Familienchaos

Schatzkiste der Erinnerungen – 4

Rotfrau in der MU-KI-GRU
Eigentlich sollte ich jetzt in unserem Schlafzimmer die unendlich vielen Wäschekörbe ausräumen/falten/bügeln. Naturemente das Interieur! Aber ich bin völlig erledigt!
Die Kleinen liegen seit halb 12 im „Koma“ und ich habe immer noch Augen so groß wie Untertassen.
Was ist los im roten Haus am Wald?
Wir waren in der Mutter-Kind-Gruppe.
Beim Preußenbayer war ich noch jung und unerfahren, wir waren alleine auf dem Spielplatz und haben ganz altmodisch andere Menschen kennen gelernt.
Heute geht man dazu in eine Mutter-Kind-Gruppe. Man will nämlich dazugehören, es ist modern und den Kleinen gefällt es sicherlich, andere Kinder zu erleben.
Ich zieh mein grünes Kleid mit roten Strümpfen (der große schwarze Mann begrüßte mein Outfit mit einem Liedchen, welches erst kürzlich im Bundestag für Gelächter sorgte) an, packte eine Stunde lang Kinder, Babyfress, Windeln, Dies und Das und verließ das Haus in neugieriger Ungewissheit.
Dort angekommen musste ich etwas weiter weg auf einem schlammigen Parkplatz parken. Wenn ich schon den ganzen Tag angekotzt aussehe, hätte ich wenigstens gerne Glänzeschuhe!
Es regnete wie Wutz, meine Naturlocken sprangen hocherfreut mit dem Lied der Freiheit auf den Lippen aus den Haarklammern, mein Gesicht war inzwischen vor Anstrengung hochrot und ich bepackt wie ein Esel:
Rechts und links ein Kind im MaxiCosi, Rucksack, Tasche, Schlammschuhkotzkreuseloutfit, hochrote Schwitzbirne.
So betrat ich verspätet die Gruppe im ersten Stock ohne Aufzug.
Alles guckt uns lächelnd an.
Auf einmal springen die Mütter alle auf und fangen an zu singen.
DA fand ich´s ja noch nett.
Alle Kinder wurden musikalisch begrüßt und wir herzlich in die Truppe aufgenommen. Die Kinder fanden´s toll. Es reihten sich ein paar Liedchen aneinander („Sing halt mit!“ Ich: „Ich kenn die Lieder ja überhaupt nicht!“) und die Kleinen fingen an zu spielen.
„So, jetzt geh’n wir frühstücken!“
Ich: Ich glaub nicht, dass die jetzt –
Wutsch, war der Belgier schon in den Stühlchenraum entschwunden. Naja, dann schlepp ich halt die MaxiCosiDinger dahinter, damit die auch sitzen können… Alle packen Bananen und Salzstangerl und sowas aus und füttern die Kinder. Immer mehr von denen wird´s zu blöde und sie rennen wieder ins Spielzimmer.
Ich bin noch nicht fertig, aber nun trinken die Mütter Kaffee in einem weiteren Zimmer und das Stühlchenzimmer muss wieder geschlossen werden.
Aha.
Ich also wieder raus, halbe Banane selbst gefressen, Kinder vertröstet, ins Spielzimmer zu den anderen.
Bis ich damit fertig war, ging´s auf der anderen Seite mit Kaffee und Kuchen los. Ich durfte Tee haben. Fand ich saulieb.
Getrunken habe ich ihn nicht. Denn bis er trinkkühl war, musste ich den Belgier von den Steckdosen wegheben und den Wikinger aus einer Spielzeugkiste retten.
„Magst du deinen Tee noch? Wir räumen auf!“
Ich: Ja, ich trink ihn gleich, stell ihn doch wieder auf den Tisch.
Als ich in die Küche kam, war der Tisch blitzeblank.
Kein Tee, na gut.
Rüber ins Spielezimmer.
„So, jetzt basteln wir!“
Ich: Oh bitte nicht. Ich bin völlig überfordert und die Kleinen schreien auch schon die ganze Zeit. Ich bastle das nächste Mal, ja?
Nickende Zustimmung von den anderen genervten Müttern.
Also beschließt die Gruppe, 15 Minuten früher aufzuhören. Plötzlich landen alle Spielsachen in der Kiste und die Truppe springt wieder auf zu einem Lied. Ich saß am Boden und hatte zwei entsetzte Babys im Arm.
Ende. Aus.
Kind ins Maxidingsbums, wieder runter, ins Auto. 1,2 Sekunden später ohnmächtiges Schnarchen aus den hinteren Reihen. Rotfrau fährt einen Umweg nach Hause, damit sie sie im Tiefschlaf ins Bett tragen kann.
Und da liegen sie noch.
Ich bin immer noch etwas irritiert und meine Augen sind immer noch weit aufgerissen, aber zumindest ist es leise hier!
Die Spiele-Wohnung hat höhere Decken und hallt wie ein Hochgebirge. Dadrin ein trotzender Zweijähriger und einen Haufen Babys zwischen 6 und 14 Monaten. Die Mütter überplärren das Gebrülle der Kinder.
GACKER. SCHREI. SING.
Ich mach mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt…
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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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