Kleinkinder bei der Arbeit
Dänische Häuser werden anders gebaut als deutsche.
Wir leben in einem riesigen Backsteinhaus, auf das ein Stockwerk in Holzbauweise aufgesetzt wurde. Und wir haben einen Fehlboden mit Pressspanplatten. Aufgrund des Alters und des großen Balkenabstandes knarzen die Platten, einige wackeln auch. Eine umfangreichere Renovierung steht also definitiv in den nächsten Jahren an, ist hier aber gar nicht so ungewöhnlich. Unser Nachbar hat seine Platten bereits ausgetauscht und ein guter Bekannter, ein Zimmerer, hat uns mir die Angst vor dieser Maßnahme schon nehmen können. Gerade in Aalborg müssten bei vielen Häusern derartige Reparaturen vorgenommen werden, das sei alles gar nicht so wild. Wegen der Zwillinge und weil uns die Kraft für eine Bodenerneuerung fehlte, haben wir vor eineinhalb Jahren unsere Möbel einfach trotzdem in das obere Stockwerk getragen und vorerst alles so belassen. Inclusive dem Ungeheuer!
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.
Ich weiß nicht, warum sich unsere Vorbesitzer vor über 30 Jahren für diesen schauderhaften, orangebraunen Kokosfaserteppich entschieden hatten, der in einigen der oberen Zimmer ausliegt, aber Geschmack und Fußgefühl können bestimmt nicht die Gründe dafür gewesen sein! Der Preußenbayer hatte bereits beim Einzug entsetzt einen riesigen Velourteppich darauf geworfen und im Spielzimmer bedeckt ein gigantischer Berber das hässliche Ding – lediglich das Büro und das Schlafzimmer erstrahl(t)en in vollem Lagerhallenchic und schleif(t)en unsere nackten Füße samtweich.
Ganz spontan rissen wir gestern das kratzige Ungeheuer aus dem Elternschlafzimmer heraus. Nach zwei Wochen Luftveränderung konnte und wollte ich den Gestank, der diesem widerlichen Ding neben und unter meinem Bett entströmte, nicht mehr länger ertragen.
Die Zwillinge schrien entsetzt auf und konnten so gar nicht mit der Tatsache umgehen, dass wir alles aus dem Schlafzimmer herausschafften. Eine Renovierung verunsichert Kleinkinder offenbar sehr. Also kuschelte Mama ganz viel mit den Kleinen, während ein starker Papa das orange Kratzeding zerschnitt und aus der Balkontür warf.
Der Hall und der glatte Boden luden dann doch zu einem Freudentanz ein. Geschwind wurden die lockeren Knarzeplatten mit Superkleber verklebt und ein sehr hochwertiger, dicker Flauscheteppich gekauft. Das wird nicht nur sehr elegant aussehen, sondern auch Zeit verschaffen: bis wir mal Zeit und Lust auf die große Sanierung und einen gemütlichen, skandinavischen Dielenboden haben.
5 Comments
Anna-Lena
Bei uns stehen im Herbst/Winter einige Renovierungen an…
Aber danach ist die Freude meist groß 🙂 .
Meermond
Oja, ich bin erschöpft, aber ich freue mich ganz furchtbar. Liebe Grüße
Anny Page
klingt nach sehr viel Spaß 😉 …ich könnte auch mal wieder renovieren hihihi
Meermond
Na dann auf geht’s. Was man heute kann rausreißen, das guck dir nicht an bis morgen – oder so 😉
Anny Page
hahahaha…..hab Lust einiges einfach zu verkaufen..danach gern ;)…