Ruhe.
Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich kann nicht mehr. Die Welt dreht sich zu schnell.
Zu grausam.
Ich komme nicht mehr mit – ein Grauen jagt das andere: Nizza, Würzburg, München, Ansbach, Sagamihara, Saint-Etienne –du-Rouvray. Angst diese Woche übrigens auch in Regensburg, Zirndorf und Nürnberg. Haben Sie das im Kreuzfeuer des Grauens überhaupt noch mitbekommen?
Bedauerlicherweise kann ich mich nicht einfach hinsetzen und warten, bis die Sonne wieder auf unsere leidenden Seelen scheint. Ich beneide den Schmetterling, der sich von mir in aller Ruhe betrachten ließ. Ich staunte über seine zarte Musterung, das warme Grün, die kleinen, gelben Fühler, die er entlang seines Kopfes unter die Flügel geschoben hatte. Er wartete vermutlich auf Wärme und ließ seine Flügel im Wind flattern.
Muss schön sein, wenn man so eine Stille in sich fühlen kann. Ich konnte sie nicht mehr fühlen.
Ich musste raus. Einfach nur weg von Nachrichten, die mein Kopf so unruhig machten.
Hinter unserem Haus öffnet sich ein weites Land. Teilweise durch Erosion nicht zu bewirtschaften, teilweise intensiv landwirtschaftlich genutzt. Dazwischen ein Schotterweg. Normalerweise fegt in diesem Landstrich ein ordentlich starker Wind, aber er beschränkte sich dieses Mal auf ein freundliches Streicheln der Welt. Nach einer Weile konnte ich mein pochendes Herz hören, welches sich über den flotten Schritt zu freuen begann. Ich hörte das Rascheln der reifen Ähren und verglich es mit dem Flüstern der Gerstenfelder.
Und je weiter ich mich von meinem Haus entfernte, umso weniger laut schrien die Bilder und Nachrichten in meinem Kopf. Warme Sonne, prickelnde Steinchen unter meinen Schuhen, satte Sommergerüche und eine mich umarmende Natur ließen mich wieder zu mir selbst finden.
Ich denke, vielen Menschen geht es im Moment so. Kommen Sie doch einfach mit?
Lauschen Sie doch mal: Stille
Stille im Kopf.
Gedanken• Leben in Dänemark
Ich schenke Ihnen
Vorheriger Beitrag
Kurzgebraten - Gute Frage!
Nächster Beitrag
vs Mainstream 2016
18 Kommentare
Marco
1. August 2016 at 7:40Das kenne ich auch sehr gut. Es gibt Tage, da will ich nur noch weg- raus aus Zeit und Raum.
…aber die sind ja gar nicht das Problem.
Meermond
1. August 2016 at 14:53Nein, meistens eher nicht. Herzliche Grüße!
puenktchenundwortgestoeber
28. Juli 2016 at 17:52Liebe Meermond,
also uns geht es genauso. Es ist zu viel, man kommt nicht mehr mit, man kommt nicht mehr zurecht. Es ist wie ein riesiges Kaleidoskop des nur noch Schreckens.
Wir beide ,Pünktchen und Wortgestoeber haben uns entschieden Nachrichten gibt es nur noch einmal am Tag im Internet werden die Nachrichten nicht mehr angeklickt, es gibt nur noch Kinofilme, die freundlich sind. alles andere .. wir können beide nicht mehr und wir möchten auch nicht mehr .
Lieben Gruß
Wortgestoeber
Meermond
28. Juli 2016 at 19:15Danke für deine ehrlichen Worte.
Ganz herzliche Grüße an euch beide ?
Ulli
28. Juli 2016 at 13:27das stimmt wohl, dass es Vielen so geht! Wenn ich nicht will höre ich kein Radio, TV habe ich eh nicht und wenn ich will, lese ich auch keine Zeitung. ich bin ncht bereit mich verrückt machen zu lassen. Informiert sein und bleiben ist eins, aber wie und wo und was bleibt einzig meine Entscheidung
Schön, dass du einen Weg für dich daraus gefunden hast, Weg als Weg als weg- ein feines Symbol!
herzliche Grüsse und danke auch für die schönen Bilder
Ulli
Meermond
28. Juli 2016 at 19:14Danke für diesen ehrlichen Kommentar.
Ganz liebe Grüße zurück ?
etoilefilante22
27. Juli 2016 at 23:04du fragst, ob ich mitomme, dabei weisst du, dass ich immer schon mit dir da war. Warum das so ist? Weil…..
Ich halte deine hand oder umarme dich federleicht….. nimm, was dir jetzt gerade wohltut.
etoilefilante22
27. Juli 2016 at 23:05ich reiche das K nach…… donnerwetter!
Meermond
28. Juli 2016 at 19:13Hihi, angekommen, das freche K
Meermond
28. Juli 2016 at 19:13Das freut mich aber sehr ?
Anny Page
27. Juli 2016 at 22:48Kann das absolut verstehen…kann zur Zeit keine Nachrichten schauen. Seit dem geht es mir besser. Ich gehe raus und lenke mich ab und Ann hat recht…wir lassen uns nicht die Lebensfreude nehmen! Bin zur Zeit aus Facebook getreten…dort wurde im Dauerlauf schreckliches gepostet….ich bekomme trotzdem das meiste mit..so ist es nicht…aber eben dosierter.Und ich entscheide wie viel ich dann „hören“ will. Schicke dir auch ganz viel Umarmungen! Wildes umherhüpfen und drehen hilft mir dann auch manchmal….
Meermond
28. Juli 2016 at 19:12Ich schicke zurück 🙂
Anny Page
28. Juli 2016 at 20:43Ankommen 😉
Anny Page
28. Juli 2016 at 20:43AnGEkommen meinte ich natürlich hahaha
Anna-Lena
27. Juli 2016 at 22:33Du beschreibst sehr eindringlich, was viele von uns empfinden. Mir geht es nicht anders und ich erfreue mich an und in der Natur. Da bekomme ich den Kopf frei und kann durchatmen, ohne das Gefühl zu haben, mir legt jemand die Schlinge um den Hals…
Meermond
28. Juli 2016 at 19:12Na denn, raus mit uns 🙂
kinder unlimited
27. Juli 2016 at 22:23Ich lass mir die Lebensfreude einfach nicht nehmen. Und das solltest Du auch nicht. Man braucht eher Kraft, was noch alles kommen mag. Schau Dir die New Yorker an, sie haben ein wirkliches Terrorerlebnis und ? sie leben weiter dort…..schon direkt danach wieder….aber Stille und eine Pause tun mal gut !!!! Fühl Dich gedrückt, Ann
Meermond
28. Juli 2016 at 19:11Danke, zurück gedrückt 🙂