Gedanken

Andererseits

Das Leben ist wie ein Karussell.

Der Grund, warum man es als Kind besteigt, ist, dass es so herrlich bunt ist. Mitreißende Musik lädt dazu ein, sich immer schneller zu drehen, die Figuren zu beobachten, auszuprobieren und die Umgebung vorbei fliegen zu sehen. Es kann einem gar nicht zu schnell gehen! Schneller! Schneller!

Man wird erwachsen, die Musik wird lauter und das Karussell dreht sich tatsächlich zunehmend schneller. Die bunten Figuren verändern sich. Einfarbig? Genormt? Geformt? Die eigene Veränderung bemerkt man erst spät. Auf welcher Figur möchte man Platz nehmen?

Irgendwann fängt man an, die Geschwindigkeit des Karussells als unangenehm zu empfinden. Halt, nicht so schnell! Das wird mir alles zuviel! Langsamer!

Manch einer stellt sich in der Mitte des Lebens für eine Weile auf die Plattform über dem Angelpunkt und guckt dem Karussell einfach zu. Weil er zu mehr nicht mehr in der Lage ist. Die Zahl der Zuseher auf dem Drehpunkt erhöht sich seit Jahren.

Und dann steigt man wieder auf. Wer gelernt hat, das Karussell als solches wieder zu lieben, fährt mit und genießt es einfach. Die Figuren, die Musik, das Lachen, das Schreien und Weinen der anderen. Manche allerdings können sich einfach nur noch festklammern. Es liegt an einem selbst, wie man die Weiterfahrt empfindet.

Und irgendwann ist man (im Idealfall) alt und hat eine aufregende Fahrt hinter sich. Man muss absteigen – hoffentlich mit einem Glücksgefühl im Bauch.

 

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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