Urlaub in Dänemark Howto
Nordjütland

Wie du dich in Dänemark garantiert daneben benimmst!

Es gibt Dinge, die man als Tourist in einem Land besser nicht machen sollte. Alle wissen es und doch gibt es immer wieder Menschen, die es wider besseren Wissens tun. Was solltest du in Dänemark besser nicht und noch weniger in Nordjütland tun?

Dieser Beitrag ist eine Satire. Dazu angeregt wurde ich durch einen amüsanten Beitrag bei Reisewut.

Keiner meiner „Ratschläge“ wird zur Nachahmung empfohlen – was aber nicht heißt, dass es nicht tatsächlich schon jemand gemacht hat und von mir dabei beobachtet worden ist.

Häng dich rückwärts über den Abgrund!

Das ultimative Selfie kannst du beim Rubjerg Knude Fyr knipsen. Wo hat man schon die Gelegenheit, ein Foto von sich über dem Abgrund hängend bei gleichzeitig oft türkiser Nordsee zu machen? Dass die Betonstützen schon ausgeblasen sind und zum Teil frei über dem Abgrund hängen, kannst du gerne ignorieren. Machen doch schließlich so viele andere auch, was soll dir also passieren? Warum sollst gerade du dich vor den unaufhaltsam in die Tiefe rutschenden Sandmassen fürchten, die ohne Vorwarnung aaaaaaaaa……………..

Rubjerg Knude Fyr Absturz
Wie wäre es mit einem Selfie bei der Betonsperre beim Rubjerg Knude Fyr ?

Spiel Schlammbad an den Steilküsten!

Du kannst doch durchaus einmal testen, ob die herabrinnenden Schlammmassen bei Nr Lyngby gut für die Haut sind, nicht? Oder die Kinder einfach mal am Fuße der Steilküste im Matsch wühlen und ein bisschen Bergsteiger spielen lassen. Juhu, wie sie kreischen, wenn sie immer wieder abrutschen! Die Warnschilder, die nach langer Regenperiode vor Abbruch und Schlammlawinen warnen, kannst du getrost ignorieren. Es macht doch so viel Freude und als gestresster Elternteil hast du es dir verdient, endlich mal im Klappstuhl an der 100 Meter entfernten Brandung zu sitzen und in Ruhe auf das Meer blicken zu können. Wen interessiert es schon, dass auf eben jener Steilküste sogar tonnenschwere Bunker keinen Halt mehr finden und der Schlamm ein ganzes Dorf in der Tiefe unter sich begraben könnte?

Schlamm Steilküste Nr Lyngby
Wie wäre es mit einem Bad in Heilschlamm an der Steilküste?

Surfe den Tag mit Tai Chi am Abhang!

Gerade im Winter dauert es sehr lang, bis der Tag richtig hell ist. Wie schön ist es da, seine morgenlichen Übungen im weichen Schummerlicht mit Blick auf den Leuchtturm zu machen! Es spielt keine Rolle, dass du die überhängenden Grassoden nicht erkennen kannst, dafür umso besser den Rubjerg Knude Fyr! Schließlich soll Sport auch was für die Seele bieten, nicht? Wie wäre es eigentlich mit einem Salto Rückwärts an der Kante? Bei offenen Augen natürlich, denn sonst entgeht dir ja der ganze Spaß, wenn du auf der durch die Landung abgerissenen Sode in die Tiefe surfst!

Steilküste Dänemark Lönstrup
Surfe die Klippe bei Lønstrup!

Gib deinem Auto am Strand die Sporen!

Jawoll, Freiheit will gespürt werden! Was soll das denn, dass da kleine Kinder unvorsichtig an der Brandung herumlaufen, wenn du mit lässig im Fensterrahmen abgelegtem Arm einhändig die rutschige Piste rocken willst? Die Badegäste wollen unbedingt hören, wie toll deine Umdrehungen klingen, dein Auspuff röhrt und wie prima der Bassverstärker dazu im Takt wummert! Weg mit den vielen Gören, du brauchst schließlich Platz für eine perfekte Kreiszeichnung im Sand. Sollen die sich doch in die eingezäunten sieben Quadratmeter quetschen, Hauptsache, du bist frei! Vor lauter Glücksgefühl darfst du dann gerne in die losen Sandberge rauschen, aus denen dich dann hilfsbereite Menschen wieder heraus schaufeln.

Strand Dänemark Auto fahren
Ignoriere die Hindernisse am Strand und gib Gas!

Nimm alles mit!

Kauf dir einen Handwagen und zieh ihn über den Strand. Nimm alles Treibgut, alle Fischernetze und Wagenladungen von Bernstein mit! Wieso liegt das Gelumpe da auch so herum? Dass du nur soviel vom Strand mitnehmen darfst, wie du ohne Hilfsmittel tragen kannst, gilt bestimmt nicht für dich. Auch die Regel „nur in Maßen“ ist für andere geschrieben worden! Ist doch lächerlich, dass die Dänen mit einem kleinen Körbchen im Wald Pilze sammeln gehen, wenn du gleich kiloweise Pfifferlinge rauskarren kannst! Ach, was sag ich: Tonnen! Selbst schuld, wenn die Dänen es wünschen, man möge doch was für die anderen stehen lassen. Perfekt, um den Kopf schüttelnden Einheimischen mal vorzuführen, wie richtiges Abgrasen geht!

Pilze sammeln in Dänemark
Nimm alles mit, was du kriegen kannst.

Schimpfe im Supermarkt über die hohen Preise!

Was fällt den Dänen eigentlich ein, 25% Steuer auf alles zu fordern, was man kauft! Und dann kostet eine Packung Marken-Rippchen auch noch unverschämte 75 Kronen! Das sind ja umgerechnet 10 Euro!

„Macht nix“, darfst du deinem offensichtlich genussfreudigen Kumpel lautstark zuraunen. Die „Weiber“ haben ja noch ordentlich Fleisch von daheim für den Grill übrig und alle in der Schlange hören gerne, dass du bei den Wahnsinnspreisen lieber nur eine Packung davon mitnimmst. Das Bier brauchst auch nicht kaufen, denn die haben ja sowieso einen Vogel hier! Warum bloß ist das Fleisch so teuer, wenn die Dänen es doch zu Schleuderpreisen ins Ausland exportieren? Unverständlich sowas, dann lieber erst mal zu

Es macht auch nichts, dass du nicht nur von einer vielleicht hinter dir stehenden Frau Meermond verstanden wirst. Letztere könnte dich durchaus daran erinnern nicht zu vergessen, ordentlich in den Social Media darüber zu jammern, dass immer mehr von den hübschen Läden schließen, die „dein“ Hirtshals oder „dein“ Hjørring so schön gemacht hatten.

Einkaufen in Dänemark
Vermeide dänische Geschäfte lieber, sie sind teurer!

Ignoriere die Verkehrsregeln!

Halteverbote gelten nicht für dich, genauso wenig wie Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Alkoholgrenzen! Wer glaubt schon das Märchen, dass ein Falschparkerticket in Aalborg ganz schnell 150 Euro oder eine vergessene Parkscheibe im Einkaufszentrum 100 Euro kostet? Ist doch lachhaft, dass einem das Auto weggenommen oder gar versteigert wird, wenn man ein kleines bisschen mehr Hygge getrunken hat? Die dämlichen Bumper in den Dörfern sind doch prachtvolle Sprungschanzen und wie kann das überhaupt sein, dass Blåvand im Sommer sooooo voll ist, dass man nur mit 40 durch die Massen fahren kann? Die dänischen Polizisten bzw. Parkwächter haben sicherlich vollstes Verständnis für dich als PSverwöhnten Urlauber aus dem Land der SUV-Helden und Mercedes-Herrscher. Den Aufschlag für die Recherche im Ausland bezahlst du aus der Portokasse!

Autofahren in Dänemark
Gib Gas und parke, wo und wie du willst!

Erobere die Dünen!

Fühl dich wie Reinhold Messner, wenn du die gewaltigen Sandberge an der Nordsee erklimmst! Halte dich an den reichlich herumstehenden Büscheln fest und trample alles platt, was dir im Weg ist. Auf den Skipisten genau wie in den Dünen: immer schön abseits der ausgewiesenen Strecken, denn die sind was für Weicheier! Dänen lieben es, den Urlaubern dabei zuzusehen, wie sie ihnen wildes Bergsteigen in geschützten Naturgebieten vormachen und auf Schutz ihrer bedrohten Küsten pfeifen. Querfeldein ist anstrengend, darum vergiss die Brotzeit nicht. Wo kann man schöner picknicken als in den Dünen? Und es sieht ja auch keiner, wenn du dort deine Würstchen grillst und deinen Müll gleich dort lässt. So ein Aufstieg schwächt schließlich und du brauchst Schwung für das Abrutschen und Niederwalzen der so wichtigen Dünenbewachsung.

Und wenn wir schon bei Zerstörung und Vermüllung sind:

Wirf deinen Müll auf den Strand!

Jawohl, richtig gelesen! Wirf ihn einfach hin! Es liegt eh schon genug Plastikmüll am Strand herum und es macht den Kindern eine saumäßige Freude, beim Buddeln auf zerbrochene Bierflaschen zu stoßen. Ist doch hyggelig, eine Buddel am Strand zu kippen und gleich mit den Kippen im Sand zu verbuddeln. Die Scherben glitzern so kreischend in den Fingern und harmonieren mit dem Rot austretender Bluttropfen. Erholung ist schließlich das A und O – vor allem am Strand, nicht?

Müll Strand Dänemark Plastik
Wirf deinen Müll dazu, dänische Strände sind weit!

Spaß beiseite

Der obige Artikel ist eine Satire. Das heißt, dass ich bewusst übertreibe und Vorurteile aufgreife. Nicht jeder Urlauber in Dänemark verhält sich so.

Fakt ist aber, dass ich alle Dinge, über die ich mich im Text „lustig“ gemacht habe, mindestens schon einmal gesehen habe. Manche schon mehrmals.

Und dass im Sommer 2018 eines meiner Kinder am Strand beinahe von einem Auto angefahren worden wäre und tatsächlich eine Vollbremsung notwendig war, ist kein Spaß mehr. Wir waren nur wenige Meter von der Brandung entfernt! Geht’s noch?

Im Sommer 2019 gehe ich nur noch mit Knüppel an den Strand. Diesen knalle ich dem nächsten Vollhorst an der Brandung auf die Motorhaube. Vorsicht also im Bereich von Blokhus bis Tornby.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

30 Comments

  • Dansk

    Ein bischen aggressiv …. ? Auch wenn also Satire beschrieben 😉
    Hiier in Denmark sind wir doch gemuetlich … Komme nach Aarhus und lass den Stress daheim bitte.

    • Meermond

      Für hyggelige Dänen mögen diese Worte vielleicht wirklich aggressiv wirken. Aber deutsche Satire funktioniert wirklich so und wir können über sowas tatsächlich schmunzeln oder im Idealfall darüber nachdenken, was ich in Wahrheit sagen möchte.
      Ich liebe Aarhus und freue mich schon auf meinen nächsten Besuch dort. Viele Grüße aus Nordjütland

  • Steff

    Haha, vielen Dank für diesen Text. Traurig genug, dass man extra darauf hinweisen muss, dass es sich um Satire handelt. Aber was erwartet man in einer Welt, in der man „Verschmutzungsrechte“ kaufen kann, anstatt die Probleme grundlegend und effektiv bei den Ursachen zu packen.
    Gefällt mir gut hier, informativ und unterhaltsam, dabei noch optisch ansprechend. #Bookmarked# 😉

  • Christine

    Einfach herrlich! Selten so gelacht! Das trifft exakt meine Meinung und Beobachtungen.Aber leider werden es doch wieder nur die Falschen lesen, die, die es nicht machen- und die, die es machen, sehen nicht ein, das sie was falsch machen..Seufz!

    • Meermond

      Ja, da hast du Recht, diejenigen, die der Text erreichen sollte, werden ihn wohl nicht lesen. Aber vielleicht kennt einer von den Lesern einen von diesen „Vollhorsten“ und stupst ihn mit der Nase auf die Zeilen? Wenn nur einer mal nachdenkt, freue ich mich schon ?
      Herzliche Grüße

    • Christine

      Hallo Meermond, das Problem ist, dass sich die meisten Menschen nichts mehr sagen lassen. Eine neue Frechkultur wächst stetig-nach dem Motto: Ich mach das einfach, es interessiert mich nicht die Bohne, was andere dazu sagen. Selbst bei den Dänen scheint sich etwas zu verändern: Ich bin neulich ganz fies abgedrängt worden, als ich aus dem Elbtunnel kam- und ich konnte es nicht glauben: Von einem dänischen Fahrzeug! Ich denke diese Veränderung in der Gesellschaft hat damit zu tun, dass die Menschen keine Konsequenzen für ihr Handeln zu spüren bekommen. Es wird vieles entschuldigt oder man bekommt zu hören, man solle alles nicht so eng sehen…die Gefahr dabei ist, das wirklich gefährliche Aktionen unterschätzt werden (wie z.B. am Strand an Kindern vorbeizurasen) und die Leute keine Vorstellung haben, wieviel Unglück und Leid sie damit verursachen können, weil sie alles im Fernsehen sehen aber direkt nicht damit konfrontiert werden.

  • Ulli

    Eigentlich gefällt mir das ja gar nicht! Aber weil es so herrlich satirisch ist, dann eben doch – aber, Tourist*innen benehmen sich eben im Urlaubsland wie daheim, das gibt zu denken!
    herzlichst, Ulli

        • Meermond

          Srimmt! Ich habe irre Hundeangst und ich finde es immer wieder megafein, wenn ein solches Tier in Richtung unserer Picknickdecke rast und einen Bissen abhaben will. Über meine „Freundenschreie“ freut sich die ganze Jammerbucht ?
          Aber vor denen brauche ich ja keine Angst haben, weil „die sind ja sooooo lieb, dass sie sogar dich von deiner Angst heilen können“….
          Hihihi.
          Liebe Grüße und danke für die Ergänzung ?

  • Silke

    Das hast du toll geschrieben, ja einige Dinge davon habe ich auch schon erlebt..Besonders peinlich finde ich es oft in den Supermärkten. Wenn´s kann schlimm ist, antowrte ich auf Dänisch und hab dann meine Ruhe 🙂
    In dem Sinne,
    liebe Grüße
    Silke

    • Meermond

      Cool, wenn man es beherrscht! Ich liebe ja den Überraschungseffekt, wenn ich mich auf Dänisch z.B. mit der Person an der Kasse unterhalte und meine kleinen Bosheiten in derbstem Bairisch heraus brumme. Zum Kringeln lustig! Das Gesicht ist herrlich! ?

  • Stella, oh, Stella

    Ich habe mich schlapp gelacht! Ausser bei dem mit den Autos. In meinen Augen gehören die einfach nicht an den Strand. Sie sind ja auch nicht im Schwimmbad oder im Stadtpark oder? Jemandem, der so bescheuert fährt würde ich nicht aus dem Sand helfen. Soll er doch den Abschleppdienst rufen.

  • Jutta Weiß

    Total klasse geschrieben. Auch ich habe schon so einiges nicht schönes dort erlebt. Toootal apettitlich finde ich die urplötzlich nach stärkerem Wellengang auftauchenden kleinen, schwarzen, mit Glück zugeknoteten Tüten die in der Nähe der Brandung vorwitzig aus dem Sand linsen. Ja geht’s eigentlich noch??? Erstens stehen Mülleimer am Strand und zweitens gibt’s es diese Tütchen auch kompostierbar. Ich bin selbst Hundebesitzer und leider konnte auch ich meinem Vierbeiner nicht beibringen ein WC zu benutzen……aber da entsorge ich die Küttel doch besser richtig.
    Aber……es sind nicht IMMER die Touris die wie die Irren über den Sand düsen. Grad am WE sind etliche junge dänische Heizer am Meer unterwegs.

    • Meermond

      Danke dir. Ich weiß, dass sich Dänen auch daneben benehmen. Aber als Gast in ihrem Land darf ich ihnen keine Tipps geben, wie sie sich richtig zu verhalten haben. Aber ich hau auch einem dänischen Raser, der das Leben meiner Kinder gefährdet, auf die Raserhaube. Da pfeif ich auf Gaststatus. ?

  • Claus H.

    Herrlich, ich habe echt gelacht, auch wenn es sehr sehr traurig ist. Und auch ich als Touri habe das alles schon erlebt. Auch wenn ich mir viel Mühe gebe und mich so verhalte, wie ich es von anderen auch erwarte, hat sich der eine oder andere bestimmt auch schon über mich geärgert oder lustig gemacht. Aber ich werde mir weiterhin Mühe geben, mich vernünftig zu verhalten, fällt mir irgendwie auch gar nicht schwer, schliesslich bin ich Gast ind möchte wiederkommen dürfen.

  • bodyguard4you

    dabei fällt mir ein alter Songtext ein …

    *gegen die Strömung … gegen den Wind … lass sie doch labern … blöd wie sie sind … gegen die Strömung … gegen den Wind … dass ich nicht lache … WIR war´n die Meister … im sich daneben benehmen … gegen die Strömung … gegen den Wind … lalalala … *

    OMG … den Wurm krieg ich jetzt den ganzen Tag nicht aus dem Ohr …

    Beste Grüße …

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