Reisen in Dänemark,  Sjælland

Christiania – Wo der Weihnachtsmann hustet und die Lichtlein süßlich duften

Mit kleinen Kindern in der Adventszeit nach Kopenhagen zu reisen, ist ein Erlebnis!

Die ganze Stadt glüht vor lauter Leben, Herzen und unzählbaren Lichtern. Beim Schlendern durch die Innenstadt füllt sich der Magen beinahe automatisch mit köstlichen Leckereien, zu denen gleich mehrere  Weihnachtsmärkte verführen. Überall duftet es nach Gløgg und viel zu vielen, süßen Kalorien.

Wir haben am Wochenende den Duft und die Lichter einer anderen Welt entdeckt. Wir waren in Christiania.

Freistadt Christiania

Es mag wirklich etwas ungewöhnlich klingen, die Freistadt Christiania als Ziel für einen Familienausflug zu wählen. Doch wir wollten unbedingt einen Vergleich zu ➡ Aalborgs Fjordbyen haben, in welcher auch unsere Kinder sehr gerne auf Entdeckungsreise gehen.

Christiania ist bunt. 

Die alternative Wohnsiedlung Christiania besteht seit 1971 und ist eine staatlich geduldete, autonome Gemeinde in Kopenhagen. Christiania ist anders: bunt, eigentümlich und vom tiefen Wunsch nach Gemeinschaft geprägt.

Autos sind in Christiania nicht erlaubt. 
Gemeinschaft und Akzeptanz prägen Christiania

Versuche, die Christianiten zu vertreiben, scheiterten in der Vergangenheit mehrfach und so trifft man heute in einer von Kopenhagens größter Touristenattraktion auf ein wahrlich farbenprächtiges Völkchen. Viele von ihnen sind Anhänger von Meditation und Yoga. Gewalt, kriminalisierte Banden und Waffen sind verboten.

In Christiania treffen Welten aufeinander. 
Christiania erinnert an ein gelebtes Kunstwerk. 

Unsere Kinder spielten auf einem liebevoll gestalteten Spielplatz und wurden von freundlich summenden Menschen angelächelt. In Christiania liebt man Kinder.

Pusher Street

In der Drogendealerstraße Pusher Street verwandeln sich die tibetanischen Gebetsfahnen und kunstvollen Malereien plötzlich in aggressiv leuchtende Lampions, hässliche Schmierereien und grüne Würfel. An aufgeklappten Tischchen wird ungeniert Cannabis verkauft und das Fotografieren ist verboten.

Lampions in der Pusher Street 

Man sieht Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die an den angebotenen Waren schnuppern und sich dann breit grinsend auf einem der beschirmten Picknicktische niederlassen. Die gekauften Drogen werden offenbar sofort konsumiert und der bunte Zauber verschwindet hinter einer widerlich süßen Wolke, aus der man es unablässig husten hört.

Ein an einen Weihnachtsmann erinnernder Alter kämpft lautstark und deutlich sichtbar mit den Folgen jahrelangen Drogenmissbrauchs. Es mutet kafkaesk an, als eine herunter gekommene Frau geziert an einem im Zigarettenspitz steckenden Dübel zieht.

„Friedlich“ und „Alternativ“ weichen einem Drogenrausch aus Alkohol und Gras. Von der vorher eingefangenen, bunten und lebensfrohen Stimmung ist hier nichts mehr zu bemerken. Da helfen auch die vielen, vom süßen Qualm verfärbten Lampions nicht mehr.

Christiania ist auch ein Drogenparadies

Wir verlassen Christiania mit dem Wissen, kein weiteres Mal dorthin zu wollen. Zugegeben, es war sehr interessant, es gesehen zu haben und nun mit Aalborgs Fjordbyen vergleichen zu können.

Mögen die Christianiten noch lange ein Leben leben dürfen, wie sie es sich wünschen.

Für uns ist das nichts.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

12 Comments

  • ann christina

    Mir hat Christiania gut gefallen damals, die Farben, die Stimmung, vor allem die Möglichkeit, die hier gewährt wird. Ich bin für die Legalisierung von Drogen weltweit und ihre kontrollierte Abgabe z.B. in Apotheken. Viel Kriminalität und Leid hätte sich so mit einem Wisch erledigt. Leider haben Menschen, die nie „Drogen“ genommen haben (und die meist den eigenen Alkoholkonsum seltsamerweise nicht dazu zählen, weil er legal ist), wenig Verständnis für diesen Ansatz, weil in Zusammenhang mit Drogen immer schnell von Kriminalität, Sucht und Absturz/Elend geschrieben/berichtet wird. Nur besteht vor allem Kriminalität und Elend meines Erachtens vor allem aufgrund der Illegalität. Ich hatte in Christiania das Gefühl, dass dieses leichte Unwohlsein nicht durch die Bewohner selbst entsteht, sondern durch die, die von außen rein kommen, um hier mal einen durch zu ziehen. Das sind die Leute, die all das ja nur aus der Illegalität kennen und hier jetzt deswegen alles ganz toll finden, weil sie hier endlich „mal dürfen“. Oft sind das dann schon etwas gezeichnete, fragwürdige Figuren… Es ist ähnlich wie in Holland in den Coffeeshops. Bei den Holländern selbst ist der Konsum zurück gegangen, seit weiche Drogen legalisiert wurden. In den Coffeeshops selbst hängen meist eher „geflashte“ Touristen ab… ?

    • Stella, oh, Stella

      Ich freue mich über deinen Kommentar! Ich sehe das ähnlich. Besonders wenn man bedenkt, wie und warum Christiania entstanden ist. Die Einwohner haben selber gegen harte Drogen protestiert und verkaufen nur noch Cannabis, was ja ein Rauschmittel ist und keine Droge. Nikotin und Alkohol werden allgemein in der Gesellschaft akzeptiert, obwohl dadurch so schlimme Krankheiten und, besonders durch Alkohol, so viel soziales Elend entsteht.

  • Christine

    Wir waren letztes Jahr in Christiania. Ich hatte mir damit einen Wunsch erfüllt und war sehr gespannt, was ich sehen werde. Bisher waren wir immer nur vorbeigefahren. Man hatte uns vorher gewarnt, vor allem Fotos zu machen und keine Wertsachen mitzunehmen.. Als wir dann das erste mal Christiania betraten, bekam ich ein beklemmendes Gefühl. Ich fühle mich irgendwie unwohl, so als würde ich ein Gangsterviertel betreten. Obwohl uns niemand bedrohte oder beklauen wollte, wurden wir argwöhnisch beobachtet. Ich mochte mich dort nicht gerne frei bewegen. Ich fand es irgendwie heruntergekommen, so wie ein Armenviertel. Die Leute schienen mir sehr dumpf und abgestumpft. Der ekelhaften Rauch verstärkte mein Unwohlsein.Ttrotzdem gingen wir dort etwas trinken in einer open air bar und ich kaufte mir bei einer Händlerin einen hübschen Ring in Form eines Wales. Bei allem fühlte ich mich beobachtet und beäugt. Ich war froh, als wir wieder ins normale Leben von Kopenhagen gehen konnten. Wir haben dann in einem kleinen Straßencafé in der Nähe des Theaters einen Kaffee getrunken und ich dachte, dass ich dort wohl nicht wieder hinmöchte.

    • Meermond

      Danke für deine Erinnerungen!
      Wir sind vom Wasser aus langsam in Richtung Gangsterviertel gegangen. Wir haben uns tatsächlich von einem schönen, bunten, alternativen Wohnviertel zum heruntergekommen „Gangsterbereich“ bewegt. Wir kauften in dem lustigen Baumarktramschladen ein und aßen eine vegetarische Suppe bei einem Inder (?). Christiania ist bunt und hat durchaus Charme. Aber auch ich ziehe die „normale“ Welt in der EU vor, die man jenseits des Hinweisschilds wieder betritt. Sehr viel mehr Flair hat Fjordbyen in Aalborg. Ohne Drogenhandel, dafür mit extra viel Kreativität und Kunst ♥ Vielleicht magst du dir das mal ansehen?
      Liebe Grüße

      • Christine

        Ja Fjordbyen ist auch auf der Wunschliste! Ebenso wie Skagen. Wenn Du noch in Kopenhagen bist, schau Dir unbedingt die Torvehallerne an. Und ihr müsst dort unbedingt Smörrebröd essen. Ich habe noch nie so gutes Smörrebröd gegessen. Man muss lange anstehen..es lohnt aber! torvehallernekbh.dk

        Liebe Grüße

  • Ulli

    Ich war 1996 einmal in Christiania und ich habe gestaunt WIE groß und weitläufig das Gelände ist und wie vielfältig die Wohnstätten. Okay, ja, es gibt diese Meile, die braucht es nicht, aber es ist nur ein Bruchteil von dem Ganzen.
    Herzlichst, Ulli

    • Meermond

      Ich war von der bunten Siedlung begeistert, gefällt mir die kleine Ausgabe davon in Aalborg ausnehmend gut! Aber nun habe ich es gesehen und ich denke, ich werde nicht mehr hinfahren. Es mag vielleicht auch am Regenwetter und der unangenehmen Kälte gelegen haben, dass wir uns nach der Drogenmeile nicht mehr auf die Farben einlassen konnten. Wir wollten nur noch weg.

  • Claus H.

    Das wäre definitiv kein Viertel für mich, was einen Besuch lohnt. Ich frage mich ernsthaft, ob der Bereich ab der Pusher Street wirklich erlaubt ist oder ob es sich um eine aus welchem Grund auch immer entstandene und nur geduldete Parrallelwelt oder einen quasi rechtsfreien Raum handelt. Aber es scheint wohl irgendwie zu funktionieren.

    • Meermond

      Es funktioniert irgendwie. Es finden wohl Razzien statt, aber wie das alles trotzdem so offensichtlich ablaufen kann, weiß ich nicht.
      Mich reizt es auf alle Fälle nicht, noch mal hinzufahren. ?

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