Leben in Dänemark

Klopapier für eine Million – Tag 6

Der heutige Tag endet mit einem Versammlungsverbot für Gruppen über 10 Personen und der staatlich angeordneten Schließung von Sportveranstaltungen, Fitnessstudios, Bars, Restaurants, Einkaufszentren, Friseuren, Tattoostudios und vielem mehr. Nun gut, ein Tattoo wollte ich mir jetzt nicht wirklich zulegen, aber ich bemerke, dass mir die zunehmende Einschränkung unserer Freiheit zusetzt.

Viele kleine Existenzen müssen mit harten Zeiten rechnen und die Worte der Königin, die um 20 Uhr zum Volk gesprochen hatte, hatten zurecht einen tröstenden Charakter.

„Wir müssen näher zusammenrücken, indem wir Abstand voneinander halten“, sagte sie und lächelte in die Kamera.

Abstand gewinnen – am Strand von Saltum

Unser Tag

Die Zwillinge kämpften fleißig gegen einen Aufgabenberg im Schulnetz, Alexander hielt ein Skypemeeting nach dem anderen und ich versuchte, den Laden am Laufen zu halten.

Als ich gegen halb drei von der Ankündigung weiterer Pressekonferenzen gelesen hatte, beendete ich unseren Arbeitstag. Als Familienmanagerin befahl ich meinen Lieben das unverzügliche Herunterfahren sämtlicher Rechner. „Wir fahren jetzt an den Strand!“ Mein Argument, dass wir das vielleicht schon bald nicht mehr dürfen könnten, vermochte wohl zu überzeugen. Keiner meckerte darüber, dass es draußen waagrecht nieselte und wir kamen vergleichsweise zügig aus dem Haus.

Auf dem Weg zum Strand hüpfte ich noch geschwind in einen Supermarkt, dessen Parkplatz schon wieder ordentlich gefüllt war. Als ich nach dem Bezahlen gedankenverloren meinen Wagen befüllte, pfiff mich die Kassiererin auf einmal scharf an. Ein Mann trat vor mich und sagte:

„Warum nimmst du mein Klopapier? Das kostet derzeit doch eine Million!“

Er lächelte zwar, aber ich schämte mich sehr. Entschuldigungen murmelnd gab ich ihm sein Klopapier wieder und trollte mich nach draußen. Ich werde die nächsten Tage wohl einen anderen Laden aufsuchen …

Am Strand

Als wir in Saltum angekommen waren, hatte der Regen aufgehört und die Sonne kämpfte sich durch einen warmen Nebel. Es wehte nur wenig Wind und die Luft war herrlich salzig. Es waren noch andere Menschen am Strand, aber Saltum ist sehr breit. Wir waren quasi alleine und liefen durch spannende Wege in den Dünen. Das Wetter änderte sich quasi im Minutentakt und darum habe ich innerhalb unseres Besuches sehr verschiedene Eindrücke festhalten können:

Glasklar
Drohendes Regenwetter
Zugezogen
Diesig
Nebelig
Wechselhaft

Ich bin erleichtert, dass wir auch weiterhin unser Haus verlassen dürfen. Angeblich sollen jetzt in den Supermärkten Klebstreifen eingesetzt werden, um den Abstand zueinander durch Markierungen vorzugeben.

Soll mir alles recht sein. Solange ich weiterhin zum Strand fahren darf.

Dort geht es uns besser.

Liebe Grüße,

Marion

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

34 Comments

  • Marlies Wolf

    Danke für Deine schönen Fotos, sie machen Mut, alles hat irgendwann ein Ende
    Passt alle gut auf Euch und Eure Lieben auf.
    Marlies

  • Waltraud

    Hallo ich finde was die Erzieherin geschrieben hat richtig toll. Wir waren vorhin Einkaufen und haben uns gewundert, die Regale mit den lange haltenden Lebensmittel wie Müsli, Cornflakes, Knäckebrot und mehr sind voll? aber kein Klopapier.Wir haben ja im Land Bremen und Landkreis Cuxhaven noch sehr niedrige Zahlen von Menschen die erkrankt sind und wünschen uns dass es weiter so bleibt. Allerdings wurden die Touristen hier auch gebeten ihren Urlaub abzubrechen. Wir müssen einfach das beste draußen machen und vor allem zusammenhalten. Ich freue mich über die schönen Fotos von Dir liebe Marion, es ist wie ein eintauchen in schönere Zeiten, kennen wir doch all diese Orte aus unseren vielen Reisen, die wir in das schöne Nordjylland gemacht haben, und irgendwann wird es fortgesetzt. Lasst uns alle fest dran glauben und mit arbeiten diese schlimme Zeit zu überstehen. Gesundheit für ALLE. Gruß Waltraud

  • freiedenkerin

    Das Hamstern ist so entsetzlich!
    Es betrifft zum Glück mich zur Zeit nicht persönlich, ich bin noch für zwei Wochen gut eingedeckt, weil ich schon lange vor Corona darauf geachtet habe, stets einen gewissen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln daheim zu haben.
    Aber eine Internetfreundin leidet seit der Nacht an einem schlimmen Durchmarsch, allmählich wird das Toilettenpapier knapp, und nirgendwo scheint es noch solches zu geben…
    Ich werde mich auch so weit als möglich an die Instruktionen und Einschränkungen halten. Und trotzdem heute Nachmittag eine Weile im Nymphenburger Schlosspark spazieren gehen. Und viel Sonne, Vitamin D und frische Luft tanken.
    Alles Liebe – bleib gesund!

  • ErzieherIn

    Hattet ihr nicht gesagt, es ist die Unvernunft der Menschen? Das ist sie! Ich höre immer wieder Diskussionen, es sei nur Mache, Influenza ist schlimmer usw. Das sehe ich anders. Für mich heißt Solidarität im Moment, Ansteckung zu vermeiden. Aber nicht aus eigener Angst heraus, sondern um allen schwer Erkrankten ein Intensiv-Bett zu erhalten. Nur das ist der SInn all der Maßnahmen. Gestern Abend im NDR haben ein Virologe und ein Lungenarzt gesprochen und sich Hörerfragen gewidmet. Abstand halten, Hände waschen und Handschuhe in öffentlichen Verkehrsmitteln lassen, denn die sind eine größere Gefahr für den Träger als sie wegzulassen. Die vermeindliche Sicherheit ist genau das Gegenteil. Ich fand das Gespräch sehr gut und hat mir Ängste genommen. Auch das Problem mit den vielen überlasteten Telefonleitungen kann durch mehr Innehalten solidarisch ein wenig besser gemacht werden. Meist verläuft die Erkrankung ähnlich einer Grippe. Ins Bett und den Körper ausruhen lassen, um ihm Kraft zu geben. Nur wenn Luftnot hinzukommt, sollte man sofort reagieren und in diesem Fall einen Notruf nehmen.
    Wir schaffen das nur gemeinsam…. Eure Fotografien Marion immer wieder spitze 🙂

  • Stella, oh, Stella

    Hausarrest können sie ja wohl nicht verhängen. Was sollen denn Leute mit Hunden machen? Sie im Haus/in der Wohnung scheissen lassen? Nun muss also Schluss sein mit dem Wahnwitz! Ausserdem müssen wir ja wohl an Essen und Medikamente kommen. Alles, was die Gesellschaft und die Menschen sich mit harter Arbeit im Laufe der Jahre aufgebaut haben, wird in wenigen Wochen von Politikern zunichte gemacht. Und, was wieder einmal typisch ist, dass nur die grossen Firmen, die wahrscheinlich am ehesten ohne HIlfe zurecht kommen könnten, finanziell unterstützt werden. Die Kleinen dürfen gerne bankrott gehen. Was sind das nur für Sozialdemokraten?

  • Ingride Mateen

    Ja Klopapier wird in die Geschichte eingehen! In enger Verbindung mit Corona. Ich war heute auch wieder lange mit unseren Hunden im Wald unterwegs! Und jedes mal beschleicht mich der Gedanke: wie lange noch? Und versuche ihn zu vertreiben!! Sag mir die Sonne scheint und atme durch!! Versuch das Beste draus zu machen und ein Stückweit gelingt das auch und ich fang wieder an zu lachen!! Liebe Grüsse Ingride

    • gkazakou

      Aeera! Luft! war der Kampfruf der griechischen Widerständler gegen den Vormarsch der Faschisten. Deine Bilder atmen Freiheit, Luft, Die Menschheit wird an ihrer Wahnidee, alles mithilfe ihrer „Wissenschaft“ kontrollieren und den Tod vertreiben zu können, schließlich ersticken. Angst = Enge.
      Wir dürfen uns nicht kollektiv und widerstandslos kasernieren lassen! Was soll mir ein Leben, wo es keine Freiheit, keine Mitmenschlichkeit, keine Freude gibt? Jetzt haben sie uns am Wickel mit dem Satz: du musst auf die Alten Rücksicht nehmen, Ich bin alt. Ich gehöre deshalb aber nicht zu einer „Risikogruppe“, sondern bin logischerweise ein paar Schritte näher am Tod als die Jungen, Was ist daran so aufregend? Meinetwegen soll niemand darauf verzichten, Freude an seinem Leben zu haben. Ich verbitte es mir, dass mit meiner ganz natürlichen Gebrechlichkeit und Todesnähe ein Programm der Unfreiheit begründet wird.
      Liebe Grüße und ja! Geh hinaus! Aeera!

      • Meermond

        Liebe Gerda, ich habe mir deine Worte heute schon dreimal durchgelesen und sie auch Alexander gezeigt. Luft! Wie wahr das ist!
        Wir beide schicken dir von Herzen die allerwärmsten Grüße und bedanken uns.

      • Waltraud

        Wichtig ist doch das man im Herzen jung bleibt und immer offen für Neues. Ich mußte schmunzeln als ich gelesen habe das bei uns ein grosser Supermarkt am Sonntag nur für Senioren ab 65 öffnet damit sie in Ruhe einkaufen können. Sie dürfen eine Begleitperson mitbringen.? ich fast 64 mein Mann fast 65 nehmen doch den Älteren den Platz nicht weg???. Obwohl es in Dänemark natürlich in vielen Bereichen von Vorteil ist mit dem Arrangement
        tres+ also 60+ da kann man schon sparen, leider noch nicht an der Eisdiele?

  • Jutta Weiß

    Du sprichst mir aus der Seele. Das mit den Markierungen gibt es hier zum Teil schon. Ansonsten gelten hier die gleichen Einschränkungen. Wir warten echt auf die Ausgangssperre. Die Leute sind so bescheuert. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause kam ich an der geöffneten Eisdiele vorbei. Vor der Straßenausgabe Trauben von Menschen dicht an dicht. Auch die Tische auf dem Gehweg voll besetzt. Wie kann man so unvernünftig sein?

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