Nächstes Wochenende ist es soweit: Skandinavien feiert die Sommersonnwende.
Bei uns in Dänemark freut man sich schon auf den Sankt Hans Tag, zu dem rauschende Feste voller Hygge gefeiert werden.
Wie in den meisten nordeuropäischen Ländern werden anlässlich der Geburt Johannes des Täufers Feuer entzündet. Aus Bayern kenne ich diese Tradition anlässlich des 24. Juni unter dem Namen Johannisfeuer, in eher weniger christlich geprägten Bundesländern entzündet man Sonnwendfeuer.

Die Tradition der Sonnwendfeuer

Am 21. Juni steht die Sonne über dem nördlichen Wendekreis (23,5 Grad Nord) senkrecht und beschert den Orten, die auf dem nördlichen Polarkreis liegen (66,5 Grad), einen Tag ohne Sonnenuntergang. Einmal einen solchen Polartag zu erleben, stelle ich mir schon irre vor. Übrigens haben alle Orte, die noch weiter im Norden liegen, mehrere solche Polartage! Nach dieser Wende wandert der Sonnenstand wieder in Richtung Süden und die Tage werden kürzer.
Schon früh haben die Menschen dieses Datum zelebriert und beeindruckende Kultstätten errichtet. Fast 20000 Menschen pilgern jährlich nach Stonehenge, um den dort beinahe magisch wirkenden 21. Juni zu feiern.
Die Tradition, an diesem Tag Feuer zu entzünden, um das Leben, die Fruchtbarkeit und die hellen Tage zu feiern, ist also sehr alt.
Wie schon bei anderen Festen hat der christliche Glaube „heidnische“ Bräuche übernommen und in einen religiösen Rahmen eingebaut, um seine Ausbreitung und sein Bestehen zu sichern. Und genau darum brennen am Johannistag ebenfalls Feuer…
Sankt Hans in Dänemark
Auch wenn das Wetter am Sankt Hans Abend nicht immer das beste ist, ist es in Dänemark eine beliebte Tradition, am sogenannten sankthansaften, also am 23. Juni, richtig große Feuer zu entzünden.

Einem alten Volksglauben gemäß fliegen am Vorabend des Sankt Hans Tages die Hexen zum Blocksberg. Mit dem Feuer sollten ursprünglich die Hexen vertrieben werden, doch inzwischen ist man dazu übergegangen, die Hexen in Dänemark nur symbolisch zu verbrennen.
Zum Sankt Hans Abend lädt man zu großen Festen ein. Es wird viel gegessen, viel getrunken und ein hyggeliges Miteinander genossen. Gesang darf hierbei genauso wenig fehlen wie liebevoller Schmuck (pynt). Derzeit findet man viele Möglichkeiten, sich eine Strohhexe für den eigenen Scheiterhaufen zu basteln oder Hexenschablonen zur Tischdekoration herunter zu laden. Die Prospekte der Supermärkte präsentieren sich auffällig alkoholisch und liefern gleich eine praktische Einkaufsliste für den perfekten sankthansaften mit:

Als umweltbewusster Vegetarier schreibe ich mir meine eigene Liste und werde auf das Einmalgeschirr verzichten.
Hexen
Ein Sankt Hans ohne Hexe ist in Dänemark undenkbar. Auch wenn sie nur auf dem Esstisch stehen! Ich übersetze mal eben eine Anleitung:
Lav selv heks: Ein paar Stöckchen, ein Nylonstrumpf, alte Zeitungen, Wolle und ein paar Stoffreste reichen aus, um sich eine Hexe für das Feuer zu basteln. Stöckchen zusammenbinden, sodass ein Kreuz entsteht. Den Strumpf mit Zeitung ausstopfen und einen Kopf formen, auf den Wollfäden geklebt werden. Den Kopf auf den senkrechten Stock stecken, Gesicht aufmalen und die Hexe „einkleiden“, in dem man den Stoff um das Kreuz wickelt. Så er heksen klar…
Und damit sei dann die Hexe bereit für den Blocksberg.
In Blokhus sind sowohl Scheiterhaufen als auch die Hexe etwas größer:

Vi elsker vort land
In Dänemark brennt es also am Wochenende beinahe überall. Es werden große Feuer am Strand entzündet, zu denen sehr viele Menschen kommen. Es gibt Musik und Party, bis der letzte Funken erloschen ist. Das Feuer wird vom hier üblichen fællessang begleitet. An diesem Abend singt man traditionsgemäß ein Lied, in dem man seine Liebe zu Dänemark kundtut, den Sommer und den Frieden feiert:
Der Text dieser Mittsommerweise (1885) entstammt der Feder Holger Drachmanns, die Melodie wurde von P. E. Lange-Müller komponiert. Jeder Däne kennt dieses Lied.
Sobald die Strohpuppe auf dem riesigen Scheiterhaufen umfällt, brandet tosender Applaus auf und alle freuen sich.




Natürlich werden viele private Feiern abgehalten, zu denen meist viel zu viel gegessen und getrunken wird.
Sankt Hans in skandinavischen Nachbarländern
Norwegen und Dänemark haben in etwa gleiche Traditionen, während man in Schweden zu midsommar um eine mit Blumen und Birkenlaub geschmückte Stange tanzt. Blumen und Lebensfreude locken alle ins Freie.

Dazu wird natürlich Tracht getragen. Die Menschen feiern im Freien. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts legt man das Mittsommerfest auf den Samstag, der zwischen dem 20. und 26. Juni liegt. Gefeiert wird bis in den frühen Morgen und findet im Kreise von Freunden und Familie am Freitagabend, dem midsommarafton, statt. Wie gut, dass man sich am darauf folgenden Samstag, dem midsommardagen, von den Strapazen des Festes erholen kann. Übrigens kann man am Mittsommertag nicht wirklich zum Einkaufen gehen: die meisten Geschäfte bleiben zu.
In Finnland wird offenbar etwas heftiger gefeiert, denn unsere finnischen Freunde haben uns erzählt, dass es üblich sei, Wetten darüber abzuschließen, wie viele Todesopfer aufgrund übermäßigem Alkoholkonsum am nächsten Tag zu beklagen sein werden. Dabei zählen aber nur die Toten, die im See ertrunken sind, weil sie zum Beispiel im Rausch baden wollten oder aus dem Boot gefallen sind.
UUUUH – Ob wir unsere Einladung zu unseren finnischen Freunden an der Küste noch einmal überdenken sollten…? *zwinker*
Schönes Fest wünscht

Aktualisierung:
Das Sankt Hans Fest 2020 haben wir in Blokhus im Livestream begleitet. Es war anders, aber dennoch sehr hyggelig:
22 Kommentare
Mittsommer in Dänemark - Meermond - Sankt Hans
19. Juni 2020 at 16:22[…] es ein besonderes Erlebnis, zum sankthansaften an den Strand von Blokhus zu gehen. Wir freuen uns jedes Jahr darauf und nehmen wie viele andere auch einfach warme Wolldecken […]
Rosemarie Karge
18. Juni 2019 at 17:12Danke liebe Marion für die interessanten Infos zum Sankt Hans Tag und besonders für das Video mit diesem herrlichen Lied. Ich wusste gar nicht, dass Holger Drachman auch Texte für Lieder geschrieben hat, ich kannte ihn nur als Maler. Na gut: „Maler und Poet“ – das „Poet“ hab ich bisher nicht so beachtet.
Ewald Sindt
18. Juni 2018 at 19:35Da hast du dir aber wieder viel Mühe mit Berichten und Bildern gemacht! Ich bewundere dein Engagement… ???
Lieben Gruß, Ewald
Meermond
21. Juni 2018 at 11:30Lieber Ewald, ich danke dir sehr. Du wirst es nicht glauben, aber ich bin schon öfter mit dem Gedanken geplagt gewesen, aufzuhören. Es macht wirklich so viel Arbeit und kostet Zeit…
Und dann bekomme ich Wertschätzung. Und dann weiß ich, dass sich jedes Wort gelohnt hat.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ewald Sindt
21. Juni 2018 at 19:45Schön, das du uns erhalten bleibst… ???
Lieben Gruß, Ewald
Meermond
23. Juni 2018 at 14:12?
ErzieherIn
17. Juni 2018 at 11:29Da ich in Hamburg lebe, steht Dänemark des öfteren auf unserer Reiseliste. Durch deine netten Beschreibungen und eingebauten Vokabeln, ist mir das Land nicht mehr fremd. In Begegnungen mit Dänen liegt viel Freundlichkeit. Danke
Meermond
17. Juni 2018 at 23:23Und ich danke dir für diesen netten Kommentar ??
freiedenkerin
16. Juni 2018 at 22:00Danke für diesen sehr interessanten Blogpost. Eine Nacht, in der die Sonne nicht untergeht, würde ich auch zu gerne mal erleben. 😉
Herzliche Sommergrüße aus München! <3
Meermond
17. Juni 2018 at 23:25In zwei Wochen geht es noch weiter in den Norden. Ich versuche, dir das so gut wie möglich zu zeigen. Es ist tatsächlich etwas Besonderes, wenn das Licht was so ganz Ungewohntes tut.
Ich grüße dich ganz herzlich in den geliebten Süden ?
alltagschrott.ch
16. Juni 2018 at 18:44Sehr interessant ?
Meermond
17. Juni 2018 at 23:26Ich freue mich, dass ich immer wieder dein Interesse wecken kann. Vielen Dank, dass du so treu mitliest, liebe Priska!
summerbine
16. Juni 2018 at 10:47In diesem Jahr werden jedoch nicht so viele Feuer brennen, da die meisten Kommunen ein Feuerverbot aufgrund der Trockenheit herausgegeben haben. Oder gilt das nicht für Sankt Hans?
Meermond
16. Juni 2018 at 18:19Also mir ist nichts bekannt. Seit Samstag letzter Woche regnet es sehr viel und ich glaube nicht, dass bei uns noch so akute Waldbrandgefahr herrscht.
summerbine
16. Juni 2018 at 22:17Ja, heute hat es nun auch den ganzen Tag hier in Aarhus geregnet. Da wird die Kommune uns wohl zu Sankt Hans doch ein Feuer erlauben 🙂
Meermond
17. Juni 2018 at 23:27Nååå, du bor her?
Dann wünsche ich dir von Herzen ein wundervolles Fest zu Sankt Hans! ?
Silke
16. Juni 2018 at 10:21Interessant geschrieben. Das Rezept mit den Kartoffeln in Pfefferminzsoße würde mich interessieren. Stellst du das ein.
Schönes Wochenende
LG
Silke
Meermond
16. Juni 2018 at 18:19Hihi. Ok 🙂
Stella, oh, Stella
16. Juni 2018 at 10:16Die Rezepte hören sich sehr gut an.
Hier im Dorf wird auch gefeuert, mal sehen, wie das wird …
Meermond
16. Juni 2018 at 18:20Ok, Rezept folgt. ?
Claudia
16. Juni 2018 at 8:34Oh, bekommt der Blog das Rezept bitte auch ?
Vielen Dank für den schönen Text!
Liebe Grüße aus Bamberg
Claudia
Meermond
16. Juni 2018 at 18:21Bitte.
Ja, Rezept folgt 🙂
LG nach Bayern