unser Umzug

Ein halbes Leben auf der Straße

(veröffentlicht am Dienstag, 26. August 2014)

Soderla,
nun beginnt unser Endspurt.
Der wundervolle große schwarze Mann hat gestern seinen Mitarbeiterausweis abgegeben und heute beim Notar den Strich unter sein altes Leben wieder etwas dicker gemacht – diese Worte hatte er sich auf dem (Noch-)Heimweg auf den Leib geschrieben.
Morgen kommt der Sperrmüll und Freunde haben am Abend ein gefühltes halbes Leben auf die Straße geschafft, eine andere Hälfte steht auf dem Dachboden bereit zur Abholung durch ein Gebrauchtwarenhaus.
Unfassbarerweise habe ich heute Kartons aufgeschnitten, die noch origninal verpackt vom letzten Umzug – sauber beschriftet – oben auf eine weitere Verwendung warteten:
Da waren die Spielsachen, die der damals noch kleine Preußenbayer und ich zum Verkauf bei I-PAY aussortiert hatten und die auf einmal wieder gebraucht werden! Da waren die aussortierten Klamotten (nach einer Weile muss man sie aus dem Verkehr ziehen, damit die Leute vergessen, wie das Teil aussieht und man es dann als Eyecatcher nach ein paar Jahren wieder hervorzaubern kann), die Rotfrau vorausschauend eingemottet hatte, weil man derart seltsame Sachen sicherlich nie wieder kaufen kann. Neues Land, neue Menschen – die wundervollsten Teile liegen schon in der Waschküche, die anderen Teile finden sicherlich andere mutige Rotfrauen cool. Eine komplette Küchenausstattung – weg. Kleinkinderbettwäsche mit Bärchen – mit. Der Koffer meines Opas und der Kosmetikkoffer meiner Oma. Wenn man ihn aufmacht, riecht es nach Oma – unbedingt mit. Meine Kiste mit meinen Barbiepuppen, meine Tagebücher und mein Kuschelhund Pluto. Fast 40 Jahre alt und in desolater Verfassung – mit. GsMs altes Metallbett – weg. Mein Frisch-geschieden-Hurra-Einzelbett-mit rotem Überbau-rollregaldingsbums vom I.kEHA – weg. Die alten Kleiderschränke vom Erstbesitzer des kleinen roten Hauses am Wald, das damals noch eierschalengelb war – weg. Der Weg-Haufen ist deutlich größer als das Mit-Häufchen. Rotfrau im Rümpelrausch.

Bilder.

Meine Bilder. Meine wundervollen Bilder.
Früher habe ich gemalt.

Und ich glaube, so schlecht habe ich nicht mal gemalt. Irgendwann werde ich wieder malen. Und meine Bilder hänge ich wieder auf. Alle. Und gsMs Mamabilder und mein Meermondbild und mein Auswanderbild und …ach es ist zum Weinen.
Vor Freude, vor Aufregung, vor Angst, vor Trauer.

Passenderweise regnet es.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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