Skandinavien entdecken

Tatsächlich Liebe – tatsächlich Skandinavien!

Was ist wahre Kreativität? Wenn man aus bestehenden Bauklötzchen ein Haus baut, wie es schöner nicht sein könnte, oder wenn man einen neuen Bauklotz schnitzt? Diese Frage klingt beim ersten Lesen befremdlich, suchst du doch nach Blogs über Skandinavien! Du bist tatsächlich in einem Blogmagazin, in dem es um Dänemark, Norwegen und Schweden geht, gelandet. Und doch ist die eingangs gestellte Frage wesentlich für mich als Verfasser dieser Zeilen. Ich bin eine Frau, verwende das generische Maskulin, schreibe gerne eigenwillige Satzkonstruktionen und tippe eine Einleitung, für die mich Googles SEO-Kriterien in den Strudel der algorithmischen Nichtbeachtung werfen werden. Ich schreibe heute über Bauklötzchen.

Inzwischen ist es mittels künstlicher Intelligenz möglich, Blogbeiträge zu publizieren, die das Internet regelrecht überschwemmen können. Nehmen wir mal an, die bestehenden Texte entsprächen den oben erwähnten Bauklötzchen. Die KI ist dazu in der Lage, anhand der bereits publizierten Klötzchen derart schöne Villen zu bauen, dass kein Leser mehr in der Lage ist zu erkennen, wer der Verfasser dieser architektonisch prachtvollen Meistertexte ist. Du merkst, ich vermische nun Sprache und Baukunst miteinander.

Nennen wir das meine Kreativität und denken ein bisschen weiter.

Gedankenpause

Jeder bloggt über Skandinavien

Meermond gibt es seit nunmehr 15 Jahren. Richtig gelesen, 15. Als ich 2007 angefangen habe, Texte online zu stellen, begann ich zu anderen Themen zu schreiben. Die Themen passten sich im Laufe der Jahre meinem tatsächlichen Leben an, schließlich wollte ich immer expertenhaft schreiben. Der Name Meermond allerdings blieb. In dieser langen Zeit habe ich viele Dinge gelernt: Wie muss ich meine Beiträge schreiben? Wie lang sollen sie sein? Wie oft sollte ich publizieren, um mein Googleranking zu optimieren? Welche SEO-Kriterien muss ich erfüllen, damit meine Texte gefunden werden und viel mehr.

Inzwischen hat (fast?) jeder Ferienhausanbieter, jede Flugzeuglinie, jedes Reiseunternehmen und jeder skandinavienaffine Dienstleister einen Blog. Sie alle schreiben dennoch immer das Gleiche. Ich muss nur wenige Sekunden nachdenken, schon fallen mir Überschriften für Blogbeiträge zu den Klassikern der Googlesuchen ein: So bezahlst du in Skandinavien. So reist du mit Hund in den Urlaub nach Dänemark. So bezahlst du Maut in Norwegen. So geht dänische Hygge. So erlebst auch du eine schwedische Fika. So kleidest du dich für deine Outdoortrips in Skandinavien. So geht Vanlife in Skandinavien. Ich könnte durchaus noch eine Weile so weitermachen, will aber den Bogen zurück zu den Bauklötzchen schreiben.

Wir haben Weihnachten gefunden!

KI erobert die Blogs über Skandinavien

Auch hier findest du Beiträge, die Antworten auf Googleklassiker geben, zum Beispiel so geht dänische Hygge. Meine Beiträge und Inhalte stelle ich seit Jahren gratis vielen Tausenden Lesern zur Verfügung. Ich bemerke, dass sich inzwischen auch professionelle Autoren, Redakteure und andere Dienstleister bei Meermond Antworten holen. Nicht doch, ich bin nicht neidisch, ich betrachte das als Kompliment! Gleichzeitig ist dies ein Ansporn, Meermond einzigartiger zu gestalten. Ich möchte mich abheben.

Da draußen im WWW gibt es so viele Beiträge, die Antworten auf Googlesuchen geben. Ob die Texte kopiert, umformuliert oder sogar komplett von einer KI verfasst wurden, das ist für mich nicht mehr nachvollziehbar. Für die wenigsten.

Der Kampf um das geschriebene Wort ist mühsam geworden. Es dauert(e) zunehmend länger, Beiträge zu verfassen. Und die Möglichkeiten, eine nichtbesetzte Nische zu finden, schwinden. Das Thema Skandinavien ist fruchtbar: Printmedien, Blogs und Informationsseiten über Skandinavien und seinen hyggeligen/lagomschen/koseligen Lifestyle sprießen wie Kressesamen auf einem nassen Küchenpapier.

Und irgendwann wird die KI die Blogwelt übernehmen und aufgrund fehlenden Familienlebens regelmäßig und durchweg SEO-optimiert publizieren können. Virtuelles Leben und Reisen in Skandinavien im Überfluss – ohne Mensch.

Wir leben an der norwegischen Schärenküste nahe der schwedischen Grenze.

Tatsächlich Skandinavien

2022 war ein unglaubliches Jahr. Meine Familie und ich mussten insgesamt drei Umzüge stemmen, dabei Landesgrenzen passieren. Wir mussten mit Widrigkeiten zurechtkommen, die unsere ganze Aufmerksamkeit benötigten. 15 Jahre Meermond habe ich dadurch gefeiert, dass ich genau das getan habe, wofür mich Google hart bestraft: Ich habe überwiegend darauf verzichtet, stundenlang an einem Beitrag zu tippen. Nie habe ich weniger Beiträge verfasst als in meinem Jubiläumsjahr 2022.

Auch unser 2023 wird wieder aufregend werden. Wie auch nicht? Wir haben uns nun im Südosten von Norwegen eingelebt, haben ein Haus in Dänemark und stellen uns tatsächlich die Frage, ob wir zum Wochenendausflug lieber ins schwedische Bohuslän, ins Dalsland oder nach Oslo fahren sollen. Wir haben es geschafft, dass unser tatsächlich gelebtes Leben in drei skandinavischen Ländern stattfindet.

2022 war auch für mich sehr anstrengend, aber ein insgesamt unvergesslich schönes Jahr!

Wach auf, Meermond!

Theoretisch könnte ich das Googlespielchen mitmachen und gleich heute Abend einen Text zu „Bezahlen in Skandinavien“ publizieren. Schließlich werden jetzt gerade Sommerurlaube gebucht und geplant. Die erlösende Antwort müsste ich mit inhaltlich stets gleich lautenden, dramaturgisch nervenzerreißenden Absätzen, einleiten. Im Idealfall wabere ich 650 Zeichen Lufthüllen, wiederhole mindestens vier mal die Worte Bezahlen und Skandinavien, welche fett gedruckt sein sollten, bevor ich den Absatz mit der Erklärung des Kartenschlitzes im Zahlgerät anschließe. Insgesamt muss ich 800 Zeichen produzieren, dazu mindestens ein Foto und ein Beitragsbild zeigen. (Ich schlage VISA-Karte beim Einstecken und eine Hand, die eine VISA-Karte aus dem Geldbeutel holt, vor.) Und ganz am Ende, nach einem weiteren Foto mit einer anderen Kreditkarte, wie wäre es mit Mæstro, gebe ich endlich die spektakuläre Auskunft: Zahl mit Karte.

Derartige Googlereißer bedürfen exakt 15 Minuten Arbeit und würden, bei regelmäßiger Publikation und komplettem Verzicht auf Neben- oder Schachtelsätze, auf mehr als 300 Zeichen pro Abschnitt, Einfügungen, Klammern und sprachliche Ausschmückungen, also Adjektive und Attribute, dazu führen, dass Meermond wieder auf dem Treppchen des Algorithmus für Blogs über Skandinavien wäre. Wie langweilig. Wie einschläääää…

Wach auf, Meermond!

Natürlich werde ich. Ich brauchte 2022 ein bisschen Zeit, um unfassbar schöne Bauklötze zu schnitzen. Jetzt kann ich in eine Baukiste greifen, mit der ich die schönsten Textgebäude entstehen lassen kann. Meine Texte werden kürzer werden, denn jeden Tag kommen neue Bauklötzchen dazu. Für lange Informationstexte habe ich zu viele Themen angesammelt und zu wenig Zeit. Ich lerne, ich entdecke, ich erlebe, ich finde – jeden Tag! Auf Instagram nehme ich dich gerne näher in dieses aufregende Leben mit.

Mein tatsächliches Leben in Skandinavien erschafft die Basis zu meinen Bauklötzen.

Das ist meine Kreativität.

Und Meermonds Herz. Meermond ist ein Blog aus und über Skandinavien, der schon so umfangreich ist, dass er sich lieber Magazin ( ➡ Warum Meermond kein Blog mehr ist) nennt.

In diesem Sinne wünsche ich dir Gesundheit im neuen Jahr,

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

3 Comments

  • Stella, oh, Stella

    Kann AI Ironie verstehen? Davon ist viel in meinem Blog, aber ich bin ja kein professioneller Schreiber und kann alles so schreiben, wie es mir in den Kram passt, naja, also fast … 😉
    Ich bin gespannt auf deine Beiträge besonders aus Norwegen und wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit Meermond! 🙂 <3

    • Meermond

      Damit hast du natürlich recht.
      Was ich unter anderem angesprochen habe, ist der Fakt, dass es inzwischen immer häufiger vorkommt, dass Inhalte und anhand von Quellen professionell aufbearbeitete Informationen von Bloggern, damit meine ich nicht nur mich, übernommen, etwas überarbeitet und schließlich monetarisiert werden.
      Dagegen kann man sich nur schwer wehren, es sei denn, man hebt eben diesen speziellen Blick (wieder) mehr in den Vordergrund.

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