Nordjütland,  Reisen in Dänemark

Kampf gegen Naturgewalten in Dänemark: Beispiel Rubjerg Knude Fyr

Ich denke, wir waren wohl nicht die einzigen, die die Meldungen vom Freitag bestürzt haben. Ja, wir wissen es seit langem, dass der berühmte Leuchtturm bei Lønstrup ins Meer stürzen wird. Alle wissen es. Aber dass es nun doch so schnell gehen würde, ist überraschend.

Wie Nordjyske.dk am Freitag meldete, muss schleunigst ein Beschluss gefasst werden, wie man mit dem Turm weiter verfahren würde, denn es wird gefährlich auf der hohen Sanddüne:

Die Winterstürme der vergangenen zwei Jahre waren wirklich hart und haben der Steilküste bei Rubjerg Knude in der Nähe von Lønstrup arg zugesetzt. Die Erwartungen, die man beim Umbau des Turmes (Herbst 2015 bis Frühjahr 2016) hatte, haben sich als zu optimistisch erwiesen. Man wollte die letzten „Lebensjahre“ des Touristenmagneten durch den Einbau von Treppen und einem Kaleidoskop zu etwas ganz Besonderem werden lassen. Der Norden Dänemarks braucht einen regen Tourismus und darum war auch schnell ein Geldgeber für das 3,6 Mio Kronen teure Unterfangen gefunden.

Ein Kampf gegen die Zeit

Nun steht der Leuchtturm nur noch 8 Meter von der Abbruchkante weg. Und obwohl ich ihn 2009 zum ersten Mal besucht habe, kann ich einen deutlichen Unterschied zwischen damals und heute erkennen. Nicht nur, dass der Turm und die dazu gehörigen Wärterhäuser (bzw. dessen Reste) wieder vom Sand freigegeben worden sind, die Steilküste ist irgendwie bedrohlicher geworden. Man wusste immer, dass sie gefährlich ist, doch nun ist der gewaltige Abgrund so präsent! Ich erinnere mich, dass ich hinter den versandeten Häusern arglos herumgegangen bin und nach den Klippen Ausschau gehalten habe…

Abschied vom Leuchtturm

Viele Nordjütländer scheinen gestern das Bedürfnis gehabt zu haben, „ihren“ besonderen Leuchtturm noch einmal zu besuchen. Der Parkplatz war nämlich rappelvoll und blickte man zur Düne hoch, wuselten dort die Menschen wie Ameisen herum.

Der Wind war leider sehr heftig und die Zwillinge und mein Kontaktlinsen tragender gsM konnten nicht überall hingehen, wohin sie gerne gegangen wären. Der fliegende Sand schmerzte im Gesicht und in den Augen. Das eine oder andere Bild musste ich mit geschlossenen Augen fotografieren:

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Ich habe eigentlich keine Höhenangst, aber dieses Mal war es anders, als wir ganz oben standen und über die Jammerbucht schauten. Die Kinderhändchen fest umklammert, die Kamera wackelnd im starken Wind und einen gefährlichen Abgrund in beängstigender Nähe anstarrend staunte ich erneut über die Kraft der Natur.

Wir werden wohl noch ein paar Mal hingehen die kommenden Wochen, denn wie TV2 hier meldete, denkt die Kommune Hjørring darüber nach, vielleicht schon 2018 mit dem Abbau des Leuchtturms zu beginnen. Rubjerg Knude Fyr werde schließlich von einer halben Million Menschen besucht und habe daher eine wichtige Funktion für die Region. Wohin der Leuchtturm ziehen wird und wer dafür aufkommen wird, ist derzeit nicht gewiss.

Ich habe auch gelesen, dass man sogar eine Plattform im Meer in Erwägung zieht. Doch lohnt es sich wirklich, einen dreistelligen Millionenbetrag für ein solches Vorhaben auszugeben? Ist es dann nicht wieder ein unnötiger Eingriff in die Natur, waren es doch die Menschen selbst, die die gewaltige Auftürmung der Sanddüne im vergangenen Jahrhundert durch Bepflanzungsmaßnahmen in Gang gesetzt hatten? Soll also erneut eingegriffen werden oder soll man dem natürlichen Verlauf tatenlos zusehen?

Noch ist alles offen, aber dass Rubjerg Knude Fyr nicht nur von den Touristen geliebt wird, das konnten wir gestern erleben.

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5. November 2017: Hier sitzt niemand mehr freiwillig.

Es tut mir leid, dass Ausblicke wie diese vielleicht schon zu bald nicht mehr möglich sein werden:

Wer den Leuchtturm also noch besteigen möchte und kann, der sollte sich beeilen. Alle anderen lade ich hiermit dazu ein, bei Meermond zu stöbern. Ich habe bereits mehrfach über Rubjerg Knude Fyr geschrieben, Bilder gezeigt oder auch zu Lindas traumhaften Rundflug eingeladen: zum Beispiel hier oder hier.

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Herzliche Grüße aus Nordjütland,

Meermond

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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