Leben in Dänemark

Dänemark – mal nicht wie aus dem Reiseführer

Mit Dänemark verbinden die meisten Dünen, Meer, Ferienhäuser, freundliche Menschen und Glücksgefühl. Zu Recht, denn genau das prägt das Land. Heute möchte ich aber Fotos zeigen, die man wohl eher weniger in einem Reiseführer entdecken wird. Doch auch diese Bilder gehören zu Dänemark. Manche davon sind bezaubernd, andere dagegen stimmen nachdenklich. Und wieder andere geben Einblicke in das Leben der Menschen jenseits der hyggeligen Ferienhausgebiete.

Seit vielen Jahren gehört Dänemark zu den beliebten Reisezielen der Deutschen. War es in den 70ern noch etwas exotisch, von einer Reise in das nördliche Nachbarland zu erzählen, wächst die Anzahl derer, für die sich Dänemark in ein innig geliebtes Reiseland verwandelt hat, rasant. In den sozialen Medien häufen sich Formulierungen wie zum Beispiel „Herzensheimat“, „wir Herzensländer“ oder „gelobtes Land“. Jedes Jahr werden es mehr, die das kleine Inselreich als innig geliebtes Reiseland feiern. Alle, auch wir, teilen atemberaubende Fotos und tragen so dazu bei, genau ebenjenes gelobte Land zu erschaffen.

Symbolbild für Dänemark

Natur – mal nicht wie aus dem Reiseführer

Dänemark ist eben nicht nur Dünengras und Strand. Hinter den weiten Stränden und ausladend wirkenden Heidegebieten findet man überwiegend landwirtschaftlich genutzte Flächen. In ihnen steckt der Schweiß von Generationen, die eher karges Heideland und weitläufige Sumpfgebiete in fruchtbare Äcker verwandelt haben. Bei Kongenshus Mindepark erhalten Besucher einen Einblick, wie hart diese Arbeit gewesen ist. Heute ist der Großteil der dänischen Natur im Privatbesitz oder wird landwirtschaftlich genutzt.

Die kleinen Hügel inmitten der Felder dürfen weder eingeebnet noch bestellt werden. Sie sind entweder Hügelgräber oder Drumlins aus der Eiszeit und stehen unter Schutz.

Dänemark ist im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern sowohl im Bereich Naturschutz als auch bezüglich des Anteils an unberührter Natur am unteren Ende anzusiedeln.* Nur ein Viertel des gesamten Landesgebiets ist Naturfläche (Wald, Wasserläufe, Seen, Heide, Moore und Parks). Die weit erscheinenden Heideflächen machen hiervon wiederum lediglich 14 % aus. Umso erfreulicher ist es, dass das Land derzeit intensiv über die Renaturierung von Moorflächen diskutiert und dass weitere Naturschutzgebiete und Nationalparks ausgewiesen werden sollen. Intensive Landwirtschaft, Pestizidfunde im Grundwasser*, Überdüngung und Massenviehzucht werden zunehmend kritisch beäugt.

Nerzfarmen und riesige Schweinemastbetriebe gehören zu Dänemark dazu.

Alltagsleben

Dänemark ist für viele ein Synonym für Hygge. Es stimmt schon, dass das Leben in Dänemark langsamer, stressfreier und ziemlich hyggelig ist. Aber auch hier gibt es das ganz normale, eben nicht so hyggelige Alltagsleben mit Sorgen, Belanglosem, Terminen, unangenehmen Tätigkeiten, Güllegeruch statt Seewind und wochenlang anhaltendem, miesem Wetter.

Es gibt viele Bauernhöfe und schmale Landstraßen in unterschiedlichem Abnutzungs- und Befestigungsgrad in Dänemark. Diese hier ist in ausgezeichnetem Zustand.
Es gibt sehr wohl schlechtes Wetter in Dänemark. Oft viele Wochen am Stück und ohne Unterbrechung.
– … –
In Dänemark wird der Rasen eigentlich überall extrem kurz und sehr oft gemäht – bis runter auf die Erde. In Gärten wie auf öffentlichen Flächen.
Dänischer Rohbau: Immer häufiger kann man mit Isolierung befüllte und mit Ziegeln verkleidete Holzbauten sehen.
Das Innere einer Insel im Kreisverkehr
Dänische Krankenwagen leuchten knallgelb und erinnern im Klang an amerikanische.
Es gibt tatsächlich leere Ortsschilder hier, die mich zu witzigen Montagen anregen.

Ich hätte noch so viele weitere Fotos! Ich könnte eine ganze Beitragsserie bebildern. Doch ich belasse es für heute hiermit.

Bei Instagram zeige ich öfter Fotos mit alltäglichen Szenen in den Storys. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie eben eine andere Seite von Dänemark zeigen, die man weder in Reiseführern noch während des Urlaubs sehen kann. Wenn du dieses Dänemark auch kennenlernen möchtest, dann folge mir doch einfach auf Instagram: Meermond.

Vi ses,

Weitere Informationen

Seit 2008 wurden in Dänemark fünf Nationalparks eingeweiht: Thy, Mols Bjerge, Wattenmeer, Skjoldungernes Land, Kongernes Nordsjælland. Es wird aktuell um die Ausweisung weiterer Flächen diskutiert. Weitere Einblicke: auf Deutsch, Folder mit Fotos auf Dänisch.

* verwendete Quellen

Dänemark am unteren Ende der Naturschutzskala

Danmarks Statistik Zusammenfassung

Detaillierte Zahlen und Diagramme von Danmarks Statistik

Pestizide im Grundwasser

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

20 Comments

    • Meermond

      Natürlich sind sie „nur“ Menschen und das ist auch gut so. Ich betrachte die zunehmende Glorifizierung des Landes gerade in den sozialen Medien als etwas weltfremd.

  • Sandra

    Sorry, nicht zum Beitrag passend…
    Will Euch fragen, ob Ihr die „Zahlen“ nutzt und endlich Eure Verwandtschaft und alte bayrische Heimat besucht in den Ferien? Wenn ja, wünsche Euch dann eine schöne Zeit ??.

    • Meermond

      Wir haben noch keine Schulferien und müssen aus beruflichen Gründen noch warten. Aber wir werden nach Bayern fahren. Sonst werde besonders ich aggressiv und flipp aus.
      LG

  • Angela

    Ein guter Bericht!
    Ich liebe es, wenn du die Schönheit von Dänemark beschreibst und erfreue mich an den Bildern, ist es nicht letztendlich auch das, was mich immer wieder dorthin zieht.
    Aber es ist höchst interessant Altägliches zu erfahren und was das Land und die Menschen beschäftigt. Deshalb mag ich auch euren Podcast sehr.
    Naturschutz zu etablieren und auszubauen ist natürlich bei der bestehenden Landwirtschaftslobby in einem von der Landwirtschaft geprägten Land sehr schwer. Der Weg ist mühsam, aber er ist wenigstens in den letzten Jahren gestartet worden, Es kann also nur bergauf gehen.
    Ich wünsche euch ein wunderschönes Wochenende.
    Liebe Grüße Angela

    • Meermond

      Es ist leider noch nicht genug. Hier wie dort nicht. Aber zumindest bemerken das immer mehr ?
      Ich danke dir sehr und wünsche dir auch ein schönes Wochenende ❤️

  • Christine

    Als Mitglied diverser Facebookgruppen für Dänemark ist mir die Schwärmerei und manchmal schon an Fanatismus grenzende Dänemarkliebe unserer Landsleute und das „Meine zweite Heimat“ – Gerede manchmal wirklich zuviel. Auch das Posten von Dänischen Kuchen, Hotdogs oder dem Bier auf dem Gartentisch des Ferienhauses finde ich manchmal auch wirklich etwas flach.Wenn man sich für ein Land interessiert, dann nicht nur für den Kuchen, das beste Ferienhaus und die neueste Buchung ebensolchem. Dein Bericht finde ich auch deshalb so gut, weil es auch mal dieses „Heiligtum“ der Deutschen auf ein ganz normales Niveau setzt und auf den Boden der Tatsachen herunterholt. Ich habe gerade in diesem Sommer bei meinem letzten Aufenthalt in Dänemark gedacht, dass z. B. die normalen kleinen Wohnstädte eigentlich ziemlich ausgestorben wirken. Und ein Däne kann auch schon mal richtig unfreundlich sein… Also diese ganze Schwärmerei von „Herzensland“ und „Zweite Heimat“ scheint mir auch ein bisschen Wunschdenken der Deutschen Touristen zu sein. Ich liebe Dänemak einfach auch und gerade deswegen, weil es eben nicht perfekt ist. Danke für Deinen Bericht!

    • Meermond

      Ich sehe es genau so wie du. Als Urlauber sieht man aber Vieles einfach nicht oder zumindest anders. Auf alle Fälle ist die Verklärung des Landes inzwischen an einem Punkt angekommen, den man kritisch betrachten muss. Das finden wir zumindest ?

  • Flussradler

    Die Bilder sind deutlich ästhetischer, als ich sie bei der Überschrift erwartet hätte.
    Die Kreisverkehre (in deren Mitte stets ein modernes Kunstwerk stehen muss, das ist wohl gesetzlich vorgeschrieben), Felder und das miese Wetter kenne ich persönlich. Um diese Dinge im Urlaub nicht zu sehen, muss man die Augen schon fest zusammenkneifen.
    An den landwirtschaftlichen Flächen habe ich folgende Unterschiede entdeckt: Die Heuballen sind viereckig, auf den Feldern sitzen Möwenschwärme, auf den Weiden sehr viele neugierige Kühe und in den Wildpflanzenstreifen am Rand sind deutlich mehr Insekten unterwegs. (Einen engen Massentierstall voller Kühe habe ich aber auch mal gesehen, überraschenderweise in einer ehemaligen Schlossanlage.)

    • Meermond

      Ich hatte nicht vor, abschreckende Fotos zu zeigen. Ich wollte im Wesentlichen darauf aufmerksam machen, dass es hier eben nicht nur Dünengras und Softeis gibt. Sieht man sich bei Instagram oder Facebook um, so schaut es doch ausschließlich nach leerem Strand, Kuchen und Ferienhaus aus. Zeige ich Fotos ohne Meer und Urlaubsklischees, erreiche ich einen Bruchteil an Aufrufen. Das kann man sogar anhand von Likes und Reaktionen ablesen.
      Natürlich bemerkt man das, was ich gezeigt habe, auch im Urlaub.
      Wenn man will! In den Medien oder Reiseführern sieht man diese Bilder eher nicht.
      Insektenstreifen sind hier in diesem Jahr auffällig weiten „grünen Wüsten“ gewichen. Das findet seinen Platz in einem bald erscheinendem Beitrag.
      Herzliche Grüße ?

    • Meermond

      Natürlich nicht, sie sind ja auch nicht wirklich relevant für Touristen. Aber ich bin der Meinung, dass auch solche Bilder es verdienen, gezeigt zu werden. ?

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