Nordsøen Oceanarium in Hirtshals: Forschung zum Anfassen

[Werbung, unbezahlt, unbeauftragt] „Das wissen wir eigentlich gar nicht“, antwortet mir die Biologin Kristina. Wir alle wenden uns der sich langsam aufhellenden Glasscheibe des Ozeanariums zu. Es ist zehn Uhr morgens und noch sind wir allein. Der große Mondfisch, dessen wahres Geschlecht vermutlich noch eine Weile ungewiss bleiben wird, zieht langsam an uns vorbei. Er hat sich noch nicht ganz aufgerichtet und schwimmt leicht seitlich durch’s Gewässer. Der Fisch ist demnach entspannt und bewegt sich bedächtig inmitten eines wirbeligen Makrelenschwarms. Der kleinere der beiden „Klumpfisk“ genannten Tiere döst noch etwas faul am dem Meeresboden nachempfundenen Beckenboden. „Die Kopfform lässt mich aber vermuten, dass es eine Sie ist.“ Portugal 1, so heißt eine der Hauptattraktionen im Nordsøen Oceanarium in Hirtshals, ist also eine silbrig schimmernde Dame. Und je heller das Becken leuchtet, desto mehr zeigt sie sich in ihrer Pracht. Mondfisch – Klumpfisk Im Gespräch mit zwei Meeresbiologen erfahren mein Mann und ich, dass man fast gar nichts über die geheimnisvoll anmutenden Meeresbewohner Mola Mola weiß. Im Ozeanarium Hirtshals leben heute zwei Mondfische, wovon einer erst vor wenigen Monaten hinzugekommen ist. Nach dem von großen medialen Emotionen begleiteten Ableben der Klumpfiske Hamlet und Andrea verzichtet man nun auf konkrete Namensgebung. Man möchte eine emotionale Bindung im Todesfall vermeiden und sich auf die Art konzentrieren. Es ist nämlich so, dass jeder Fisch aufgrund der vorgegebenen Rahmenbestimmungen bis zu seinem Ableben im Ozeanarium bleiben muss. Auch der Tod dieser Tiere ist ein wichtiger Bestandteil der Forschungsarbeit des Nordsøen Oceanariums. Mit dem Laden des Beitrags akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Instagram.Mehr erfahren Beitrag laden Instagram-Beiträge immer entsperren Aufgrund langjähriger Erfahrung ist das Ozeanarium in Hirtshals heute das Aquarium, in dem die wundersamen Seeriesen am längsten überleben können. Sie erreichen dort zwar sicherlich nicht ihre volle Größe und ihr maximales Gewicht, doch das ist auch gar nicht gewollt! Der größte bisher gefundene Mondfisch wog nämlich 2,3 Tonnen und hatte die Größe von 3*3 Metern – wobei man derzeit nicht weiß, ob in den Meeren nicht vielleicht noch größere Exemplare sind. Mondfische fressen eigentlich ca. 6000 Quallen am Tag, im Ozeanarium werden sie mit gekochten Miesmuscheln und von Hand gefüttert. Und das muss man auch tun: Sie sind im Vergleich zu den pfeilschnellen Makrelen zu langsam und würden der Gier der anderen nicht gewachsen sein. Der Aufwand lohnt sich, denn jedes Jahr nehmen die Fische zwischen 70 und 100 Kilo zu und wachsen deutlich sichtbar. Die Fütterung der Mondfische übernimmt ein Taucher, der etwa drei Handvoll Muscheln in die schnabelartigen Münder stopft. Täglich sammeln sich viele Zuschauer zu der als Show dargebotenen Fütterung auf der Tribüne. Noch bevor der Taucher ins Becken gesprungen ist, haben sich die Tiere in Bewegung gesetzt. Sie kennen die Musik und sie wissen genau, was gleich darauf zu ihnen kommen wird: drei Säcke mit Futter! Das Nordsøen Oceanarium als Forschungseinrichtung Ich staune nicht schlecht, als ich auf meine Frage, wie sich denn so ein Klumpfisk anfühle, eine Einladung bekomme, es doch mal selbst auszuprobieren. Wir betreten Räumlichkeiten jenseits des Besucherareals und gelangen zu einer Art Fischküche. Edelstahlplatten, Waschbecken und viele Messer lassen sofort erkennen, dass dort die Nahrung für die Bewohner des Ozeanariums vorbereitet wird. Kristina öffnet eine Kühltür und legt einen Eisklumpen auf die Platte, aus der zwei Flossen herausragen. Eigenartigerweise denke ich sofort an Ötzi. Dieser bereits tot gefangene Fisch ist zusammen mit „Portugal, med dato“, wobei sich die Frauen nicht an das genaue Datum der Ankunft erinnern können, ins Ozeanarium geliefert worden. Er wird bis zu seiner genauen Untersuchung dort eingefroren bleiben, um dann vielleicht weitere Geheimnisse der Mondfische zu enthüllen. Beide Meeresbiologen gehen davon aus, dass es sich bei diesem Tier um ein sehr junges Exemplar handelt. Das genaue Alter werden sie aber nicht bestimmen können, da bei Mondfischen der zur Bestimmung notwendige, „Otholith“ genannte, Ohrstein nicht herangezogen werden kann. Nachdem Kristina das Eis entfernt hat, liegt ein bemitleidenswert aussehendes Tier vor mir. Er tut mir leid und ich streichle ihn vorsichtig. Seine Haut ist rauh wie Sandpapier. Bildungsauftrag des Ozeanariums Wer einen Ausflug ins Nordsøen Oceanarium macht, wird dort sicherlich eine abwechslungsreiche Zeit verbringen. In familiengerechter Weise bringt das Ozeanarium seinen Besuchern nicht nur die Fauna der Nordsee näher, sondern setzt sich auch aktiv für den Erhalt ihrer Biodiversität (Artenvielfalt) ein. Man züchtet Hummer, die ausgesetzt werden, um den schwindenden Bestand im Meer aufzufüllen. Inmitten von elegant im Wasser schwebenden Tieren erfahren die Menschen in spielerischer und medial ansprechender Weise von den an den Meeren nagenden Problemen der Gegenwart: Klimawandel, Raubbau – Wusstet ihr übrigens, dass man Gesteinsquader aus Norwegen vor Læsø ins Meer werfen musste, um Kies- und Steingruben im Meeresboden wieder aufzufüllen? – und Verschmutzung. Das Ozeanarium bietet seinen kleinen Gästen so viele verschiedene Anregungen, dass deren Eltern durchaus Zeit dazu finden, die stets in drei Sprachen vorliegenden Schautafeln/Untertexte/Erklärungen zu lesen! Die Tatsache, dass sämtliche Sinne angesprochen werden, gefällt unseren Kindern sehr. Besonders natürlich die Kapitänsbrücke. Groß und Klein erhalten auf viele Fragen, wie zum Beispiel „Wie klingt es unter dem Meer?“ oder „Wie riechen Walfische?“, anschauliche Antworten. Das Skelett ⇒ des Finnwals stinkt übrigens noch immer erbärmlich und kann auch nächstes Jahr wieder in Blokhus bestaunt werden. Die Robben führen ihre Kunststücke selbst während der kalten Jahreszeit vor. Und wem danach kalt geworden ist, der kann sich an einem der zahlreich vorhandenen Picknicktische oder der Kaffeebar aufwärmen oder das hauseigene Café aufsuchen. Dort gefielen mir besonders folgende Tatsachen: annehmbare Preise, hochwertige Lebensmittel, gut schmeckender Kaffee (das ist wirklich nicht oft der Fall hier in Dänemark) und Essen für Vegetarier (das ist hier im Norden Dänemarks noch seltener)! Wenn wir mit unseren Kindern hinfahren, nehmen wir prinzipiell Verpflegung mit. Das ist gar kein Problem und wir können so etwas länger bleiben. Obwohl wir bereits mehrfach im Ozeanarium waren, kommen wir immer wieder gerne hin. Wir haben nämlich noch lange nicht alles entdeckt… Weitere Informationen zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen findest du hier: ⇒ https://nordsoenoceanarium.dk/ Viel Spaß wünscht,       Fotos: Alexander und Marion Sorg Für diese Werbung habe ich weder einen Auftrag noch Geld erhalten. Ich schreibe über das, was mir gefällt und was mich interessiert. Und weil es uns gefällt. Und Kristina und Annika, die sich Zeit für uns und unsere Fragen genommen haben, danke ich sehr. Tusind tak, vi snakkes ved.