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Der Herbst in Skandinavien – bunt von Nord nach Süd

Jahreszeiten geben den Takt des Lebens vor. Die Natur verändert sich in ihrem eigenen Rhythmus und wir dürfen immer wieder neue Sinneseindrücke bestaunen. Hier in Skandinavien fühlen sich die Jahreszeiten anders als in Deutschland an. Und je weiter wir in den Norden blicken, desto deutlicher wird dieser Unterschied. Vor allem jetzt im September ist das nicht zu übersehen! Komm mit auf eine bunte Reise durch den Herbst in Skandinavien von Nord nach Süd!

Entgegen eines verbreiteten Irrtums entstehen die Jahreszeiten nicht aufgrund der Entfernung von der Sonne. Tatsächlich befinden wir uns im Winter näher an der Sonne als im Sommer. Die Jahreszeiten hängen mit dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auf der Erde zusammen. Dadurch, dass die Erdachse geneigt ist und die Erde kugelförmig ist, ergeben sich unterschiedliche Winkel. Je steiler die Sonnenstrahlen eintreffen, umso wärmer ist es an der Erdoberfläche. Und je weiter man sich in den Norden bewegt*, umso flacher fällt das Licht ein. Diese Tatsache beeinflusst die Temperatur und das Licht selbst, was Skandinavienfans regelmäßig in Verzückung versetzt. Je nach Breitengrad und Jahreszeit legen die Sonnenstrahlen einen weiteren bzw. kürzeren Weg durch die Atmosphäre zurück, wodurch sich die Farbe des Lichts ändert.

Endlich ist wieder Herbst in Skandinavien!

Der Herbst ist bunt. In Skandinavien ist der Herbst bunter. Und kurz. Vielleicht ist er bunter, weil er nicht so lange dauert?

In Nordjütland ist es mir manche Jahre passiert, dass ich den Herbst regelrecht verpasst habe! Mehrere Jahre war es so, dass genau dann ein Sturm über das Land fegte, als sich die Blätter kaum verfärbt hatten. Quasi über Nacht waren schlagartig alle Bäume nackt, als hätten sie sich plötzlich das Sommerkleid ausgezogen oder einen Schalter umgelegt. Klick! Winter. Das ging mir leider oft viel zu schnell. Bisher glaubte ich, dass ich mich besser fühle, wenn der Übergang in den Winter langsamer geht.

Doch gerade weil der Herbst hier im Norden kürzer ist, erlebe ich ihn wesentlich aufmerksamer und intensiver als damals in Bayern. Es fühlt sich an, als würde sich die Natur beeilen, alles, was den Herbst ausmacht, in einem bunten Feuerwerk abzufeuern. Um rechtzeitig vor dem Winter fertig zu sein. Überall leuchtet es. Unten wie oben. Hurra, endlich ist wieder Herbst!

Herbst in der Arktis

Wiebke Jahn lebt bei Skellefteå in der schwedischen Arktis. Mit 64° nördlicher Breite ist das nur wenige Kilometer südlich des nördlichen Polarkreises entfernt. Den Herbst in der Arktis beschreibt Wiebke als besonders intensiv.

Was leuchtet mehr? Wiebkes Jacke oder der arktische Herbst? (Foto: W. Jahn)

„Die Bäume werden alle fast zeitgleich gelb und rot. Dies liegt an der Kürze der Jahreszeit. Herbst bedeutet hier einen Zeitraum von drei Wochen im September. In diesen wenigen Tagen werden alle Phasen durchlaufen: Es gibt den ersten Frost, die Blätter verwandeln sich und die Luft wird kühl und klar. Ende September sind schließlich alle Blätter abgefallen, die Pilze und Beeren sind abgeerntet oder nicht mehr genießbar. Das Farbfeuerwerk der Bäume ist zwar dann vorbei, aber die wunderschönen und immer länger werdenden Sonnenuntergänge (und Sonnenaufgänge) lösen die Pracht an den Bäumen ab. Das kurze Warten auf den ersten Schnee beginnt.

Herbst in Nordschweden – unten und oben bunt (Foto: W. Jahn)

Normalerweise beginnt der Winter im nordschwedischen Binnenland Anfang Oktober, der Zeit des ersten Schnees. Allerdings gibt es Unterschiede in den verschiedenen klimatischen Zonen. An der Küste Lapplands ist die Natur im Herbst ca. 2-3 Wochen ”hinterher”: Während ich 70 km von der Küste entfernt kaum noch Blätter an den Bäumen sehe, beginnt der Herbst an der Küste erst jetzt. Dort werden gerade Äpfel und Pflaumen geerntet und man kann sich kaum vorstellen am Polarkreis zu sein!

Erntezeit in Skellefteå (Foto: W. Jahn)

In Nordnorwegen ist es ähnlich: Die Baumlandschaft verändert sich vom Fjell bis zum Atlantik. Sie wird zunehmend lieblicher und die Temperaturen immer milder. Allerdings kann einen Mitte September bereits Schneeregen überraschen und das Wetter wird immer wechselhafter.

Warten auf den ersten Schnee (Foto: W. Jahn)

Der Herbst als farbiges Feuerwerk

Ein besonderer Ort ist das Fjell, also die Tundra in der nordschwedischen Bergwelt. In diesem Ökosystem ist der Wandel der Jahreszeiten besonders intensiv zu sehen. Die Tundra färbt sich innerhalb von kürzester Zeit in strahlende Orangetöne, die Baumgrenze wird strahlend gelb. Das in Kombination mit dem strahlend blauen arktischen Himmel macht den Herbst zu einem wahren Farbfeuerwerk.

Der arktische Herbst ist ein Farbfeuerwerk! (Foto: W. Jahn)

Besonders schön sind die im Herbst wieder zu beobachtenden Polarlichter. Man sagt, je intensiver Aurora im September tanze, desto besser werde die kommende Polarlichtsaison. In diesem September gab es sehr viele und intensive Polarlichter über unseren Köpfen …“

Über Wiebkes Haus tanzt Aurora (Foto: W. Jahn)

Herbst in Norwegen

Es ist der 26. September 2022. Hebe ich die Augen über meinen Bildschirm, blicke ich direkt auf einen Mischwald an der südnorwegischen Schärenküste. Lediglich einzelne Birken haben hier im Süden damit begonnen, sich gelb zu färben. Auf der Wiese hinter unserem Garten blühen noch immer vereinzelte Wiesenkräuter und brauner Sauerampfer reckt sich aus dem noch reichlich satten Grün gen Himmel. Endlich hat der Regen eingesetzt. Lange war es warm, sonnig und trocken. Dass es jetzt regnet, macht niemandem was aus. Norweger bewegen sich möglichst jede Minute draußen.

Auf den Bergen, im Fjell und im Norden des weiten Landes ist der Herbst bunt und kurz. An der Westküste herrschen bereits kühlere Temperaturen, doch noch überwiegen die Grüntöne in den Bildern, die Stephanie aus Trondheim (Fjordliebe) oder Tina aus Tysvær (Friluftstina) bei Instagram posten.

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Über unseren Köpfen verwandelt sich der Himmel beinahe täglich in ein Farbenmeer, das schöner nicht sein könnte. Das Magenta des Winters zeigt sich zunehmend intensiver und ausdauernder. Die Tage leuchten weich und golden. Selbst regnerische Tage wie heute wirken (noch) nicht abweisend. Alle Beeren sind gepflückt, die verbliebenen, zunehmend dunkler werdenden Preiselbeeren leuchten aus dem knalligen Grün der Moose und Flechten.

Das Licht verwandelt die mächtigen Felsen am Ufer des Olsofjords in gemütliche Sitzecken.

Herbst an der norwegischen Schärenküste

Dänemarks Herbst ist launisch

In Dänemark wechselt das Wetter ganzjährig schnell. Der Herbst hingegen ist noch einen Ticken launischer. Fühlt es sich an einem Tag noch nach lauschigem Sommer an, pfeifen schon am nächsten Morgen eiskalte Sturmwinde über die Dünen. Der Wechsel von Barfuß zu gefütterten Gummistiefeln geht manchmal blitzeschnell. Aufgrund des ständigen Winds fällt oft feiner Sprühregen, der waagrecht in selbst kleinste Ritzen der Kleidung kriechen kann. Kein Wunder, dass die Dänen sich ab Herbst zunehmend in ihren Häusern verkriechen.

Ein derart aktives Draußenleben, wie es die Norweger praktizieren, habe ich in Dänemark nicht erlebt. Nun beginnt in Dänemark die Zeit des Rückzugs in die eigenen vier Wände oder eben in die gemütlichen Ferienhäuser. Schließlich ist die Hauptsaison vorbei und das eigene sommerhus will ausgiebig genossen werden. Feiern und Hygge mit der Familie.

Zum Sonnenuntergang an den Strand zu kommen, gehört dazu. Doch steigen Dänen dazu nicht immer aus ihren Autos aus. Sie genießen die Pracht am Himmel lieber in wohlig windstiller Wärme und sehen den wetterfesten Strandbesuchern zu. Ist auch nicht wichtig, wie man die Pracht des Septembers bewundert. Atemberaubend ist sie immer:

Wenn der Herbst in Skandinavien ankommt, bringt er reichlich Magenta mit.

Nebel ist in Dänemark eher selten. Leider, denn er ist wirklich magisch.

Den dänischen Herbst habe ich schon mehrfach vorgestellt. Er ist einfach wundervoll! Lies gerne hier (klick) oder dort (klick) weiter oder folge den Empfehlungen unter dem Artikel.

Auch für Dänemark gilt, dass die Länge des Herbsts von Nord nach Süden hin zunimmt und er später einsetzt. So sah es heute Abend im Süden Dänemarks auf der Insel Fyn aus. Die Bäume sind noch grün, das Licht hingegen strahlt schon sehr herbstlich.

Auf Fyn ist bisher lediglich das goldene Herbstlicht zu sehen. (Foto: overthatfence)

Herbstlich wundervoll, findest du nicht auch?

In diesem Sinne,

* natürlich ist dies auch auf der Südhalbkugel der Fall, aber in diesem Artikel geht es um den Herbst in Skandinavien. Der Heimat Meermonds.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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