Leben in Dänemark

Ruhe senkt sich im lukket land – Tag 7

Kære kunder. Håndsprit 40 kr pr. stk. Eftersom håndsprit er en mangelvare, er prisen ved køb af mere end én håndsprit pr. kunde 1000 kr. pr. stk. Mit dieser Maßnahme versucht ein Kaufmann seine Kunden davon abzuhalten, Desinfektionsmittel zu hamstern. Eine Flasche kostet 40 DKK, also etwas über 5€, jede weitere Flasche aber 1000 DKK (ca. 140 €). [Quelle: hier] Mir gefällt diese pfiffige Idee, denn leider sind auch in Dänemark gewisse Produkte zur Mangelware in den Supermärkten geworden.

Guten Abend und herzliche Grüße aus Dänemark, dem nun lukket land (dt. geschlossenes Land).

News

Nun, die Königin hat gestern Abend bekanntlich versöhnliche und tröstende Worte ausgesprochen. Und das tat wohl auch Not. Als ich heute durch Brønderslev fuhr, blickte ich in die Straßen einer Geisterstadt. So leer habe ich meine Heimatstadt noch nie gesehen. Es waren ein paar Autos unterwegs – aber ich sah keine Menschen. Ich fuhr sehr langsam und suchte nach Leben. Die Mutter eines Klassenkameraden meiner Kinder schob gerade einen Wühltisch mit Wolle von der Straße und warf mir traurige Blicke aus großen Augen zu. Sie näht so wunderschöne Dinge für Kinder. Wie wird es ihr gehen? Im benachbarten Pizzalieferdienst standen drei Männer in Kochschürzen über den Thresen gebeugt und starrten nach draußen. Ihr Schild „Wir haben geöffnet“ schrie knallgelb in die gähnende Leere der Straßen.

Es ist still geworden.

Die Parkplätze der Supermärkte waren heute wieder deutlich leerer und aus dem Baumarkt schleppten die Menschen Werkzeuge und Erde für die Arbeit im Garten. Der Frühling kommt, der Garten ruft. Die Gegend, in der wir leben, ist sehr still geworden. Und beim Heimfahren bin ich in der Mitte gefahren. Auf beiden Spuren quasi. Warum, das kann ich eigentlich nicht sagen. Ich war alleine.

Unser Tag

Unser Tag war gut. Heute hätten wir eigentlich ein Fernsehteam bei uns begrüßen sollen. Nun wurde es eben ein Skypeinterview. Unser Ferienhaus in Schweden durften wir auch umbuchen. Die Kinder motzten über ihre vielen Aufgaben und ich schaffte ein paar Meter Wildnis aus dem Garten.

Wir werden heute Abend ein erstes Osterbier probieren. Dieses Jahr mit Ahorn. Skål!

Frühjahrsbock mit Ahornsirup

Bei uns war es also ein ruhiger Tag. Ist das nicht schön?

Herzlichst,

Marion

Fotos aus Dänemark nach der Grenzschließung siehst du hier:

https://jyllands-posten.dk/indland/ECE12016035/lukket-land/

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

11 Comments

  • gkazakou

    Merkwürdigerweise scheint es hier in Griechenland überhaupt kein Hamstern zu geben. Niemand kauft Klopapier auf Vorrat, die Regale sind voll. Wegen der vielen Berichte über Klopapier achtete ich extra drauf: es gibt Läden, die verkaufen Haushaltswaren jeder Art, und sie sind normal bestückt. Es versteht sich wohl, dass auch ich weiterhin von der „Hand in den Mund“ lebe, Ich vertraue darauf, dass die kleinen Lebensmittel- und Obstgeschäfte weiter aufmachen dürfen.

  • Waltraud

    Godt aften Marion, es ist schön zu hören, das Ihr Euren Urlaub problemlos umbuchen konntet. Wir werden unseren Urlaub in Sæby sicherlich auch auf den Herbst umbuchen, da werden wir mit Eric vom Hedebo camping keine Schwierigkeiten haben. Und mit Wohnwagen ist man flexibel. Den Hamsterwahn mit so einer Maßnahme entgegen zu treten finde ich toll.
    Heute im NDR hat sich eine Hörerinnen aus Wunsdorf bei Hannover gemeldet, die ihr Geschäft schließen mußte und von ihrem Vermieter das Versprechen bekam, sie bräuchte bis zur Wiedereröffnung keine Ladenmiete zahlen. Einfach toll.
    Das Foto aus der Fußgängerzone von Bronderslev verursacht Gänsehaut. Orte die man voll mit Aktivitäten kennt?. Heute abend hat Frau Merkel eine Ansprache an die Nation gehalten, die sehr gut war und hoffentlich viele wach gerüttelt hat und umdenken lässt. Ich muß nicht in dieser Zeit im Cafeno der einer Eisdiele sitzen und vielleicht andere Menschen zu schaden oder selber infiziert zu werden. Wir klönen mit unseren Nachbarn im Wochenendhaus im Abstand von 10 Metern, es kann zwar jeder mithören, aber wir haben nichts zu verbergen. Ich wünsche Dir und Deiner Familie einen ruhigen 8. Tag,
    Gruß Waltraud

    • EWI

      Hallo ihr Lieben,
      ich hoffe, hier kehrt auch bald etwas mehr Ruhe ein. Ich fand die Rede auch sehr gut. Wir arbeiten ab der nächsten Woche Kurzarbeit in 2 Teams, um die Ansteckungsgefahr niedrig zu halten.
      Meine „kleine“Tochter ist bei ihrem Freund im Nachbarort und traut sich nicht zu uns, weil sie Angst hat, infiziert zu sein und uns anzustecken, auch wenn sie keinen triftigen Grund dazu hat. Ganz schön gewissenhaft.
      Ich denke auch, das das einiges ändern wird.
      Haltet die Ohren steif und liebe Grüße,
      Erika

      • Ronja

        Liebe Marion,
        hier in Kassel ist es irgendwie stellenweise noch das genaue Gegenteil von Geisterstadt…die Geschäfte sind seit gestern zu, trotzdem ist die Einkaufsstraße relativ voll, viele Senioren, die definitiv schon lange nicht mehr arbeiten sind unterwegs, Straßenbahn ist voll…ich muss auch mit der Bahn fahren, um an die Arbeit zu kommen. Ich arbeite bei der Stadt Kassel und bin für die Auszubildenden zuständig und werde da auch noch dringend gebraucht.
        Schön, wenigstens ein paar Bilder vom Meer bei dir zu sehen! Im Herzen bin ich ein küstenkind und die größte Herausforderung für mich in dieser Situation ist tatsächlich, jetzt monatelang das Meer nicht mehr sehen zu dürfen.
        Aber ich freue mich über unseren Garten und das schöne Wetter, es könnte ja noch schlimmer sein!
        Viele Grüße aus Nordhessen und bleibt gesund!
        Ronja

        • Meermond

          Die Bilder aus Deutschland haben uns etwas erschreckt. Bitte passt gut auf euch auf! Der Virus ist ein A….! Sagt man zwar nicht und schon gar nicht öffentlich, aber er ist es wirklich. 🙁

    • Meermond

      Ich komme erst heute dazu, deinen Kommentar zu beantworten. So langsam entwickeln meine Kinder einen gewissen Grad an Budenkoller. Sie brauchen noch mehr Beschäftigung als sonst. Gottlob spielt das Wetter mit. Wir fahren morgen in Dänemarks größten Wald. Alleine. Mit ganz viel Ruhe. Und die bringen wir dir und unseren Lesern dann gerne mit. Wir lesen uns, meine Gute!

  • freiedenkerin

    Hoffentlich lässt bei uns auch bald der „Hamsterwahn“ nach. Zumindest gab es im benachbarten Drogeriemarkt heute wieder Seife und Duschgel. Und man hat Schilder aufgehängt, dass jeder Kunde nur mehr zwei Gebinde Klopapier mitnehmen darf.

    • Meermond

      Na das klingt doch schon mal wieder nach Vernunft und Zivilisation. Wir haben uns heute erst darüber unterhalten, ob diese Krise nicht bei einigen Änderungen im Verhalten und Leben bewirken wird. Es bleibt spannend.

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