Leben in Dänemark

7 Dinge, die ich an Dänemark liebe

… und immer lieben werde! In Dänemark gibt es Dinge, die ich vermutlich sehr vermissen werde, wenn wir umgezogen sind. Einige der folgenden Punkte kennen auch Urlauber, andere hingegen erfährt man nur, lebt man hier im Land. Unsere Zeit in Nordjütland geht bald zu Ende und ich ertappe mich immer öfter dabei, dass ich Resümee ziehe. Heute liste ich auf, was ich besonders an Dänemark zu lieben gelernt habe.

Immer mehr Deutsche verlieben sich in das kleine Inselreich und jedes Jahr werden es mehr, die diese Liebe für sich entdecken. Fragt man nach den Gründen, warum sie ➡ Dänemark als Urlaubsland mögen, so werden zumeist Hygge, nette Menschen, breite Strände, Meer und Entspannung genannt. Bei vielen setzt das Gefühl der Entspannung sogar gleich nach der Grenze ein, wenn ein rigoroses Tempolimit die Menschen von der vermeintlichen Freiheit auf deutschen Autobahnen befreit. Runter vom Gas. Runter vom Stress. Und genau damit beginnt auch meine Liste:

1. Entschleunigung

Die Stimme meiner inneren Wilhelmine – so nenne ich die besserwisserische und gestresste Deutsche in mir – ist in den vergangenen sieben Jahren deutlich leiser geworden. In Dänemark habe ich gelernt, dass langsames Fahren nicht nur sicherer, sondern auch wesentlich erholsamer ist. Aus der ehemaligen Kolonnenspringerin, die auf dem täglichen Weg zur Arbeit Millionen von Nerven und zorngebrüllte Dezibel auf der Straße ließ, weil Kindergartenkernzeiten und Berufsbeginn einfach nicht zu vereinbaren waren, ist eine Person geworden, die manchmal überhaupt nicht mehr überholt. Ich fahre inzwischen gerne 80 auf der Landstraße. Den sprichwörtlichen Hut trage dabei ich nicht.

Dänische Landstraße, die durch liebenswerte Landschaft führt
Entspannung auf der Straße

Die Dänen fahren nicht nur langsamer, sie leben auch so. Und das ist unglaublich wohltuend.

2. Familienfreundlichkeit

Überall sind Kinder erwünscht. Ich habe es noch nicht erlebt, dass man sich in der Öffentlichkeit über Kinder beschwerte. Weder im Restaurant noch in einer Sauna im Schwimmbad. In Schwimmbädern wird besonders stark auf die Bedürfnisse kleiner Badegäste eingegangen: Laufstall inmitten der Umkleide, Schwimmgürtel, Wickeltische, Duschsitze, Babywannen, Wickelraum in der Schwimmhalle, Moosgummispielzeug und Eimerchen … Ein dänisches Schwimmbad ist ein Kinderparadies und für die gestressten Eltern gibt es einen Wellnessbereich. Der Zutritt ist erst ab 16 erlaubt und manchmal sogar ohne Aufpreis nutzbar.

Bibliotheken sind oft wahre Spielparadiese und in Museen gibt es immer spezielle Aktivitäten für die kleinen Besucher. Viele Freizeitangebote und eine flexibel planbare Ferienwoche machen das Land (er-)lebenswert.

Kind spielt mit Farben in einem dänischen Museum
Kinder erwünscht

Hier gibt es keine starren Kernzeiten in Kitas oder Kindergarten. Ich durfte täglich andere Hol- und Bringzeiten haben und selbst bestimmen, wann die Kinder am jeweiligen Tag anwesend waren oder eben nicht. Natürlich müssen sich Eltern stets mit dem Personal absprechen und möglichst länger im Voraus angeben, wann und welche Betreuung man gerade braucht. Aber Dänemark ist herrlich familien- und alltagsfreundlich.

3. Offene Grundstücke und Fenster

Ein hoher Zaun garantiert gute Nachbarschaft. In Dänemark braucht man eher keinen Zaun. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber wir haben das Glück, in einer wirklich wundervollen Gegend zu leben.* Unsere Nachbarn sind alle außergewöhnlich nett und hilfsbereit. Unser Grundstück ist offen – genau wie das vieler Dänen. Hohe Bretterwände oder komplett hinter Hecken verborgene Eigenbrötler gibt es hier eher nicht. Gegenseitiger Respekt vor der Privatsphäre des anderen ersetzen Zäune.

Man kann in jedes Haus blicken, wenn man das möchte. Unsere komplette Westseite ist verglast, doch inzwischen zum Teil mit Sichtschutzfolie beklebt. Dazu entschlossen wir uns, weil eine Frau mit mentalen Einschränkungen damit angefangen hatte, auf unserer Terasse Platz zu nehmen und uns beim Essen zuzusehen. Mittlerweile bleibt sie wieder auf dem Bürgersteig und läuft nicht mehr in unserem Garten herum, doch sie ist eine Ausnahme. Dänen pflegen nicht in fremde Fenster zu gucken. Sie erwarten in einem anderen Haus nichts als das, was sie nicht auch von sich selbst kennen.

4. Milchprodukte

Die dänische Milchtheke ist unglaublich üppig und der Grund dafür, warum mir der Umstieg vom Vegetarier auf Veganer nicht gelingen wird. Ich liebe liebe liebe Käse und habe in den letzten Jahren Unmengen davon verzehrt. Und den dänischen Stinkekäse mit Marmelade. Sådan er det i Danmark. (So ist das in Dänemark.)

5. Breite Strände und hohe Dünen

Wo wir hinziehen, gibt es viele schöne Naturstrände mit lieblichen Buchten, großen Felsen und Schären. Ich freue mich schon darauf, im Sommer auf warmen Gestein liegend zu lesen und die Aussicht zu genießen. Rauschende Wellen und breite Sandstrände gibt es dort nicht. Das geliebte Picknick in den Mulden meterhoher Dünen oder das ➡ Zwiegespräch mit der brüllenden Nordsee muss ich dann wohl auf den Urlaub verschieben.

Dänische Nordsee, die von starken Sturmwellen aufgepeitscht ist.
Wenn Poseidon spricht

6. Stil

Ich behaupte, dass Dänen die allerschönsten Dekorationen und Raumgestaltungen machen. Egal, welches Fest oder welche Veranstaltung ich in den vergangenen Jahren besucht hatte, immer war ich begeistert, mit welcher Stilsicherheit und welch liebevollen Details das Arrangement jeweils präsentiert wurde. Die Dänen beherrschen es, Hygge, Stil und Architektur in einer Art und Weise zu verbinden, dass man sich immer ein kleines bisschen wohler fühlt.

7. Fahrradfreundlichkeit

Dänemark ist ein Fahrradland. Man kann überall radeln und die Tatsache, dass hier eben keine Berge sind, auf die ich mich mühsam quälen muss, werde ich wohl am allermeisten vermissen. Ich werde mir wohl schnell einen Fahrradanhänger für unser Auto zulegen müssen, denn schließlich gibt es hier richtig schöne Ziele, die ➡ im Urlaub mit dem Fahrrad entdeckt werden wollen.

Frühling in Dänemark - Fahrradfahren zu den Dünen
Fahrradfahren ist toll!

Vielleicht könnte ich noch die eine oder andere Sache ergänzen, doch ich sehe sie in unserem privaten Trubel gerade nicht. Manche Dinge vermisst man bekanntlich erst dann, wenn sie nicht mehr da sind!

Vielleicht schreibe ich dann einen neuen Artikel zum Thema „Dinge, die ich an Dänemark vermisse“. Wer weiß.

Bis dahin bleibe ich gespannt.

* unser Haus steht übrigens zum Verkauf. Bei Interesse schreib uns gerne an kontakt@meermond.de

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

12 Comments

  • Alfred Dannemann

    Erstmal Hochachtung vor Eurem Mut wieder weiter zu ziehen.
    Warum Dänemark
    Wir sind wieder hier waren nie wirklich weg haben uns nur versteckt.
    Endlich nach zwei Jahren wieder Tversted.
    Erstmal im November sind gespannt aber Dänemark ist zur jeder Jahreszeit schön
    Grüße Alfred

  • Stella, oh, Stella

    Was ich an den Dänen gut finde ist, dass sie sich voll und ganz für eine Sache einsetzen, von der sie wirklich überzeugt sind. Dann scheuen sie weder Geld noch Zeit. Davon zeugen die Strandsäuberungsktionen, die Naturpflegeaktionen und die Tatsache, dass in Dänemark Fracking (noch) verboten ist.

    Bei uns im Dorf gibt es alles von total offen über niedrige Hecken bis dichtem, hohen Zaun. Man macht es eben, wie man möchte. Aber solche Gardinen wie in Deutschland gibt es eben nicht, nur Vorhänge für abends. Wenn ich abends wenn es dunkel ist in der Küche stehe und abwasche, sehen das alle, die vorbeigehen, na und? 😉

  • Ulli

    Liebe Meermond, ich kann es kaum glauben, dass du und deine Familie Dänemark verlasst.
    Ich war lange weg von Bloghausen, darum frage ich mal neugierig, wohin der Wind euch nun weht?
    Alles Gute euch.
    Herzliche Grüße
    Ulli

  • Reinhold Alois Schindler

    Moin,
    ich schließe mich Claus an.
    Auch wenn unser Lieblingshaus nicht mehr vermietet wird,
    werden wir weiterhin nach Thy fahren.

    Liebe Grüße an alle Dänemarkfreunde

  • Claus Hübner

    Hallo aus Hamburg,
    ich stimme dir in nahezu allen Punkten absolut zu. Allerdings habe ich seit geraumer Zeit das Gefühl, dass immer mehr Dänen sich trotz hoher Steuern große PS-starke Protzautos neuester Art kaufen und die beschauliche Fahrweise zu vergessen scheinen. Ich empfinde es so, dass immer aggressiver und schneller gefahren wird und ich mittlerweile eher zu den langsamen Fahrern gehöre, auch wenn ich selbst meistens etwas schneller als erlaubt fahre. Das hat sich dann allerdings aufgrund eines Blitzers auf der Autobahn auf der Rückfahrt aus dem Urlaub auch erledigt :-).
    Und gerade in den Ferienhausgebieten und -orten sieht man meiner Meinung nach immer mehr wie auch immer geartete Grundstücksbegrenzungen. Ich vermute einfach mal, dass die Menschen von den Touristen genervt waren oder sind, die immer in die Fenster gucken und nach „dänischer Hyggeligkeit“ Ausschau halten und so etwas Abstand gewinnen wollen. Insofern tragen wir vermutlich auch dazu bei…. Aber grundsätzlich ist es in Dänemark tatsächlich entsprechend offener, was auch noch so lange wie möglich so bleiben sollte da ich das ebenfalls sehr schätze.

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