Bjergelaug – [Über]Leben in der Jammerbucht
In den sozialen Medien treffe ich momentan auf immer mehr Menschen, die mit dem Ende des Winters ihrer Vorfreude auf einen Urlaub in der Jammerbucht Ausdruck verleihen. Ich freue mich schon so auf meine Herzensheimat! Tornby bei Hirtshals, Lønstrup, Løkken, Saltum und Blokhus reihen sich entlang der Küstenlinie der Jammerbucht aneinander und sind gern besuchte Lieblingsorte vieler Urlauber. Die Jammerbucht befindet sich an der Nordwestküste von Jütland und erstreckt sich von Hirtshals bis zum Bulbjerg. 100 wundervolle Kilometer Küste ziehen jährlich tausende Besucher an, die sowohl die breiten Sandstrände als auch die prachtvollen Naturwunder der Region genießen. Alle fiebern schon dem nahenden Sommer entgegen. Viele zählen die verbleibenden Wochen bis zum Abreisetag und hoffen auf milde Temperaturen, damit ihre unbeschwerten Tage zu einem rundum gelungenen Erlebnis werden können. [Anmerkung: Das Wetter hier ist sehr wechselhaft und man sollte auch im Sommer besser warme Pullover dabei haben!] Leben in der Jammerbucht Viele Touristen blühen zu Recht in der Jammerbucht auf, doch allein der Name der Bucht zeigt, dass die Menschen hier auf eine eher harte Geschichte zurückblicken müssen. Der Namensteil „Jammer“ leitet sich nämlich vom jammervollen Tod unzähliger Seeleute aufgrund von Strandungen und Schiffbrüchen ab! Und auch heute noch scheinen die Gewässer vor dem Urlaubsparadies Nordjütland nichts von ihrer Gefährlichkeit eingebüßt zu haben. An der berühmten Hafentreppe von Hirtshals erinnert ein Denkmal an die Ertrunkenen und dort kann man auch zur Unterstützung der Hinterbliebenen Geld spenden: Der Hafen von Hirtshals wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und war der erste dänische an der offenen Nordsee überhaupt! Vor dem Bau fischte und handelte man ausschließlich von Landungsplätzen auf dem Sandstrand aus, wie man es zum Beispiel noch heute in Løkken beobachten kann: Die Kutter werden wie seit Jahrhunderten üblich, an Land gezogen – und landen dann als beliebtes Fotomotiv in tausenden von realen oder virtuellen Fotoalben 😉 Von den um 1950 fast 50 Schiffen sind nur noch wenige übrig geblieben. Der Tourismus ist nun eine wichtige Einnahmequelle der Menschen. Seehandel und Seenot Der Seehandel zwischen Südnorwegen und Dänemark entwickelte sich im 16. Jahrhundert und wurde anfangs mit nur kleinen Schiffen getätigt. Zu Beginn exportierten die Norweger hauptsächlich Eisenwaren und Holz nach Dänemark, um von hier Produkte der Landwirtschaft mit zurück zu nehmen. Aufgrund der Beschaffenheit der nordjütischen Küste und mangelnder Hafenanlagen geschah der Warenaustausch draußen auf dem Meer. Mit dem sich immer mehr ausweitenden Schiffshandel mussten Rettungs- und Bergungsstationen eingerichtet werden. Seit jeher werden die Fahrwasser der Jammerbucht von rauhem Wind und Wetter heimgesucht. Heftige Wellen bei gleichzeitig geringer Meerestiefe mit großen Sandbänken zwingen die Fischer auch heute noch, an manchen Tagen ihre Boote am Strand zu lassen. Eine solche Rettungsstation kann man zum Beispiel in Blokhus besuchen: Wie man anhand der Jahreszahlen auf dem Mahnmal ablesen kann, liegen die Anfänge jener Rettungsstation im 19. Jahrhundert. 1847 etablierte sich schließlich Det Nørrejyske Redningsvæsen. Entlang der Küste sind mehrere Rettungsstationen und Bergungsgilden mit festgelegten Strandabschnitten eingerichtet worden. Nur eine einzige bjergelaug ist seit ihrer Gründung ununterbrochen besetzt gewesen und damit die letzte ihrer Art: Bjergelaug Skallerup Es war ein sehr unterhaltsamer Nachmittag, als mir ein lieber Bekannter von seiner Mitgliedschaft in der Bjergelaug Skallerup und den jährlich notwendigen Übungen erzählte. Diese Vereinigung ist mehr als hundert Jahre alt und hat nur männliche Mitglieder. Verstirbt ein Mitglied, so darf dessen Ehefrau seinen Platz einnehmen. In eine bjergelaug – man würde es vermutlich am besten mit „Bergungsgilde“ übersetzen – kann man nur eintreten, wenn man dort einen Fürsprecher hat, der den einwandfreien Lebenswandel und Wesenszug bestätigt. Man muss zudem strandnah wohnen und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Es war und ist nämlich eine Ehre, dieser traditionsreichen Rettungsmannschaft anzugehören und am geselligen Vereinsleben teil zu haben. Die Hauptaufgabe und das Recht einer traditionellen bjergelaug ist es, die Ladung gestrandeter Schiffe zu bergen. Dies geschieht gegen Provision, weswegen ein jährlicher Bericht erstellt und von der Polizei abgestempelt werden muss. Alles, was dann auf dem Strand angespült ist, wird vom zuständigen Strandvogt eingesammelt. Daher benutzt(e) man breite Flachboote [fladbåd] zur manchmal sicherlich Gewinn bringenden Bergung auf See. Tornby Bjergelaug War eine solche bjergelaug nicht ununterbrochen besetzt, wurden ihr der Status und die damit verbundenen Rechte aberkannt. Neuzuteilungen wurden und werden nicht mehr gemacht. Und genau darum ist auch die bjergelaug in Tornby, die sich 2015 quasi neu formierte, eben keine echte mehr, sondern nur ein eingetragener Verein. Dieser setzt sich besonders für den Erhalt von Traditionen und die Geschichte Nordjütlands ein. In mühevoller Freiwilligenarbeit wurde vor drei Jahren das größte und älteste Flachboot [1870] restauriert und der Bergungsverein wieder zu neuem Leben erweckt. Das Boot kann jederzeit am Strand von Tornby besichtigt werden. Zum alljährlichen Strandfest kommen unzählige Menschen, um den Wettkampf der Flachboote aus Tversted, Uggerby und Tornby zuzusehen. In Tornby gibt es übrigens eine ganze Menge mehr zu sehen: ein herrlicher Strand, ein echtes Wikingerdorf oder eine märchenhafte Welt hinter der Dünenkette. Weitere Reisen in der Zeit kann man im alten Kaufmannsladen oder beim Grabmal aus der Steinzeit machen. Besucht mich doch auf Facebook oder Instagram. Über eine Weiterempfehlung oder ein Like freue ich mich sehr. Danke <3 Herzliche Grüße aus Nordjütland,
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