soeben ist die Umgestaltung des Kellerbereichs zum „Wohnkeller“ beendet worden. Freitag kommt der erste Besuch. Ich stelle jetzt keine Bilder von unserem Gästebereich ins Netz, sonst überflutet man uns mit Besuchswünschen 🙂
All diejenigen Mitleser, die wir bereits persönlich eingeladen haben, dürfen sich weiterhin eingeladen fühlen. Selvfølgelig!
Das heißt gleichzeitig, dass soeben die letzten Kisten überarbeitet worden sind, die in meinen Aufgabenbereich fallen. Der wundervolle große schwarze Mann muss sich da noch um die eine oder andere kabelig-elektronische Kiste kümmern…
Es gibt eine Kiste, die habe ich schon sehr sehr lange.
Diese Kiste zieht seit vielen Jahren mit mir um.
Aus dem Elternhaus in die erste eigene Wohnung in der schönsten Stadt der Welt.
Von da in den nördlichen Landkreis, danach wieder in den Wohnort meiner Eltern, dann ins erste eigene Haus, danach ins Haus vom gsM, dann ins Ferienhaus in Dänemark und nun steht sie – in einen neuen Karton verpackt – im gemeinsamen großen roten Haus.
Es ist nicht viel drin, und doch ist verdammt viel drin.
Mein Hund. Ein Kuscheltier, das ich seit allerfrühester Erinnerung kenne.
Ein Tagebuch.
Ein Koffer mit Erinnerungen (wenn ich den Schlüssel zum Rollcontainer bekomme, schließ ich den mal auf. Da sind bestimmt Briefe und Erinnerungen an die Verliebtphase mit dem dicken Preußen drin, welche ich tatsächlich entsorgen möchte.), die ich gar nicht mehr habe!
Eine Schachtel mit meinen BAr_biiiii_puppen und deren Klamotten.
Und eine rosa Schachtel mit vielen Briefen von wundervollen Menschen.
Teilweise auch recht alberne Briefe, die damals schwerwiegend wichtig für mich und meine Freundin waren. Wir kennen uns, seit wir 13 Jahre alt sind.
Da wir 25 km voneinander entfernt wohnten (keine Busverbindung möglich), konnten wir uns nicht so lalü lala mal eben auf einen Ratsch besuchen kommen! Telefon und Briefe sorgten dafür, dass wir uns die Freundschaft erhalten konnten. Als sie die Schule wechselte, fungierte eine gemeinsame Freundin quasi als Briefträger.
Als jene 17 Jahre alt war, verunglückte sie tödlich. Wir haben sie bis zum heutigen Tag nicht vergessen und wenn wir von ihr sprechen, sind wir immer noch den Tränen nahe.
Als ich ihre Briefe heute unten im Keller in der Hand hielt, musste ich sehr an sie denken.

post - Kopie

Sie fehlt mir.
Sie liest meinen Blog mit und wird sicher just an dieser Stelle ebenfalls Tränen in den Augen haben. Ich kann unsere schrägen Jugendgedanken/-probleme nicht wegwerfen. Sie gehören zu uns. Und ich freu mich schon heute auf unsere AltenWG, wenn wir unsere Männer überlebt haben werden. Irgendwann in weiter Zukunft. Am Gardasee, weil wir ja alt und rheumatisch sein werden.
In dieser Kiste befinden sich weitere schriftliche Andenken an meine Vergangenheit.
Meine Großeltern.
Eine inzwischen verstorbene Freundin aus Amerika.
Erinnerungen an meinen seit fast 20 Jahren verstorbenen, lieben „zweiten Papa“, dessen Geburtstagbriefe sehr oft aus dem Manöver kamen. Feldpost 1982 quasi.

Brief - Kopie

Die heutige Zeit ist super.
Via Skype kann man ganz problemlos am Stammtisch teilnehmen, mit den Eltern ratschen und Freunden zuwinken. WhatsUPP ist eine super Idee, um geschwind Bildchen hin und her zu schicken oder um sich über das Wetter zu informieren. Emails als Briefe.
Alles geht fix und einfach.

Aber vor einer Kiste mit liebevoll verzierten Briefen, vollgealberten Umschlägen, liebevollen Worten in den unvergesslichen Handschriften zu sitzen …

das ist unersetzlich.
Unersetzlich wertvoll.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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