Familienchaos

Hush little babies, don´t say a word!

Seit 2012 häufen sich in meinem Blog Erzählungen, Gedichte, Geschichten, Jammereien über DAS Thema.

Immer wieder taucht ES auf und immer wieder treibt es den wundervollen großen schwarzen Mann und Rotfrau an die Grenzen physischer und psychischer Belastbarkeit. Es wurden bestimmt schon Millionen Worte DARÜBER ins Netz hinausgebrüllt und unzählige Bücher zu DIESEM Thema veröffentlicht. Und trotzdem verliert es niemalsgarnienicht an Dramatik und Problematik:

Kinder + Schlafen

Eine Wortkombination, die stets Stoff für weitere Worte bietet. Angeblich gibt es jetzt ein Einschlafbuch für Kinder, das ein Psychologe verfasst hat. Es knackt sämtliche Verkaufsrekorde und basiert schon beinahe auf hypnotischer Manipulation!

Dies ist bestimmt schon mein 30. Artikel über´s Schlafen. Und dennoch ist er wieder ganz anders:

Als die Zwillingsmänner in unser Leben purzelten, war uns beiden noch nicht klar, wie brutal Schlafentzug wirklich ist. Schlafentzug wird offiziell als eine Foltermethode geächtet und ich bin inzwischen mehr als absolut der Ansicht, dass es unbedingt verboten bleiben muss, andere Menschen zu foltern. Das ist grausam und unmenschlich!

Der wundervolle große schwarze Mann und Rotfrau werden seit inzwischen mehr als zweieinhalb Jahren durch Schlafentzug misshandelt. Sicher, alle Eltern schlafen extrem wenig, wenn sie sich dazu entschlossen haben, ein liebenswertes Geschöpf in ihrer Mitte haben zu wollen.

Aber nur Mehrlingseltern dürfen jetzt mitfühlend nicken, denn hat man nämlich gleich zwei oder mehr liebevolle Geschöpfe im Haus, die einem Nacht für Nacht das rauben, was man braucht, um den Tag überhaupt erst mal bewältigen zu können, dann ist man schneller am Boden als man glaubt. Bereits ein Baby kann einen wirklich an die Grenzen bringen und es kann durchaus viel Kraft brauchen, um das liebevolle Geschöpf mit all der Liebe zu versorgen, die es verdient. Aber gleich zwei plärrende liebevolle Geschöpfe oder gar noch mehr schlaflose liebevolle Geschöpfe (OOOOOOOOOOHMEIINGGOOOOTT!)! Und die wollen genauso am nächsten Tag mit all der Liebe überschüttet werden, die sie verdienen, und sie kosten noch mehr Kraft als ein liebevolles Geschöpf und zum Geier, warum hat Gott keinen dritten Arm bei der Lieferung der zwei oder mehr (oooooooooh…) liebevollen Geschöpfe beigefügt???

Sie sehen schon, ich reagiere etwas empfindlich. Kinder + Schlafen ist mein Reizthema.

Die vergangenen Wochen waren schauderhaft.

Die Babymänner bezeichnen sich jeweils selbst als „großer starker Mann“ und sie sind auch schon richtig knuffige Kleinkinder geworden, die bald aus der Vuggestue in den richtigen Kindergarten wechseln dürfen. Der kleine Belgier verzeichnet bereits erste Erfolge auf dem Lokus und mit großem Hurra freuen sich beide Kinderchen auf die Schokolade nach erfolgreichem „Geschäftsabschluss“. Der kleine Wikinger ist noch nicht so weit, aber das dauert sicher auch nicht mehr lange. Ende November werden sie drei Jahre alt und sie entwickeln sich trotz Frühgeburt prächtigstenstenst.

Auch sprachlich sind sie hervorragend, sogar die dänischen Erieherinnen bemerken ein erstaunlich gutes Deutsch. Darüber hinaus beginnen sie damit, dänische Lieder daheim nachzusingen und können den Dänen auf Dänisch antworten. Sie sind so toll und sie machen uns große Freude.

Aber jeden Abend um 20 Uhr beginnen sich die elterlichen Schweißdrüsen zu weiten. Wie lange dauert es wohl dieses Mal, bis endlich Feierabend ist? Wann ist heute endlich Ruhe? Vorgestern war es 22:43 Uhr, gestern kurz vor 22 Uhr! Die Bitte an die Erzieherinnen in der Vuggestue, die Kleinen doch bittebittebitte mittags nicht mehr so lange schlafen zu lassen, war wenig zielführend. Die Sovepolitik der Vuggestue sieht es vor, dass Kinder – wenn sie denn einschlafen – mindestens eineinhalb Stunden schlafen müssen. Will ein Kind nicht schlafen, so muss es das nicht. Aber wie sollen sich meine kleinen Wichtelmänner gegen das Einschlafen wehren, wenn die Lieblingspädagogin mit ihnen im Zelt unterm Kastanienbaum kuschelt und ihnen geduldig über den Nasenrücken streichelt? Dass die Burschen dann abends nicht müde sind, ist mir völlig klar! Und ganz schlimm ist es, wenn ich beim Abholen „Ups, heute haben wir vergessen, sie nach eineinhalb Stunden aufzuwecken!“ hören muss. Dann wird es eben auch mal 22:43 Uhr, bis der Wikinger einschlafen kann.

Und ab 24 Uhr beginnt der Belgier seine Wanderschaft. Der kleine Mann läuft sich in der Nacht die Hacken ab. Erst knarrt die Tür ganz leise und dann raschelt die Daunendecke über den Flur. Und schwupp liegt ein zappelnder Eiswürfel im Elternbett. Weil der aber so unaufhörlich rumzappelt, wird er nach fünf Minuten Kuscheln wieder ins Bettchen getragen und kaum ist der Papa wieder im Bett, knarrt es erneut. Es ist schlichtweg zum Ausflippen! Und das tut der große schwarze Mann so ungefähr nach dem fünften Mal Rübertragen…Wir vermuten, dass das Sauberwerden ihn arg beschäftigt, aber wenn DAS der Preis dafür ist, dann soll er doch bitte auf weitere Inthronisierungen verzichten!

Jedes Wochenende gab es Kämpfereien. Die Kinder verweigerten den Mittagsschlaf, den sie werktags immer machen, drangsalierten uns, um dann gegen vier Uhr zusammmenzubrechen. Nach einem kurzen (meistens eine halbe Stunde) Nickerchen war dann wieder Vollgas bis in die Puppen. Heute Morgen am Frühstückstisch folgende Unterhaltung:

Die Kleinen dürfen heute keinen Mittagsschlaf machen.

Das schaffen sie aber nicht so gut. Sie sind dann jedes Mal sehr erschöpft und weinen bloß noch rum.

Das ist mir wurst, mir geht der Zirkus hier auf die Nerven! Der …i hat damals in ihrem Alter auch keinen Mittagsschlaf mehr machen wollen. Erst als er in den Kindergarten kam, hat er nochmal für ein paar Wochen damit angefangen.

Glaubst du wirklich, dass das was hilft, sie mit aller Gewalt wach zu halten? Ein kleines Nickerchen machen sie dann doch immer.

Wir schneiden heute die Hecken. Denen werd ich helfen.

Wenn du meinst…

– Szenenwechsel –

19:50 Uhr.

Ruhe und geschnittene Hecken.

Am 1. November ist „Umzugstag“. Im Kindergarten ist kein Pflichtschlafen mehr.

Rotfrau sieht einen Silberstreif am Horizont.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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