Dänische Traditionen – Silberhochzeit
Diese Woche durften wir eine dänische Silberhochzeit mitfeiern! Es gibt eigentlich keine richtig festen Traditionen zum 25jährigen Ehejubiläum und das eine oder andere Paar verreist extra, um eventuellen Festivitäten oder ungewünschtem Trubel zu entkommen. Doch wer sich dazu entschieden hat, am Ehrentag zu Hause zu bleiben, der darf sich wohl auf eine selbstgemachte Ehrenpforte und morgendlichen Gesang freuen. Æresporten – die Ehrenpforte Üblicherweise binden Familie und Freunde eine æresport (Ehrenpforte) aus grünen Blättern und Blumen. Oben wird dann ein Schild mit den Namen des Paares angebracht und beides am Hauseingang befestigt. Durch diese Pforte darf dann das Paar schreiten, nachdem es am Morgen geweckt wurde. Musste man bei der kobberbryllup (12,5 Jahre) noch unter einem halben Rahmen, der üblicherweise mit Gemüse verziert wird, hindurchkriechen, darf man bei der sølvbryllup (Silberhochzeit) aufrecht schreiten. Die Pforte wird am Vorabend des Hochzeitstages aufgebaut. Man wartet, bis das Paar zu Bett gegangen ist, damit es davon ja nichts bemerkt. Mich wundert es noch immer, dass unsere Nachbarn weder das Gelächter noch das Bohren des Akkuschraubers gehört haben wollen. Und woher sie überraschender Weise am Dienstag früh gewusst haben, dass sie sich hinter dem Garagentor aufstellen müssen und eben nicht bei der Haustüre, ist und bleibt ominös. Die Überraschung und das Überraschtsein trotz wochenlanger Planung gehört offenbar dazu. Manche Paare sollen sogar so überrascht sein, dass sie gar im Schlafanzug vor die Tür treten. Tststs 😉 Morgenvækning Bereits vor drei Wochen wurden Familie, Freunde und Nachbarn via Zeitungsannonce dazu eingeladen, die Silberhochzeit mit einem morgenvækning (Wecken) zu feiern. Dazu sollte man sich um sieben Uhr morgens bei angegebener Adresse einfinden. Vom Balkon aus sahen wir bereits um halb sieben die ersten Gäste und leuchtende Fahnen entlang der Straße und am Haus. Um Punkt sieben befanden sich etwa 30 Menschen auf der Straße, die in Begleitung von zwei Trompetern zu traditionellen Gesängen zusammen gekommen waren. Wir sangen ➲ „I østen stiger solen op“ (im Osten geht die Sonne auf) und ➲ „Der er så yndigt at følges ad“ (Es ist so schön gemeinsam zu gehen). Mir wurde erzählt, dass sowohl eine Musikkapelle und auch Böllerschützen zum morgenvækning möglich sein können. Ich war froh, einer eher gemäßigten Version beiwohnen zu dürfen. Wie immer wurden mehrere Strophen angestimmt und natürlich hatte man Textblätter vorbereitet. Am allerbesten fand ich den filmreifen Auftritt des Jubelpaares. Als wir mitten im zweiten Lied waren, hob sich das Garagentor langsam nach oben und im Rahmen tauchten unsere Nachbarn auf. Fein herausgeputzt und die Braut im Originalkleid. Das war schon große Klasse! Wer noch in die Kleidung vom Hochzeitstag passt, der trägt sie zu diesem Anlass gerne noch einmal, klärte man mich auf. Morgenmad Nach dem Gesang reihten wir uns alle zu den Glückwünschen auf und machten uns dann gemeinsam auf den Weg zum morgenmad (Frühstück). Unsere Nachbarn hatten dazu einen Raum im nahe gelegenen samlingshus (Gemeindehaus) reserviert. Dort erwartete die Gäste ein reichhaltiges Buffet, Kaffee und Schnaps. Jawohl, vereinzelt wurde tatsächlich ein Gammeldansk zum Frühstück getrunken! Um halb zehn war dann erst einmal Pause, bis es dann am Abend mit einem festlichen Abendessen im Versammlungshaus weitergehen sollte. Manche Paare halten ihren Morgenkaffee im eigenen Haus ab, andere wiederum gestalten eine Art „Tag der offenen Tür“, zu dem jeder, der gerade Zeit hat, vorbeikommen darf. Und natürlich wehen viele Fahnen. Die Abendveranstaltung unterschied sich bis auf das in Dänemark übliche, gemeinsame Singen nicht von einer deutschen. Skål! (Quelle Beitragbild: pixabay, Foto: auzza38)
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