Mitteljütland,  Reisen in Dänemark

Fur – die schönste Insel von Dänemark

Dir gefallen wundervolle Ausblicke? Du möchtest gerne für einen Tag Paläontologe sein und Fossilien entdecken? Du möchtest gewaltige Kreidefelsen bestaunen? Du möchtest eine Zeitreise in die Geschichte der Erde machen?

Dann komm doch mal mit. Ich nehme dich mit auf die Insel Fur.

Um auf die kleine Insel im Limfjord zu kommen, muss man mit einer Fähre fahren. Es gibt keine Brücken oder befahrbaren Dämme. Die Fähre verkehrt tagsüber von Branden* aus im Viertelstundentakt, sodass man quasi jederzeit übersetzen kann. Auf Fur sind nicht alle Straßen geteert. Sie haben auch nicht die Straßenbreite, die man gewöhnt ist. Aber das ist nicht wichtig, denn die Uhren dort ticken noch langsamer als im Rest von Dänemark. Ab und an laden bunt bemalte Bänke zum Verweilen ein.

Auf der Insel Fur ist ein Innehalten gewünscht.

Danmarks Skønneste Ø

Wir beginnen unsere Erdkundungsreise beim Parkplatz Anshede. Von dort aus führt ein sehr schöner Weg zu der Küstengegend, die in die UNESCO Weltkulturerbeliste aufgenommen werden soll. Wir bewundern die Aussicht, entschließen uns dann aber zu einer Wanderung durch den Wald beim Fur Bryghus (Brauhaus).

Blick auf den Lille Knudshoved

Das Fur Bryghus zählt zu den Hauptattraktionen der Insel. Es ist in einem ehemaligen Fabrikgebäude der Förderindustrie untergebracht, welche 1926 erbaut wurde. Bis in die 1980 er Jahre förderte man dort Moler, ein an Pflanzen- und Fossilienresten reiches Ablagerungsgestein. Moler wird zum Beispiel für die Herstellung von Baumaterial oder Katzenstreu verwendet. Nach der Stilllegung der Fabrik zog 2003 Dänemarks erste Mikrobrauerei in das bereits 20 Jahre leer stehende Gebäude ein. Das Label des Steam Beer ist bis heute mit einer Zeichnung einer ehemaligen Fabriklokomotive geschmückt.

Mit kleinen Lokomotiven wurde der Moler abtransportiert.

Wir wandern durch den Wald in Richtung Knudeklinten. Nach wenigen Gehminuten entdecken wir einen der Gründe, warum man Fur als schönste Insel Dänemarks bezeichnet:

Schichten von Vulkanasche und Moler lassen tief in die Erdgeschichte blicken.
Molergraben auf dem Weg zum Store Knudshoved

Eine Reise in die Erdgeschichte

Die Bildung der weißen Lehmschichten, die man Moler nennt, begann vor 55 Millionen Jahren. Damals war alles von einem Meer bedeckt. Auf dessen Grund lagerte sich eine bis zu 60 m hohe Schicht aus Kieselalgen und Lehm ab. Die geologischen Prozesse im Laufe der Erdgeschichte führten dazu, dass man auf Fur heute Fossilien und uralte Pflanzenreste finden kann. Sie sind Hinterlassenschaften aus einer Zeit, in der sich das Leben nach dem Aussterben der Dinosaurier wieder erhoben hatte. Knudeklint, die einzigartige Küste der Insel, ist als Anwärter für die UNESCO Weltkultuerbeliste registriert. Dieser 600 m lange Küstenabschnitt gibt einen Einblick in einen Einblick in eine Zeit, die stark von Vulkanismus geprägt war. Die dunklen Streifen im Gestein wurden durch Vulkanasche gebildet.

Wir gehen weiter und an der Klippe verschlägt es sogar unseren stets aufgeregt plappernden Kindern die Sprache:

Am Store Knudshoved

Knudeklint ist an einigen Stellen bis zu 30 m hoch und zählt neben der Steilküste von ➡ Møn zu den schönsten Küstenlinien ganz Dänemarks. Wir folgen der ausgewiesenen Wanderroute, die manches Mal erstaunlich nahe an der Kante vorbeiführt. Sie ist weder für Kinderwagen noch für Menschen mit Gehbehinderung geeignet. Eltern kleinerer Kinder müssen besondere Vorsicht walten lassen, denn man kann bis zur Kante gehen:

ungesicherte Abhänge
wundervolle Kreidefelsen

Die rote Wanderroute macht uns besonderen Spaß und die Hoffnung der Kinder, am Strand einen Dinosaurierkopf ausgraben zu können, verleiht ihnen Flügel.

Auf dem Wanderweg entlang Knudeklint

Als endlich ein Zugang zum Strand möglich ist, gibt es kein Halten mehr. Die Kinder rennen los. Sie stürzen sich regelrecht auf das weiche und aufblätternde Kalkgestein.

Fossilienjagd auf Fur
Das Kalkgestein blättert ganz leicht auf.

Schmunzelnd lassen wir Großen uns nieder, trinken Kaffee, genießen die Aussicht und beobachten die eifrige Dinosaurierjagd der Zwillinge. Natürlich finden sie keine, dafür ein erstaunlich frisch aussehendes Fischfilet:

Fundstück
Erfolgreiche Schatzsuche

Wer dieses Erlebnis nachmachen möchte, dem rate ich zu Kleidung, die verschmutzen darf. Wir verwandeln uns im Laufe des Aufenthalts in eine weiß gekalkte, dafür ziemlich glückliche Familie. Wann kann man schon mit den Fingern über viele Millionen Jahre streichen?

Blick in die Erdgeschichte am Strand bei Knudeklint
Erosion und Verwitterung formen wunderschöne Kunstwerke.
Fur ist spannend.

Inselromantik

Ich brauche nicht explizit zu erwähnen, dass wir die geplante Wanderung entlang der Küste nach diesem Fund nicht mehr fortsetzen können. Ein derartiger Schatz will schließlich heil zum Auto gebracht werden!

Wir setzen unsere Erkundungsreise auf vier Rädern fort. Fur ist nicht stark besiedelt und wird derzeit von nur 767 Menschen bewohnt. Deren Häuser wirken gepflegt und sind teilweise liebevoll geschmückt. Hier steht ein Kunstwerk, dort ist ein schrulliges Kaffeetischchen inklusive Blumenstrauß am Straßenrand aufgestellt. Ob es romantisch ist, auf Fur zu wohnen?

Schließlich gelangen wir zur Stendal Høje, von wo aus man einen schönen Überblick über die nur 22 km2 große Insel hat. In unmittelbarer Nähe kommt man zur Bispehue (Bischofsmütze). Wir wundern uns ein wenig über diesen Namen, doch als wir den riesigen Gesteinsbrocken in der für Besucher freigegebenen Grube sehen, verstehen wir.

Bispehuen

Østklinten

Die Kinder haben keine Lust mehr auf Wandern und wollen ein Picknick machen. Dazu fahren wir weiter in Richtung Østklinten. Bei den Langstedhuller finden wir neben dem Rastplatz mit Toilette und Bänken ein perfektes Stück Welt vor. Die dortige Naturlandschaft ist wunderschön und vom Wasser geprägt. Es hat tiefe Schluchten in den Untergrund gegraben. Es sieht aus, als würden vom Meer aus Finger in die Insel greifen.

Ausblick bei Langstedhuller
Die Schluchten führen hinunter zum Strand.

Wie auf den offiziellen Seiten angegeben, freuen wir uns über wilde Schlüsselblumen und Kuhschellen. Die Luft ist kristallklar und der Ausblick über den Limfjord ein Traum. Wir erkennen Livø und Mors am Horizont. Trotz strahlenden Sonnenscheins kühlen wir alle recht schnell aus. Der Wind ist heftig und die Temperaturen immer noch einstellig.

Fur ist immer einen Besuch wert

Für unseren Heimweg wählen wir eine etwas willkürliche Strecke, um wenigstens einen Blick auf die eine oder andere Sehenswürdigkeit werfen zu können. Und dann finden wir ihn doch noch, den Dinosaurier.

Mama! Da ist er ja, der Dinosaurier!

Beim Fur Museum

Das zum Dinosaurier gehörende Museum finden wir geschlossen vor, doch unseren Schatzsuchern ist das egal. Sie haben alle ihre Wünsche auf Fur erfüllen können.

Wenn es darum geht, das nächste Ausflugsziel für ein verlängertes ➡ Wochenende am Limfjord zu bestimmen, wird Fur mit Sicherheit wieder im Gespräch sein. Denn diese Insel ist wirklich eine Reise wert.

Und auch eine weitere.

God tur wünscht

Zusatzinformationen

* Fur:

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Übersichtskarte inklusive Wanderrouten: ➡ hier

Übersicht der Sehenswürdigkeiten: ➡ hier

Fährzeiten: ➡ hier

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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