Familienchaos

Erotische Nächte

Ode an meine Augen…

Mit dem Hype um „50 Shades of Grey“ scheint ein gewisser Hang zum Maso-/bzw. Sadismus Einzug in gutbürgerliche Schlafzimmer erhalten zu haben. Es ist derzeit gerade in, sich quälen zu lassen. Ach ja. Ihr armen Seelen. Qual als Erotik. Erotische Qual?

Meine Güte, was hat die große rote Frau für wundervoll qualvolle Nächte. Und so viele davon!

Na, mal Lust auf richtige Quälerei?

Wetten, dass meine Geschichte eine ganz neue Definition für „Erotik“ erfordert? Lest selbst:

Nachdem der kleine Belgier um 21.23 Uhr zum letzten Mal aus seinem Bettchen herausgesprungen war, um seiner vor Freude strahlenden Mutter mitzuteilen, dass er jetzt wach sei, senkte sich endlich ein bisschen Ruhe über das große rote Haus. Halb zehn in Deutschland ist etwas anderes als halb zehn in Dänemark!

Um 23 Uhr lag Rotfrau im Bett und versuchte mittels eines mittelerdischen Schmökers, ein bisschen Ruhe in den aufgewirbelten Kopf zu bekommen. Um 23.10 Uhr leuchtete sich der große schwarze Mann seinen Weg durchs dunkle Haus ins Schlafzimmer. Schnell, das Licht aus und schlafen. Pronto! Es gibt keinen Menschen, der so blitzartig einschlafen kann wie er. Das mit dem „Pronto!“ sagt sich so leicht. Schon mal auf Kommando eingeschlafen? Richtig, das geht nicht. Und um 23.16 Uhr ging es los. Der wundervolle große schwarze Mann hat sich seit etwa einem Jahr die unlösbare Aufgabe gesetzt, die Taiga von Sibirien absägen zu wollen. Da hilft kein Rachen-Betäubungsspray, kein Tritt, kein Rütteln. Er sägt und sägt. Grauenhaft. Es ist schwer, neben einem Schnarcher einzuschlafen und kurz bevor ich dabei war, die sich im Kreis drehenden Gedanken alleine kreiseln zu lassen, polterte der große Preußenbayer aus seinem Zimmer ins Bad. Das Pubertier hat einen verdrehten Schlafrhythmus und schüttelt seine Federn lautstark mitten in der Nacht auf oder rumpelt schon mal das ganze Haus wach. Blick auf den Wecker: halb eins. Und morgen guckt er wieder wie ein Lamm…

Und da war er wieder, der Schnarcher.

Wikinger jaulte auf, Rotfrau stand auf und tröstete ihn. GsM schnarchte weiter, hatte in seinem Krach nichts bemerkt. Blick auf den Wecker: Halb zwei. Himmel, um sechs muss ich aufstehen!

Rotfrau packte ihr Bettzeug und zog aus auf die Couch. Nachtlicht aus der Steckdose. Ruhe.

Im oberen Stockwerk reihen sich alle Schlafzimmer um einen wohnzimmerähnlichen Vorraum, in dem ein Schwedenofen, Bücherregale und ein großes Sofa stehen. Rotfrau hatte sich grade gemütlich einseufzt, da polterte ein gsM mit seinem Bettzeug an ihr vorbei.

„Was machst du denn jetzt?“

„Ich schlaf unten, damit du deine Ruhe hast!“

Rotfrau stand also wieder auf und ging zurück ins Bett. Kaum eingeschlafen, da legte der kleine Wikinger wieder los und kreischte verzweifelt nach seinem Papa. Rotfrau stand vor dem Kinderbett und rief schließlich hilflos nach unten. GsM polterte hoch und brachte den Kleinen zur Ruhe. Selbige währte nur kurz, da der gsM die erschöpfte Rotfrau, welche sich der Einfachheit halber in sein Bett gekringelt hatte, aus selbigem vertrieb. Er bettete sich mit seinem Gelumpe wieder auf seine Matratze, weil ihm unten das Kreuz weh täte. 7,5 Sekunden später schnarchte er wieder aus Leibeskräften und Rotfrau war den Tränen nahe. Dieses Mal wartete sie nicht mehr so lang, sondern raffte ihr Bettzeug auf und ging wieder auf die Couch nach draußen.

„Bleib jetzt bloß in deinem Bett und lass mich endlich schlafen, sonst flipp´ ich aus!“

Kaum, dass sich die große rote Frau auf der Couch an der dortigen Ruhe erfreuen konnte, legte der Preußenbayer los. Kein Scherz! Der Bengel zieht durch, dass es durch alle Wände donnert. Das obere Stockwerk ist in Holzbauweise gebaut. Wieder aufgestanden und dieses Mal zum Preußenbayern rein. „Dreh dich um, du schnarchst ja grauenhaft!“

Eingeschlafen.

Aufgeweckt.

Richtig, ein Kleinkind. Der Wikinger war nicht mehr zu beruhigen. Der große schwarze Mann stolperte letztendlich mit dem Kind auf dem Arm in sein Bett. Liebevolle, eheliche Konversation:

„Zefix! Ich seh im Dunkeln nichts!“

„Und ich kann im Hellen nicht schlafen!“

Die daraufhin folgende Ruhe währte nur kurz, denn der Belgier brüllte schon bald: „Papa! Papabett!“

GsM versuchte, den kleinen Mann zu beruhigen. „Da liegt aber schon der Wikinger!“

Nichts half und so stolperte er schließlich den Wikinger ins Kinderbett und den Belgier ins Papabett. Dunk! Kinderkopf an irgendwas angeschlagen. „Tut mir leid!“

Ich bin leider/gottlob (?) nicht mehr eingeschlafen und das bald darauf folgende Aufstehen um 5:50 Uhr war keine große Überraschung mehr.

DAS ist echte Qual!

Ich brauche keine 50 Schatten mehr zu lesen. Die hab ich selbst! Unter meinen Augen! Und selbige sind auch absolut „erotisch“ verfärbt: Das Grün meiner Linsen harmoniert phantastisch mit dem glasigen Rot und den tiefgrauen Schatten darunter. Ich sollte über Handschellen und Knebel nachdenken, gibt es ja jetzt überall….

Dieser Tagebucheintrag war keine Glosse, sondern bitterer Ernst! Die reine Wahrheit und Sadismus ein Reinstform.

Erotisch, nicht wahr?

Teilen:

Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

6 Comments

  • Danmarkfan

    Du Ärmste,
    was für ein Horror.
    Ich war nach einem Jahr mit 4-5 Mal Aufstehen jede Nacht ein abgemagertes Nervenbündel.
    Die zerhackten Nächte sind echt das Schlimmste.
    Vielleicht würden den Kleinen Bachblüten helfen. Hier gab oder gibt es z.B. einen Bachblüten-Kinderspezialisten. Vielleicht gibt es so jemanden in eurer Gegend auch. Google doch mal Bach blomstermedicin og børn. Die Bachblüten sind was ganz Feines und können doch sehr wirksam sein. Oder Homöopathie. Irgendetwas muss es doch geben, das die Kleinen endlich durchschlafen lässt.
    Und gegen das Schnarchen gibt es bestimmt auch noch was Hilfreiches, was du nur noch nicht gefunden hast.
    Ich drück dir die Daumen und wünsch dir für das neue Lebensjahr vor allem viele ungestörte Nächte und Dinge, die Balsam für deine Nerven sind.
    Alles Gute!
    E.

  • Silberkopf

    Du lieber Himmel…bin vom Lesen schon so erschöpft…!
    In deinem Fall würde ich auch zu Hilfsmitteln greifen. Handschellen und Knebel für die großen Männer und Klebeband für die Kleinen(damit sie nicht mehr aus ihren Betten können)

    Nein…das meine ich natürlich nicht ernst, aber daß dir solche Gedanken kommen bei permanentem Schlafmangel kann ich verstehen.

    • meermond

      So schlimm.
      Morgen werde ich 41. Aussehen tu ich mindestens fünf Jahre älter.
      Wozu habe ich dann das Rauchen aufgegeben, wenn es doch eh keiner mehr sieht?
      Ist Unsinn, aber an solchen Tagen sehne ich mich immer noch nach einer Zigarette zum Kaffee.

Kommentar verfassen