Bangsbo bei Frederikshavn
Endlich ist die Sonne wieder aus ihrem Versteck herausgekrochen und hat nicht nur eine wochenlange Dunkelheit, sondern auch ebenso langen Dauerregen beendet. Treue Leser wissen, dass der Herbst in Nordjütland sich nur kurz bunt und golden zeigt. Die winterliche Dunkelheit kommt nun mit raschen Schritten und der nächste Sturm, der die Bäume komplett leer fegt, steht sicherlich schon in den Startlöchern.
Wir wollen herbstliches Blätterrascheln, bunte Wälder, goldenes Licht und Eis auf der Parkbank genießen. Auf nach Bangsbo! Auf nach Frederikshavn!
Bangsbo Pikkerbakken
Die Geschichte des Pikkerbakken reicht bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück, um genau zu sein in den Dänisch-Britischen Krieg (1807-1814). Nach einem Angriff auf Frederikshavn (1809) diente er als Beobachtungsposten, um feindliche Aktivitäten im Auge zu behalten. Wir wollen uns dort Fredrikshavns neueste Attraktion ansehen.
2018 errichtete man nämlich zum 200 jährigen Bestehen der Stadt auf dem Pikkerbakken eine 200 m² große Aussichtsplattform. Jene hat die Form der Kommune Frederikshavn inclusive dem Grenen und befindet sich 71 m über dem Meeresspiegel. Quasi auf einem Beton- und Glasgrenen stehend kann man eine herrliche Aussicht auf die Stadt, die Hafengebiete, die Hirsholmene (Inselgruppe im Kattegat) und die Landschaft von Sæby bis Skagen genießen. Bei klarem Wetter soll man sogar bis nach Læsø blicken können! Leider kann ich dies nicht bestätigen, da es während unseres Besuches eher trüb war.
Auf der Plattform befinden sich Holzbänke, die nicht nur zum Verweilen einladen: Sie haben die Form der Moränenhügel, die die Landschaft im östlichen Vendsyssel ausmachen. Es ist explizit erlaubt, auf ihnen herumzukraxeln, um noch höher zu gelangen oder um kindlichen Bewegungsdrang auszuleben. Bei der Plattform befindet sich der sogenannte Kongestein, auf dem die Unterschrift von drei königlichen Frederiks eingraviert ist.
Wir haben direkt bei der Plattform geparkt, erfuhren dann auf den Informationstafeln, dass es einen schönen Wanderweg vom Bangsbo Møllehus bis zum Pikkerbakken gegeben hätte. Die Entfernung ist auch mit Kindern (unsere sind 6) gehbar und darum werden wir uns nicht mehr auf den kleinen Parkplatz quetschen.
Bangsbo Botanischer Garten
Das prachtvolle Herbstwetter lockt uns eher in den botanischen Garten als in das gleich nebenan befindliche Fort Bangsbo. Heute ziehen wir das Rascheln der bunten Herbstblätter dem Bunkermuseum vor. Und außerdem haben wir entdeckt, dass die Eisdiele an den Wochenenden noch geöffnet hat!
Mit einem Eis und drei heißen Schokoladen mit Sahne gehen wir in den botanischen Garten.
Die Rosenbeete sind schon auf den Winter vorbereitet, doch man kann erahnen, wie wundervoll diese Anlage zur Blütezeit sein muss! Wir lassen uns auf den sonnigen Bänken beim Gärtnerhaus gegenüber nieder und genießen unsere Köstlichkeiten.
Beim Gärtnerhaus sind mehrere Obstbäume und Beerensträucher, deren Früchte man pflücken darf und auch soll. Man möchte mit diesem Projekt die Lust am heimischen Obst wecken. Frisch (Schokoladen-)gestärkt ist es ein Leichtes, an die noch verbliebenen Äpfel zu gelangen!
Wir gelangen zu einem Teehaus, in dem wir unsere Ernte verspeisen, und erkunden dann eine liebevoll gestaltete Anlage, die verschiedene Vegetationsgebiete veranschaulicht. Wir laufen begeistert zwischen nordischer Vegetation, See- und Sumpfgebieten, einem Balkanbeet, einem Grasbeet und vielen weiteren Themengärten umher:
Unsere Kinder drängt es zunehmend zum Spielplatz, also bewegen wir uns in Richtung Boolsens Steingarten. Die Sonne steht herbstlich tief und Alexander entdeckt wundervolle Fotomotive:
Boolsens Steingarten
Wir gehen am Haupthaus vorbei, das inmitten eines Sees liegt und kommen zu einer wundersamen Sammlung an Steinen aller Art. Wer auch immer jener Herr Boolsen gewesen sein mag, er hatte auf alle Fälle eine Vorliebe für Mahlsteine. Von ihnen findet man in der Sammlung, die alle Arten von Steinen von 3000 v. Chr. über mittelalterliche Taufsteine bis hin zu neuzeitlichen Pollern umfasst, vermutlich am meisten.
Die riesige Eiche, die von einem Steinkreis umgeben ist, verleiht dem mehr als 1000 Steine umfassenden Garten eine mystische Aura.
Neben der Eiche gelangen wir endlich zu dem Tor, das uns den Eintritt in Bangsbos Dyrhave erlaubt. In
Bangsbo Dyrhave
Das Besondere am Bangsbo Tiergarten ist, dass das darin lebende Rotwild frei umherläuft. Das umzäunte Gebiet ist riesig und dient als Freizeit- und Naherholungsgebiet. Auf dem Weg zum Spielplatz kommen uns daher viele Wanderer und Sportler entgegen.
Während sich die Kinder austoben, erkunde ich das Gelände. Es gibt einen Grillpavillon mit bereit liegendem Feuerholz und eine großzügige Rasthütte mit mehreren Tischen. Wäre es nicht schon so frisch, könnte man es sich hier länger gemütlich machen. Wir werden es im Sommer ausprobieren.
Wie wir leider feststellen mussten, gibt es im Herbst kaum geöffnete Toiletten in der großen Parkanlage. Und darum haben wir weder dem Museum, noch dem davor angelegten Kräutergarten die Beachtung schenken können, die sie eigentlich verdienten. Außerhalb der Öffnungszeiten des Museums muss man tatsächlich bis zum Møllehus zurück!
Wir halten im Vorbeigehen die herbstliche Stimmung des hübsch gelegenen Herrenhofs Knudsens Herregård fest. Dieser Hof tauchte bereits 1364 namentlich auf und hatte viele Eigentümer. Der Namensgeber Knudsen verwandelte das Gut bis zum Verkauf im Jahre 1909 in einen Treffpunkt für Künstler und Literaten. Seit 1948 ist dort ein Museum untergebracht.
Als wir wieder beim Møllehus ankommen, sehe ich, dass die Schlange vor der Eisdiele nicht wirklich kürzer geworden ist. Ich stelle mich an.
Kann man einen perfekten Herbsttag besser abschließen als mit einem zweiten Softeis?
Weitere Informationen:
Das Erholungsgebiet Bangsbo ist ein großes Gebiet und umfasst mehrere Ausflugsziele. Bei Toppenafdanmark ( ?hier) ist ein hübscher Film eingebunden, der die Stadt an der Ostsee vorstellt. Zu Bangsbo gehören das Fort Bangsbo, eine große Bunkeranlage inclusive Kanonen aus dem II. Weltkrieg, die Aussichtplattform auf dem Pikkerbakken, der Tierpark und das Parkgelände mit dem Botanischen Garten, dem Herrenhaus und dem Museum. Als der Frederikshavner Konsul Cloos der Stadt das riesige Areal vermachte, erbat er sich lediglich freien Zugang für alle und einen Turm auf dem höchsten Punkt. Dieser ? Cloosttårn ist leider nur im Sommer geöffnet, bringt seine Besucher aber auf 168 Meter über dem Meeresspiegel. Eine gewaltige Höhe im sonst so flachen Dänemark.
Tipps für Frederikshavn: ? Ferien an der Spitze von Dänemark – Meermond
Übersichtskarte: ? Parkanlage
Museum: ? Bangsbo Museum
Viel Vergnügen wünscht
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11 Comments
finbarsgift
Echt tolle Nordecke 🙂
LG vom Lu
Meermond
Das ist wirklich toll dort im Norden ? Liebe Grüße zurück
finbarsgift
??????
Meermond
Du bringst mich gerade auf eine feine Idee. Heute treffe ich mich mit Birgit. Ich werde ein paar ihrer Lieder anmachen, bevor wir Ruinen im Sumpf suchen gehen. Herzliche Grüße ?
finbarsgift
Fein ???
Stella, oh, Stella
Die Bilder mit den Spiegelungen im Wasser finde ich ja toll! Es muss ja total windstill gewesen sein.
Die Plattform kennen wir noch gar nicht, denn wir waren 2017 zuletzt dort oben beim Fort. Und jetzt weiss ich auch, dass es dort einen botanischen Garten gibt, wunderbar, danke! Da muss ich unbedingt nächstes Jahr mal hin.
Liebe Grüsse von uns Südländern … 😉
Meermond
Ja, wir hatten einen richtig schönen Tag erwischt!
Und ja, da solltet ihr wirklich mal hinfahren. Die Gartenanlage ist herrlich phantasievoll angelegt. Du wirst es mögen!
Ich guck mir das noch mal an, wenn die Winterruhe vorbei ist. Das ist dann bestimmt noch fabelhafter ?
ErzieherIn
Lieben Dank für diese ausführliche Beschreibung. Ich konnte euch förmlich sehen 😉
Meermond
Danke dir! Soll ich dir ein Eis mitbestellen? ?
notiznagel
Stehen über dem Abgrund …
Meermond
Ja, so war es auch ein kleines bisschen ?