Nordjütland

Drama am Rubjerg Knude Fyr – zweiter Akt

Das Drama um Dänemarks berühmtesten Leuchtturm Rubjerg Knude Fyr schien beendet. Schließlich war es doch dem Maurer Kjeld in einer spannenden Rettungsaktion gelungen, ihn vor dem Absturz zu retten. Er hob ihn hoch und rollte ihn gut 70 Meter von der Küste weg. Viele Menschen waren glücklich, als das bekannte Wahrzeichen im November 2019 auf seinem neuen Standort wiedereröffnet wurde. Im Jahr 2020 kamen unzählige Besucher, um die neue Aussicht zu genießen. Die Erleichterung darüber, die Versetzung erfolgreich abgeschlossen zu haben, war groß. Rubjerg Knude Fyr war wieder in Sicherheit. Und das sollte bis zu 40 Jahre so sein. Doch schon jetzt kann man davon nicht mehr ausgehen!

Eine weitere Rettung

Aufgrund fortschreitenden Sandflugs erschien es bereits im Herbst 2020 notwendig, ein Kiesbett rund um das Fundament des Turms aufzuschütten. Spätere Bilder vom Turm zeigten dann den Versuch, den Wind mit in den Sand gerammten Nadelbäumen abzulenken. Das Gelände rund um den Turm machte auf uns ebenfalls einen stark veränderten Eindruck. Es sah nicht mehr so aus, wie wir es von unseren Besuchen im Frühjahr in Erinnerung hatten.

Da ich die zauberhafte Winterlandschaft auf der Düne ablichten wollte, machte ich mich vor wenigen Tagen auf den Weg, um mich auf der Wanderdüne umzusehen. Beim Parkplatz angekommen fielen mir die zahlreichen Autos auf. Und auf dem Weg nach oben kamen mir mehrere Familien mit kleinen Kindern und Schlitten entgegen. Rubjerg Knude ist immer ein beliebtes Ausflugsziel, auch bei den Einheimischen!

Sonnenuntergang über der Düne Rubjerg Knude
Die Sonne verschwindet hinter der Düne.
Winter an der Rubjerg Knude
Die vertraute Bank ist jetzt verwaist.
Schlittenfahren auf der dänischen Düne
Schlittenspuren auf der Düne

Große Veränderungen

Ich kam rechtzeitig vor Sonnenuntergang an, um mir die Situation genauer ansehen zu können. Und wirklich, der Leuchtturm steht inzwischen auf einer Art „Podest“, um welches herum der Sand weggeblasen worden ist. Die Winderosion hat mehr als zwei Meter abgetragen und wäre das Fundament nicht mit der Kiesaufschüttung stabilisiert worden, wäre es wohl noch viel schlimmer gekommen. Das Drama um den Rubjerg Knude Fyr geht also weiter.

Der Rubjerg Knude Fyr steht auf einem Podest
Das Podest ist deutlich zu sehen.
Dramatischer Abtrag am Rubjerg Knude Fyr
Es fehlen über zwei Meter.
Dramatischer Abtrag am Rubjerg Knude Fyr
Auch in Richtung Klippe fehlt schon einiges.

Bestätigung der Befürchtungen

Ich hatte den Eindruck, als würde der Turm jetzt näher an der Abbruchkante stehen als direkt nach dem Umzug. Mein Augenmaß ist nicht das des Murer Kjeld! Aber in einem Beitrag von TV2 (link) bestätigt er meinen Eindruck. Der Abtrag an der Klippe hat sich verstärkt und die jetzt geringere Neigung wirkt wie ein Turbo auf den Wind. Laut Kjeld könnten es jetzt nur noch 20 Jahre sein, die der Turm sicher an seiner jetzigen Position steht.

Gerne rechne ich mit 10 Jahren weniger als ursprünglich geplant. Ich glaube nicht, dass es länger als 20 Jahre [bis zur erneuten Rettung] dauern wird.

Murer Kjeld, TV2 Nord

Der Vergleich zwischen der Situation im Mai 2020 und heute ist ziemlich drastisch:

Der Rubjerg Knude Fyr 2020
Rubjerg Knude Fyr im Mai 2020
Der Rubjerg Knude Fyr 2021
Situation im Februar 2021

Ruhe vor dem Sturm?

Man muss bedenken, dass es nur etwa ein Jahr gedauert hat, diese Veränderungen herbei zu führen! Und es war kein ausgesprochen stürmisches Jahr in Nordjütland! Im Gegenteil, denn die Witterung im vergangenen Herbst und Winter war eher harmlos, oft sogar ungewöhnlich windstill. Wer weiß, wie es nach einem echten Sturmwinter wie dem von 2014/2015 aussehen würde? Ob dann jene 20 Jahre überhaupt noch realistisch sind?

Bei meinem letzten Besuch habe ich die mir verbleibende Zeit für ein paar Aufnahmen vor und nach Sonnenuntergang genutzt. Die blaue Stunde hat für ein ganz besonderes Farbspektakel gesorgt:

Sonnenuntergang am Leuchturm Rubjerg Knude Fyr
Rubjerg Knude Fyr und Lønstrup im Abendlicht
Sonnenuntergang am Leuchturm Rubjerg Knude Fyr
Die Sonne grüßt noch einmal.
Sonnenuntergang am Leuchturm Rubjerg Knude Fyr
Das Licht wird noch weicher.
Blaue Stunde am Leuchturm Rubjerg Knude Fyr
Hinter dem Horizont
Blaue Stunde am Leuchturm Rubjerg Knude Fyr
Das letzte Glühen vor der Dunkelheit

In Gedanken versunken – und etwas durchgefroren – trat ich den Rückweg über den verschneiten Weg an. Wie es wohl weitergeht mit dem alten Bekannten, dem Rubjerg Knude Fyr? Wir bleiben dran!

Herzliche Grüße

Weitere Beiträge zum Rubjerg Knude Fyr:

Teilen:

Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

11 Comments

  • Margit Keller

    Ganz toller Bericht und richtig stimmungsvolle Fotos. Das neueste Foto vom Turm hat mich aber richtig traurig gemacht, sehr bedenklich?!

  • Gabi Oettigmann

    Wow, was für traumhafte Bilder . Immer wieder schön wenn du uns mit zu den wunderschönen Orten nimmst. Die Berichte vom knude sind nicht ganz so schön. Das zeigt nochmal Natur ist nicht wirklich berechenbar. Wir drücken die Daumen für den knude und freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen.
    Lieben Gruß und ein dickes Danke für die Bilder von Gabi aus Münster

  • Stella, oh, Stella

    Die Bilder sind wieder wunderschön!
    Es ist schon merkwürdig, dass in einem so relativ sturmharmlosen Jahr zo viel Küste verloren ging. Wenn es denn wenigstens im Osten anlanden würde, aber das ist ja auch nicht der Fall. Jütland wird immer dünner.

  • nelehansenblog

    Die Fotos sind traumhaft. Der Inhalt des Beitrags jedoch…oh je, so schnell hätte das wohl keiner für möglich gehalten. Ich hoffe, dass dem Turn auch vorzeitig wieder eine Rettung zuteil wird. LG Nele

  • Claus Hübner

    Wow, wer hätte gedacht, dass die Umsetzung des Turms auch die Windverwirbelungen so stark beeinflussen würde. Wir hatten uns im letzten Jahr schon darüber unterhalten, dass der Sockel deutlich sichtbarer wird. Aber das jetzt ist schon heftig, 2 Meter sind wirklich viel. Ich glaube, da kann man nur durch immer wieder nachbessern etwas schaffen, ähnlich wie auf Sylt, wo permanent Strand aufgeschüttet wird um die Insel zu retten. Aber den Wind besiegt man nicht so einfach, in diesem Fall leider. Aber die Fotos sind dafür mal wieder ein Hammer, sehr schön geworden. Ich möchte auch gerne wieder hin…. DNke dass du uns in diesen Zeiten teilhaben lässt an unserem Herzensland. Gruß aus dem kalten (-14!! Grad) aber mal sonnigen Hamburg.

    • Alexander

      Es wird noch interessant werden, wie weit man mit dem Schutz des Turmes gehen wird. Schließlich ist die Düne geschützt und das Gelände hinter dem Turm fällt auch irgendwann ab. Es bleibt spannend.
      Herzlichen Dank auch für deinen netten Kommentar! ?

Kommentar verfassen