Leben in Dänemark

Fuss fassen in Dänemark – 2

Wer eine CPR Nummer hat, der bekommt eine NEM-ID.
Mit dieser virtuellen Identität kann man sämtliche Amtsangelegenheiten von zu Hause aus erledigen. Sobald man eine NEM-ID hat, erhält man keine Briefe mehr von Behörden, sondern lediglich eine SMS, die einen darüber informiert, dass ein Bescheid im Postfach, der sogenannten e-boks, vorliegt.
Alles geht hier online.
Sogar unseren Hauskauf haben wir online mittels unserer NEM – ID unterzeichnet – nachts um halb elf, im Schlafanzug und einer Dose Cider in der Hand. Mittels der nøgle – Karte (vergleichbar mit einer TAN-liste, die man immer wieder automatisch zugesandt bekommt, sobald sie aufgebraucht ist) loggt man sich ein und erhält quasi „Audienz“ bei sämtlichen Behörden.
Arbeitsamt
Das gibt es eigentlich so nicht und auch das berüchtigte Jobcenter ist hier nicht so gewaltig präsent, wie es das in Deutschland ist. Man erwartet in Dänemark überwiegend Eigeninitiative und bekommt viel zu selten einen lebenden Menschen zu sehen. Die haben mich völlig entgeistert angesehen, als ich persönlich dort aufkreuzte und um menschlichen Kontakt mangels Sprachkenntnisse bat. Wie soll man etwas erfragen, wenn man überhaupt keine Ahnung davon hat, dass und wie es überhaupt existiert? Fakt ist, man meldet sich online über die Kommune als arbeitssuchend an und landet dann in einer virtuellen Jobbörse, deren Arbeitsvorschläge innerhalb von – ich denke, es waren – 10 Tagen anzusehen hat. Wer seine Jobvorschläge einmal zu spät anklickt, erhält eine Warnung via e-boks, beim zweiten Mal wird man aus der Jobbörse rausgeworfen. Ich wurde das, darum bin ich nicht so ganz firm mit meinen Informationen 😉
Gesundheitssystem
Man bekommt mit der CPR eine Gesundheitskarte. Auf der Karte ist die Adresse des zuständigen Hausarztes abgedruckt. Die Kommune weist die Ärzte zu, die man allerdings auch wechseln darf. Es ist in Dänemark nicht zulässig, bei Notfällen einfach mal schnell ins Krankenhaus zu fahren und in die Notaufnahme zu stürzen. Zuerst hat man seinen Hausarzt zu kontaktieren und nach 16 Uhr, wenn dieser in der Regel Feierabend hat, in der Notrufhotline anzurufen. Bei Erkrankung zwischen 16 und 08 Uhr muss man entweder 112 wählen oder den ärztlichen Notfalldienst um Zuweisung bitten. In der Region Nordjütland ist das die 70 150 300, weitere Informationen findet man unter www.akutsygdom.rn.dk.
Die am Telefon sitzenden Ärzte schicken entweder einen Krankenwagen oder melden den Patienten in der entsprechenden Praxis/Krankenhaus an. Dort angekommen zieht man die gelbe Karte durch den Scanner und der diensthabende Arzt weiß umgehend, mit wem bzw. was er zu tun hat. Zugegeben, ich musste mich daran erst gewöhnen! Und dass ein Hausarzt alles vom Ohr bis runter zu den kleinen Zehen zu behandeln hat und dass man nicht zum Facharzt ohne Überweisung darf, das setzt mir als Frau ziemlich zu, wenn Sie verstehen….
Die Gesundheitskarte ist nicht nur Krankenkarte, sondern auch Bibliotheksausweis. Und das finde ich schon irgendwie witzig 😉

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

5 Comments

    • Meermond

      Das Bildungswesen hat allerdings ebenfalls seine Schwächen. Ich bin gerade am Diskutieren, ob darüber nicht mal ein Erfahrener Deutschdäne berichten sollte…

  • Stella, oh, Stella

    In Deutschland braucht man zwar auch eine Überweisung, wenn man zum Facharzt will, aber dort braucht man seinen Hausarzt nur darum zu bitten. HIer in Dänemark kann es einem passieren, dass der Hausarzt es nicht macht, weil er/sie es selber zu können meint. Das passiert meistens bei den Ärzten, die nicht genug zu tun haben. Gut ausgelastete Ärzte überweisen gerne.
    Die einzigen Ärzte, die man hier ohne Überweisung aufsuchen kann sind Augenärzte und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte.

      • Stella, oh, Stella

        Tja, das hängt ja davon ab worüber. Denn selbst das Bildungswesen und das Krankenhauswesen sind ja inzwischen auf dem Wege bergab.
        Heute Morgen hörten wir im Radio, dass im Rigshospital in Kopenhagen ein Arzt und mehrere Schwestern weinend zusammengebrochen sind, weil sie mit der fortschreitenden Elektronisierung von allem nicht klarkommen und die Scheisscomputer auch oft nicht funktionieren.

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