Etwas zauderhaft löst man das Fahrticket ein und betritt mit bedachten Schritten die Stahlkonstruktion. Eigenartigerweise muten diese Wartebereiche oftmals wie riesige Käfige an. Es gibt nur ein Vorwärts, wenn man mal in der Passagierschleuse drin ist. Vor dem Drehkreuz, an dem ein schwarz gekleideter Mann gewichtig die schüchtern hingehaltenen Karten anschaut und sie nach kurzer Begutachtung wieder an das bibbernde Paar aushändigt, könnte man noch weglaufen. Manch einer tut es, aber die meisten schämen sich, dem inneren „Lauf weg!“ Gehör zu schenken und so dreht man sich strahlend durch´s Kreuz.
Auf auf! Hinein in den Wagen!
Schwer rasselnd zieht er das Paar nach oben in den Himmel, man ist berauscht über das alte Leben unten auf dem Boden, das immer kleiner wird. Weiter, weiter und immer höher. Es fühlt sich so gut an, man fühlt sich so stark und so unglaublich überzeugt von dem, was man da gerade tut. Und dann verlangsamt sich der Wagen. Man sieht nach unten und
ruuuuuunter geht der Wagen.
Abartig schnell wird man hin- und hergeschleudert. Manchmal mag man nicht wirklich an den Menschen nebenan geschleudert werden und manchmal ist es einfach nur schön zu wissen, dass er da ist, um einen in einer besonders wilden Kurve abzupolstern. Rauf und runter, hin und her. Der Wagen wird mal langsamer, dann beschleunigt er wieder sturzbachartig rasant. Die Fahrt ist aufregend und sorgt für ein wahres Wechselbad der Gefühle. Angst, Freude, Glückstaumel, Unwohlsein und auch Schmerzen sind die Begleiter der Fahrt.
Manche Achterbahnen haben Loopings und wenn man nicht gut genug angeschnallt ist, so fällt man heraus. Die Paare, die das Kopfüber sicher hinter sich bringen, erleben die verbleibende Fahrt mit stolzer Erhabenheit.
Und irgendwann ist auch die wildeste Fahrt vorbei und der Wagen rollt langsam aus ins Ziel. Glücklich und zufrieden steigt man aus und staunt über sich selbst. Voller Glücksgefühl dreht man sich um und blickt auf die Abgründe, Anstiege, Kurven, Loppings und Wendungen. Hand in Hand schwebt man vom Stahlgerüst herunter, um sich gemeinsam auf einer Bank niederzulassen und eine Cola eine Flasche Rotwein zu teilen.
Rotfrau träumt von einer weißen Bank am Meer.
Alles Liebe zum Hochzeitstag, gsM 🙂
11 Kommentare
Und noch ein Glas Wein mit Meermond | Meermond
31. Dezember 2015 at 20:50[…] Ein kleines literarisches Schokoladenstückchen war in diesem Monat meine “Abhandlung” über das Eheleben. Wie lange ich verheiratet bin, um derart weise zu sein? Im September feierten der gsM und ich […]
Silberkopf
7. September 2015 at 17:34Ich wünsche euch alles Liebe zum Hochzeitstag. Meine Güte, eure Hochzeit war ein aufregender Tag für alle Beteiligten..aber schön war es!
Und als alter Ehekrüppel (haha) mit inzwischen 28 Hochzeitstagen auf dem Buckel, kann ich dir nur sagen…es wird noch so manches Schleudertrauma geben.
Aber das geht wieder weg, verheilt und es bleibt ein nach vielen Höhen und Tiefen ein starker Zusammenhalt. Nur zusammen und Hand in Hand schafft man so eine Lebensachterbahn!!
meermond
7. September 2015 at 20:56Danke. Ein Prost auf weitere 28 🙂
gsM
7. September 2015 at 9:22Vielen Dank liebe Meermond. Auch von mir alles liebe zum Hochzeitstag (das habe ich natürlich gestern gesagt ;-). Ich kann es nicht so gut ausdrücken, wie du. Daher bleibt mir nur ein: Ich würde es wieder tun!
meermond
7. September 2015 at 20:56<3
Zoé, la Française
7. September 2015 at 7:49Etwas, dass ich wohl nicht mehr erleben werde, schade …
Meine Ehe war eine Fahrt mit der Geisterbahn, die abgebrochen werden musste.
Alles Gute zum Hochzeitstag!
meermond
7. September 2015 at 20:57Die zweite ist besser, spreche aus Erfahrung 😉
Langfreundin
7. September 2015 at 0:12Herzlichen Glückwunsch zu eurem Hochzeitstag ?!!! Ihr habt viel erlebt und gemeinsam gemeistert – ich wünsche euch, dass die Achterbahn nicht zu viel schleudert und euch das Glück auch weiterhin nie verlässt? Liebe Grüße
meermond
7. September 2015 at 20:58Danke, das ist sehr lieb von dir. ? Bis bald ?
Gabi Scholz
6. September 2015 at 19:55Eine grandiose Betrachtungsweise! Liebe Grüße!
meermond
7. September 2015 at 20:58Gell, da is was dran 😉
Herzliche Grüße zurück ?