Danmark lukker ned – Tag 2
Eigentlich müsste ich mir jetzt eben eine neue Überschrift ausdenken. Denn die Ereignisse haben sich in den letzten Stunden überschlagen. Morgen um 12 Uhr schließen die Grenzen und niemand darf ohne triftigen Grund bis zum 13. April einreisen.
Wir haben es uns schon heute Nachmittag gedacht, als offiziell folgende Worte ausgesprochen wurden: Wenn du verreisen willst, dann lass es. Alle, die gerade im Ausland sind, kommt schnellstmöglich nach Hause.
Dänemark sperrt zu
Es ist erstaunlich, dass in der Spiegel App aufploppt, dass Donald Trump den nationalen Notstand ausruft, wohingegen das Nachbarland Deutschlands lediglich zweitrangig erwähnt wird. Dabei haben schon unzählige Deutsche bereits heute ihre Koffer gepackt und sich auf die Fahrt in den Norden gefreut! Ich fühle gerade in diesen Minuten die gleiche Enttäuschung. Denn unsere geplante Reise nach Schweden in einen Traum am See hat sich hiermit auch erledigt.
»Alle turister og udlændinge, der ikke kan bevise, at de har et formål i Danmark, får ikke lov til at komme ind i Danmark. Danskere vil altid få lov til at komme ind i Danmark,« lød beskeden fra Mette Frederiksen. (Sinngemäß: Alle Touristen und Ausländer, die keinen triftigen Grund nachweisen können, dürfen nicht nach Dänemark einreisen. Dänen haben immer das Recht dazu.)
Personen, die hier arbeiten oder hier wohnen, Waren liefern oder ernsthaft erkrankte Familienmitglieder besuchen wollen, dürfen weiterhin einreisen. Urlauber nicht. Das ist eine harte Entscheidung, doch angesichts der rasant gestiegenen Anzahl an Erkrankten nachvollziehbar: Man versucht, den exponentiellen Anstieg der Infektionen abzubremsen, um einen Zusammenbruch des Gesundheitswesens zu verhindern. Die Krankheit lässt sich nicht aufhalten bzw. ausmerzen, es gilt, die Anzahl an zu versorgenden Menschen gering zu halten. Heute waren es schon über 800 bestätigte Fälle, wobei nicht mehr generell getestet wird.
Krank in Dänemark
Es wird jetzt davon ausgegangen, dass jeder Virenträger ist. Nur wer ernsthafte Krankheitssymptome zeigt, wird getestet, um die richtige weitere Behandlung zu garantieren. Bei Krankheit telefoniert man mit seinem Arzt und via App kann man bequem Bescheide, Rezepte und Verordnungen oder Laborergebisse ansehen. Als ich heute Magentabletten bei der Apotheke geholt habe, wurde schon am Eingang darauf hingewiesen, dass es kein Desinfektionsmittel mehr gebe. Und es mögen sich bitte nur noch 10 Personen auf einmal in der Apotheke aufhalten. In der Zeitung las ich, dass man den Apothekern Bußgeld aufbrummen würde, sollten sie mehr als eine Schachtel pro handkøb aushändigen. Das heißt, dass der Kauf mehrerer Packungen freiverkäuflicher Medikamente wie Paracetamol, Hustenmittel usw. jetzt auch beschränkt wird. Offenbar legten sich da manche Vorräte an …
Einkaufen
Nach der Apotheke ging ich einkaufen. Alle Supermärkte haben weiterhin geöffnet. Es gibt bis auf Hefe und Backmischungen eigentlich noch alles. Die Mehlpackungen sind deutlich weniger als sonst, das Brotregal ist auch deutlich leerer.
Tomatenmark gibt es seit dem Hamsterrausch in Deutschland nicht mehr. Im Eingangsbereich des Ladens türmten sich Klopapierpackungen und Küchenrolle meterhoch.
Ich entschied, uns mit Schokolade und Eis zu verwöhnen und füllte meine Tüte mit Glückshormonen.
Familienleben
Heute erhielten wir über das landesweite Schulnetz den Hinweis, dass wir demnächst Material für den Heimunterricht bekommen würden. In Dänemark gibt es keine Schulpflicht, sondern Unterrichtspflicht. Und der Unterricht muss ab Montag daheim abgehalten werden. Kein Problem, unsere Kinder sind in der ersten Klasse, das schaffe ich.
Um die Kinder daran zu gewöhnen, habe ich mit ihnen heute einen Tag geplant, der sich an ihrem Schultag orientiert. Die Unterrichtsfächer und das Material haben wir heute selbst bestimmt:
In der Pause gingen wir zum Spielplatz der Folkeskole. Noch nie sind wir außerhalb der Ferien auf dem Pausengelände gewesen. Die Stille war seltsam, hören wir die Kinder normalerweise in der Pause sogar in unserem Garten kreischen.
Der Alltag ist seltsam still, obwohl wir nicht in unseren Häusern bleiben müssen. Die Stadt ist belebt und doch fühlt es sich merkwürdig an.
Wir fahren morgen ans Meer. Ich muss hier raus.
Liebe Grüße aus Dänemark, bleibt gesund,
Marion
6 Comments
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Ronja
Hallo Marion,
das ist so eine furchtbare Nachricht…wir wollten uns in den Osterferien den Traum von einem Urlaub in Bornholm erfüllen, Fähre ist schon seit 2 Monaten gebucht…Jetzt hoffen wir, dass die Grenze vielleicht ab 14. wieder auf ist und wir die Urlaubswochen noch mal tauschen können, dann könnten wir wenigstens nach Jütland hoch. (Wir sind mit eigenem Womo unterwegs)
Urlaub in Deutschland ist doch nicht so richtig eine Alternative?
Schade auch für euch, dass euer Schwedentrip ausfällt.
Im Sommer wollen wir nach Norwegen, mal schauen ob das was wird…
Passt auf euch auf und grüßt das Meer von mir!
Liebe Grüße aus Kassel
Ronja
Meermond
Hej Ronja, wir hoffen auch, dass sich die Situation in ganz Europa baldmöglichst entspannen wird. Das ist alles erschreckend für mich. Ich grüße ganz herzlich zurück, Marion
Waltraud
Liebe Marion und Familie, auch mein Mann und ich beobachten die Entwicklung sehr gespannt, denn wir lueben dieses LNd einfach, und auch uns tun die Menschen die jetzt Urlaub machen wollten in Dänemark leid, man kann hier so schön entschleunigen. Wir haben Freunde in Frederikshavn mit denen wir in regem Kontakt stehen.Aber auch hier in Deutschland sind heute am Samstagmorgen schon wieder viele Regale im Supermarkt leer, allen voran Toilettenpapier und Mehl. Wir rechnen auch schon damit das wir unsere 5 Wochen Urlaub im Juni in Sæby nicht antreten können, aber die Hoffnung stirbt zuletzt, und was ist ein Urlaub wenn man nicht gesund ist. Übrigens war Eure Berichterstattung über den Umzug von Rugbjerg Knud super, sind damals erst auf Euren Blog aufmerksam geworden und begleiten Euch seitdem weiter.
Dir und Deiner Familie alles gute vor allen Dingen Gesundheit
Med Kærlig hilsen fra fishtown Bremerhaven
Waltraud
Meermond
Danke für die guten Wünsche und dein Kompliment.
Ich denke, im Juni hat sich alles wieder normalisiert. In hoffentlich ganz Europa! Ich grüße dich herzlich zurück
Jutta Weiß
Danke für die neusten Infos.
Ganz ehrlich…ich habe immer noch Hoffnung für Mai, wenn auch nicht viel.
Bleibt BITTE gesund.