Meermond
Allgemein

Danmark lukker ned – Tag 1

Als gestern Abend um halb neun Mette Frederiksen die Worte Danmark lukker ned ausgesprochen hatte, begann ich tatsächlich zu weinen. Was bedeutet das nun? Was geschieht mit uns?

Die Ansprache der Staatsministerin war gefasst und wurde in sehr ernstem Ton vorgetragen. Es war eine gute Ansprache an alle, welche explizit dazu aufgerufen wurden, zusammenzustehen. Wenn auch nicht länger physisch! Ein Fehler war jedoch ihr Satz: Ihr braucht jetzt kein Rugbrød und kein Toilettenpapier hamstern, wir werden keine Probleme in der Lebensmittel … Der Rest ist vermutlich bei vielen untergegangen und hatte sich umgehend in ein „Kauf Toilettenpapier und Rugbrød! Jetzt!“ verwandelt.

Noch am gleichen Abend setzte ein Verhalten ein, vor welchem ich mich schon seit Wochen gefürchtet hatte. Einige Zu viele Leute gerieten in Panik, stürmten in Supermärkte, prügelten sich um verbliebene Waren und zwangen Geschäftsleute dazu, die Öffnungszeiten zu verlängern.

Was bedeutet das konkret?

Dänemarks Regierung versucht anhand verschiedener Maßnahmen, den exponentiell ansteigenden Verlauf von Neuansteckungen abzumildern. Sind nämlich zu viele auf einmal krank, bricht das System zusammen. Wir beobachten das ja derzeit in Italien und die Menschen dort tun mir unendlich leid.

Sollten die derzeitigen Bestimmungen greifen und das Tempo der Ansteckungen sich verlangsamen, ist in zwei Wochen wieder alles wie immer.

Dänemark schließt nun also das öffentliche Leben für zwei Wochen. Sollten die derzeitigen Maßnahmen wider Erwarten nicht zu einer Verlangsamung führen, werden unsere Einschränkungen verschärft. Was gilt bisher:

  • Schulen, Kindergärten, Tagesstätten, Ausbildungsstätten und Universitäten sind geschlossen
  • Rathäuser und Bibliotheken sind geschlossen
  • Versammlungen mit mehr als 100 Personen sind verboten
  • Empfehlung zu Homeoffice bzw. Absprachen zu „Rettungsschirmen“ durch Sozialversicherungen bei unbezahltem Urlaub.
  • Befugnisse der Polizei sind gestärkt worden: So ist u.a. das Recht auf Unversehrtheit der eigenen Wohnung aufgehoben und die Polizei darf ohne richterliche Beschlüsse und ggf. auch mit Gewalt eindringen, liegt ein Verdacht auf Infektion vor.
  • Eine Impfung kann erzwungen werden.
  • Operationen und Routineuntersuchungen müssen, wenn möglich, verschoben bzw. abgesagt werden.
  • Man darf nicht mehr zum Arzt gehen, ohne vorher telefonisch mit der Praxis gesprochen zu haben.
  • Wer krank ist, muss zu Hause bleiben. Bei Symptomen von COVID-19 muss man den telefonischen Anweisungen des Arztes folgen, der einen dann ggf. weiterleitet.
  • Von Reisen nach Bayern und NRW wird abgeraten.
  • Die Grenzen sind offen.

Wie fühlt sich das an?

Gestern Nacht lag ich wach. Ich war unsicher und mein Herz raste.

Heute geht es mir besser. Ich anerkenne die präventiven Maßnahmen als richtig. Ich amüsiere mich angesichts der Tatsache, dass in dänischen Supermärkten Rugbrød, Klopapier und Hefe knapp wird. Jawoll, der Däne hamstert Hefe statt Nudeln und Tomatenmark.

Die Kinder lagen heute viel auf der Couch und schauten Trickfilme. Der Sturm brüllte mit dem Fernseher um die Wette, ich machte ein längeres Mittagsschläfchen und Alexander organisierte Homeoffice.

Der erste Tag verlief im realen Leben ruhig, wohingegen mein Handy sich angesichts vieler eingehender Nachrichten und Anfragen regelrecht heiß brummte. Ich hörte am Nachmittag damit auf, alle Anfragen zu beantworten und beschloss, dieses Tagebuch zu schreiben.

Bleibt gesund!

Wie geht es weiter?

Wir werden lesen, renovieren und entrümpeln. Beobachten, berichten und abwarten.

Und heute Nacht hoffentlich gut schlafen.

Liebe Grüße,

Marion und Alexander

Lesetipp:

Teilen:

Kommentar verfassen

21 Kommentare

  • Antworten
    Ein Leben in anderen Schuhen - Meermond
    7. September 2020 at 14:05

    […] mehr sicher bin, ob das ein Weg in meinen neuen oder eher alten Schuhen ist. Denn kurz nach der ➡ Schließung der Grenzen im März 2020 sah es in Blokhus so […]

  • Antworten
    Reinhold A. Schindler
    14. März 2020 at 6:40

    Moin,
    wir wollten in 2 Wochen zu Acht nach Dänemark:eine Hälfte nach Fanö,die Andere nach Grönhjer,
    Wir sind enttäuscht,aber wat mut,dat mut.Wenn die Dänen etwas machen,hat es meistens Hand und Fuß!
    Liebe Grüße an alle Dänemarkfreunde
    Reinhold HH

    • Antworten
      Meermond
      14. März 2020 at 21:25

      Ich weiß noch nicht, wie ich das alles finden soll 🙁 Ich hoffe, es wird bald alles wieder gut. Bleibt gesund, Marion

  • Antworten
    ErzieherIn
    13. März 2020 at 2:56

    Ich kann dir sehr gut nachfühlen.
    In Hamburg enden morgen die Ferien. Und ich mache mir seit Tagen sehr viele Gedanken. Ich schwebe in einem Gefühl zwischen Angst und innerer Zurede, und bitte um etwas mehr Glauben an das Gute. Und so bekommt die Jahreslosung für mich einen tiefen Sinn: „Ich glaube! Hilf meinem Unglauben!“ aus Markus 9,24
    Ich gebe zu, für mich als Erzieherin in einer Kita hätte die Anordnung, Schulen und Kitas ab Montag für die nächsten zwei Wochen zu schließen, etwas Beruhigendes… Bleibt gesund

    • Antworten
      Rabenzahn
      13. März 2020 at 11:14

      Ich kann das nachvollziehen! Gerade wenn Kinder keine oder nur geringe Symptome zeigen, ist die Gefahr der Weiterverbreitung und Ansteckung besonders hoch. Bei Läusen juckt wenigstens der Kopf und trotzdem verbreiten sie sich gerne.

      • Antworten
        ErzieherIn
        13. März 2020 at 15:02

        Danke für den netten Vergleich und ein wenig Humor 🙂

      • Antworten
        Meermond
        13. März 2020 at 22:03

        Hihi … es juckt mich beim Lesen. Kennst du das?

        • Antworten
          Rabenzahn
          14. März 2020 at 7:57

          Ich hab bestimmt noch irgendwo einen Läusekamm ?

    • Antworten
      Meermond
      13. März 2020 at 22:02

      Inzwischen hat sich ja auch in Deutschland viel getan. Pass gut auf euch auf. <3

  • Antworten
    gkazakou
    13. März 2020 at 1:07

    Bei uns in Griechenland ist es ähnlich, wenngleich einbrechen in die wohnung nicht vorgesehen ist. Probleme haben natürlich alle, die auf daspersönliche Erscheinen der Kunden angewiesen sind. die übrigen scheinen es gelassen zu nehmen, ich auch,. Die Schulen sind seit ein paar Tagen zu, auch alle anderen Bildungseinrichtungen, Theater etc. Bei Bestwetter war heute Hochbetrieb im Stadtwald, man sah viele Familien, ganz ungewöhnlich am Wochentag, spielen und lagern. Schön war das und sehr geruhsam.
    Bleibt gesund! Gerda

    • Antworten
      Meermond
      13. März 2020 at 22:04

      Liebe Gerda, danke für den interessanten Einblick in die griechische Situation. Ich empfinde das alles gerade auch als ungewöhnlich und sehr ruhig. Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt. Ein derartiges Erlebnis ist erinnerungswürdig – so oder so. Pass gut auf dich auf, Marion

  • Antworten
    Stella, oh, Stella
    12. März 2020 at 22:26

    An der „normalen“ Grippe sind in dieser Saison übrigens bereits 300 Menschen in Dänemark gestorben, eine niedrige Zahl … letztes Jahr waren es 790 und das Jahr davor mehr als 1200. Die niedrige Anzahl der Todesfälle ist sicherlich auf die vermehrte Hygiene wegen Corona zurückzuführen, was zeigt, dass diese persönlichen Massnahmen während jeder Grippesaison zu empfehlen sind. Aber wegen der 300 Grippetoten macht man nicht Dänemark dicht … und die normale Grippe kann auch für junge Menschen gefährlich werden. Wo ist die Logik???

    • Antworten
      Rabenzahn
      13. März 2020 at 11:11

      Das Problem ist die Möglichkeit der Ansteckung auch ohne Symptome, das führt unweigerlich zu einer Potenzierung der Zahl der Infizierten.

      • Antworten
        Stella, oh, Stella
        13. März 2020 at 15:49

        Aber die meisten Corona Fälle sind leichte Fälle, also die Zahl der Infizierten ist nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist, dass der Virus als gemeingefährlicher Killervirus dargestellt wird, wenn er in Wirklichkeit nicht schlimmer ist als die so genannte Influenza, für die die Länder nicht diese grossen Massnahmen veranstalten. Was wurde getan als 2018 25.000 Menschen in Deutschland an Grippe starben? Hat die Öffentlichkeit überhaupt etwas davon erfahren?

        • Antworten
          Rabenzahn
          13. März 2020 at 16:17

          Vielleicht hat man auch aus der Vergangenheit gelernt, es gibt ja jetzt auch die Vierfachimpfung gegen Grippe für alle. Es geht ja nicht nur um das eigene Risiko, sondern um die Weiterverbreitung, zumal es noch keinen Schutz davor gibt.
          Ich finde es daher völlig in Ordnung, Schulen vorübergehend zu schließen.

          • Stella, oh, Stella
            13. März 2020 at 17:37

            Es gibt keinen 100%igen Impfschutz gegen Viren, weil die ständig mutieren …

        • Antworten
          Meermond
          13. März 2020 at 22:09

          Das ist erschreckend. Das war mir gar nicht bekannt! Danke für den Hinweis. <3

    • Antworten
      Meermond
      13. März 2020 at 22:08

      Solche Fragen stellen jetzt viele. Ich weiß nur, dass das alles wesentlich schlimmer als eine Grippewelle zu sein scheint. Die Ansteckung muss wohl deutlich aggressiver sein als beim Influenza Virus. Der ist auch nicht ohne, da geb ich dir vollumfänglich Recht. Aber dass Gesundheitssysteme derart zusammenbrechen …?

      • Antworten
        Stella, oh, Stella
        14. März 2020 at 0:23

        Wer sagt denn, dass die Ansteckung deutlich aggressiver ist? Die Zahlen für die Influenza werden ja nicht genannt. Das mit den 300 Grippetoten wurde in einer Mini-Notiz in einer Zeitung erwähnt. Für 300 Tote braucht man schon eine riesige Anzahl Infizierte.