Meermond
Leben in Dänemark

Gestatten, dein Sohn!

Rechts neben mir am Tisch sitzt ein kleiner Mensch, dessen Tischmanieren mir regelmäßig Ekelschauder den Rücken hinunter jagen.

Der kleine Belgier wirft Nudeln, Gurken, Reis oder Salatstreifen in sein Wasserglas, an dem er mit verschmierten Fingern herumspielt: Finger ins Wasser stecken, ablecken, Hand reindrücken und/ oder umrühren, mit der anderen Hand die Gabel dazustecken usw.

Unter dem Esstisch befindet sich in sicherer Regelmäßigkeit eine klare „Landkarte“ dessen, was sich einst auf seinem Teller befand, die Tischplatte und er selbst sind verschmiert bzw. aufgrund des beinahe täglich umgeworfenen Wasser(ekel)glases pitschnass. Irgendwann während seines Mantschmenüs setzt er sich quer in seinen Stuhl und spätestens, wenn die Füße auf der Tischoberfläche auftauchen, ist Mamas Geduldsfaden gerissen und das Essen beendet.

Seit inzwischen mehreren Monaten versuchen wir ihm mit allen Tricks ein ansprechendes Essverhalten beizubringen:

– Wechseln des Essbestecks. Vielleicht greift er mit anderen Gabeln/Löffeln besser und es landet nicht immer eine halbe Tonne auf/unter/neben dem Kind?

– Erwachsenengeschirr anbieten

– Abbrechen bei Überschreiten einer gewissen Ekelgrenze

– Schimpfen

– Loben

– Geschichten

– Aufmerksamkeit

– Ermuntern

– Eifersucht erwecken („Schau mal, wie toll der …i schon essen kann!“)

– Ignorieren (Fehler!)

Ich könnte stundenlang weiterplaudern, schließlich sitzt der kleine Junge schon eine ganze Weile neben mir am Esstisch. Zumindest konnte ich ihm den täglichen „Schönheitssalon“ abgewöhnen (Anm.: er rieb sich das Gesicht und Handrücken mit verschiedenen Speisen ein…seufz), aber im Vergleich zu seinem Zwillingsbruder frisst der kleine Belgier.

Letzte Woche erzählte mir unsere Bezugspädagogin, Belgier könne schon so schön essen! Sie sei sehr zufrieden mit ihm. Ich fragte verdattert nach, ob sie wirklich den Belgier meinte oder mir vom Wikinger vorschwärmen wollte! Sie lachte und bestätigte ihre Aussage zum Belgier.

Ich weiß, dass Kinder außerhalb des Elternhauses ein anderes Benehmen haben. Aber das konnte ich nicht glauben.

Heute Abend gab es Risotto mit Pilzen und Salat. Natürlich mit Parmesan drauf.

Ich schwöre, dass dieses Bild nicht gestellt ist! Es wurde kein Krümel entfernt und das Blaue am Bildrand ist die „Futterjacke“ des kleinen Belgiers, der normal am Tisch sitzt. Er schob sein Geschirr zufrieden von sich weg und legte sein Besteck genau so ab:

Sohn - Kopie

Tja Mama, du musst einfach nur jeden Tag ein Gourmetgericht servieren….!

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17 Kommentare

  • Antworten
    Auf ein Glas Wein mit Meermond | Meermond
    30. Dezember 2015 at 22:30

    […] jetzt zum Lesen empfehlen soll. Wie wäre es damit oder damit? Oder steht Ihnen der Sinn eher nach Witzigem oder eher nach tiefsinniger Lyrik? Aber vielleicht lesen Sie einfach selbst ein wenig im Archiv […]

  • Antworten
    modepraline
    28. Juli 2015 at 23:21

    Da weiss aber einer sehr genau, was er will – ich lach mich schlapp! 🙂

    • Antworten
      meermond
      29. Juli 2015 at 15:00

      Ja, ich find es auch irgendwie lustig 😀

  • Antworten
    Silberlkopf
    27. Juli 2015 at 20:42

    Alles war aber von Silberkopf…!
    Blöde Eingabehilfe !!

  • Antworten
    Silberlöffel
    27. Juli 2015 at 20:39

    Liebe Meermond..früher oder später funktioniert die Erziehung!
    Bei uns war das Ergebnis etwas später zu erkennen. Wenn mein Sohn (so im Alter ab zehn) irgendwo bei einem Kumpel zu Besuch war, bekam ich zu hören..: So ein Lieber! Hilft wo er kann und überhaupt, so ein netter Bursche!
    Häähh..? Ich dachte immer die verwechseln meinen, vielleicht mit dem Sohn einer anderen Mutter.
    Na dann können wir ja nicht alles falsch gemacht haben oder machen!

  • Antworten
    altesweibsbild
    26. Juli 2015 at 21:18

    😀 Geht doch 😀
    …es liegt also an der Menükarte,
    schließlich kann er´s, du hast den Bildbeweis 😉

    Liebe Grüße <3

    • Antworten
      meermond
      28. Juli 2015 at 14:51

      Offenbar muss ich wohl den Speiseplan umstellen 🙂

  • Antworten
    kinder unlimited
    26. Juli 2015 at 21:06

    Das sehe ich auch so wie westendstorie…tolle Leistung. Mir hat immer unser Golden Retriever geholfen, der aß alles, was herunterfiel 😉

    • Antworten
      meermond
      28. Juli 2015 at 14:53

      Zu dumm…ich habe Angst vor Hunden. Also bleibt es beim Staubsauger 🙂

      • Antworten
        kinder unlimited
        28. Juli 2015 at 14:57

        vor meinem hättest Du keine Angst gehabt, der war ein liebes Schaf und bewegliches Spielzeug der Kinder 😉

        • Antworten
          meermond
          29. Juli 2015 at 15:06

          Tut mir leid, das habe ich schon von unzähligen Hundebesitzern zu hören bekommen. Es spielt für mich keine Rolle, ob sie lieb sind oder nicht. Ich mag keine Hunde habe vor ihnen Angst. 🙁

          • kinder unlimited
            29. Juli 2015 at 16:51

            nicht schlimm !!!! meiner hätte Deine Meinung geändert, weiss ich aus Erfahrung….:-) Ein Kind, das hysterisch weint, wenn es einen Hund sah, hat ihn getreichelt, er hat das gespürt….war ein toller Hund…;-) hat mich auch immer zu den Kids geschickt, wenn einer nur leicht wimmerte 😉

      • Antworten
        Zoé
        1. August 2015 at 14:25

        Wie wäre es mit Hühner? 😉

  • Antworten
    westendstorie
    26. Juli 2015 at 20:55

    Also vielleicht hilft dir das Wissen, in 99,9 % übernimmt der kleine Mensch das Eßverhalten seiner Mitlieben. Und nur ganz selten befinden sich weiterhin Landkarten unter ihm, wenn er größer wird. Versprochen. Also, Gelassenheit und ein wenig Spaß am Ausprobieren sämtlicher „Eßmaterialien“ sollten einfach zum „Großwerden“ dazu gehören 🙂 Ohhhhm 😉