Fastelavn – wo Kulturen aufeinander … schlagen!
Was macht eine Familie im Norden Dänemarks an einem Sonntag im späten Winter? Es ist kalt, ungemütlich und keine Sonne zu sehen. Wir gehen zum Schulfest der kleinen Klassen. Es ist wieder so weit.
Es ist Fastelavn.
Fastelavn
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich gestehe, ich freue mich, wenn meine Kinder zu alt für diese Veranstaltung sind. Ich finde sie merkwürdig und auch nach mehreren Jahren intensivster Integrationsbereitschaft ist das Fest bei mir immer noch nicht als Spaß angekommen.
Fastelavn ist Fasching. Oder so ähnlich.
Das dänische Fastelavn wird zur Faschingszeit gefeiert und man verkleidet sich auch dazu. Manchmal klingeln Kinder am Sonntag und/oder Rosenmontag an der Tür, um Bonbons, Geld oder Gebäck zu ersingen. Mit dem Lied Fastelavn er mit navn drohen sie ballade (Unfug) an, sollten sie keine fastelavnsboller bekommen. Dabei handelt es sich um ein butteriges Hefegebäck, das mit Vanillecreme oder mit Marzipanpaste oder auch gar nicht gefüllt ist. In unserer Region dürfen die Kinder ihre Eltern an Fasching mit einer kleinen, geschmückten Rute aus Reisig wecken oder Konfetti ins Bett werfen.
Nach dem Faschingsdienstag ist wie in Deutschland die Fastenzeit.
Fastelavnsfest
Das Fest selbst ist schnell erklärt. Alle versammeln sich in einer Halle und stellen sich in einer Schlange auf. Dann darf jeder einen Schlag mit einem Knüppel gegen ein Holzfass machen, die es während der Faschingszeit überall zu kaufen gibt:
Die Katze aus der Tonne schlagen – slå katten af tønden
Die ganz Kleinen schlagen gegen ein Papierfass, die etwas Größeren gegen ein Holzfass, das es sowohl in Kinder- als auch in Erwachsenengröße gibt.
Jeder schlägt einmal und reicht anschließend den Knüppel weiter. Dazu ist es merkwürdig still in der Halle – zumindest war das bei jedem Fest so, das wir in den vergangenen Jahren besucht hatten.
Dunk – Nächster. Dunk – Nächste – usw.
Ich fände es nicht so trostlos, würde wenigstens ein bisschen Musik dazu spielen! Alle schlagen so lange auf das Fass ein, bis es zerbricht. Dann stürzen sich alle Kinder auf die (oft wenigen) Bonbons, die heraus fallen und der Spaß ist vorbei. Wenn es denn wenigstens eine prall gefüllte Piñjata wäre! ? ? ?
Katzenkönig/in
Auf jeden Fall ist der/diejenige, nach dessen Schlag das Fass zerbricht, kattekong (Katzenkönig) bzw. kattedronning (Katzenkönigin). Er/Sie wird feierlich gekrönt.
Was hat das mit einer Katze zu tun?
In früheren Zeiten saß in der Tonne eine lebende Katze.
Man glaubte, mit dieser Tradition bliebe die Stadt von der Pest verschont. Und weil der Katzenkönig ein Jahr lang von seinen Abgaben an den Lehnherrn befreit war, kann man sich vorstellen, wie beliebt dieser Brauch seinerseits gewesen sein muss.
Liebe Dänen,
ich mag euch. Wirklich.
Und weil ich das wirklich tu‘, traue ich mir heute einen Vorschlag machen: Verkleidet euch weiterhin und trefft euch am Fasching wie eh und je. Aber dreht doch mal Musik auf und tanzt ein bisschen bekloppt dazu! Zur Musik kann man doch auch auf die Tonne einschlagen. Im Takt oder gerne mal mit einem Vorschlaghammer:
Weil das Teufelchen vor mir den Holzknüppel kaputt geschlagen hatte, durfte ich Thors Hammer schwingen und ihn weiterreichen. Der Schotte hinter mir war dann endlich der Kattekong.
Und danach gab es Kaffee.
Helau und Alaaf,
Nachtrag: Vermutlich finde nicht nur ich diese Variante eines Faschingsfests trostlos, denn in Aalborg gibt es einen so ganz anderen Karneval. Der ist laut, voll und bunt. Hier könnt ihr mehr dazu lesen:
6 Comments
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Stella, oh, Stella
Das muss irgendwas zu tun haben mit den mexikanischen Pinatas. Ich habe das nie miterlebt, also Fastelavn. Ich dachte immer, da wäre Fest und Farben, aber nur bomm, nächste bomm, nächste bomm … klingt etwas trostlos …
Ich habe mal nachgelesen, die Pinatas hatten was mit dem Beginn der Fastenzeit zu tun, also eigentlich nichts mit dem heidnischen Fasching.
Meermond
Stell dir vor, heute habe ich im Bilka Pinatas gesehen. Die werden hier anscheinend auch zerschlagen. Und im Mai wird Karneval getanzt und dem Ochsen geopfert. Da soll sich mal einer auskennen hier… hehe.
Ulli Potmesil
Also dieser Brauch klingt echt schräg 🙂 Warum ist da außer dir noch niemand darauf gekommen, das Ganze mit Musik zu untermalen? Aber gut, ich hab wieder was gelernt, Danke für den Beitrag 😉 liebe Grüße Ulli
Meermond
Vielleicht ist das Ganze ja eine ernste Sache? Wozu dann die Kostüme ? Du siehst, ich habe keine Ahnung! ?