Die Zeiten sind gerade nicht einfach. Wir alle stehen vor großen Herausforderungen und es wird zunehmend schwieriger, sich zu Konsequenz und Vernunft zu motivieren. Wie ein kleines Teufelchen sitzt akutes Fernweh auf der Schulter und flüstert uns Erinnerungen ins Ohr. Die Sehnsucht wächst. Viele Menschen haben inzwischen große Sehnsucht nach Dänemark. Und noch mehr nach dem Meer. Meerweh. Wenn es dir gerade so geht, dann biete ich dir heute Trost an.
Ich versuche, dir hiermit ein kleines bisschen Meer zu geben. Lass uns gemeinsam eine Sinnesreise machen! Dazu gehen wir an verschiedenen Stränden und zu unterschiedlichen Jahreszeiten spazieren. Wir hören, sehen, riechen und fühlen. Kommst du mit?
Sommersand und Meer
Dänemarks Strände sind überwiegend breit und der Sand hell. Richtig heiß wird der aber an nur wenigen Tagen im Sommer. Wir ziehen unsere Schuhe aus und wandern vom Dünenrand bis zur Brandung. Je weiter wir uns von den mächtigen Sandbergen entfernen, umso weniger stark wird der Sand durch den ewigen Wind aufgewirbelt. Bei jedem Schritt graben sich die Fersen in den weichen Untergrund. Es zieht in den Wadenmuskeln, die das Gehen am Strand schon wieder vergessen haben. Wir suchen uns einen Weg, wo wir Spuren hinterlassen können. Kannst du das Wellenmuster im Sand fühlen?

Allmählich wird der Untergrund fester und kühler. Wir nähern uns der Brandung. Kleine Muscheln und Seegras liegen herum. Erste Wellen erreichen unsere Zehen und wir zucken kurz aufrund der unerwarteten Frische zusammen. Wir bleiben stehen. Das Meer schwappt in sommerlicher Trägheit. Unser Atem wird langsamer. Und irgendwann sind wir bei uns selbst angekommen. Unter uns löst sich der Untergrund ein bisschen auf. Wir wackeln mit den Zehen und sinken bei jeder Welle weiter ein. Das fühlt sich großartig an!
Wir bleiben und spielen weiter mit dem fließenden Sand. Nach einer Weile stecken wir bis über die Knöchel hinaus im Sandmatsch. Die Frische der Wellen finden wir jetzt angenehm und wir kippen unsere Körper dem Meer entgegen. Das macht Spaß, denn der Sand hält uns fest. Dann ziehen wir unsere Füße aus dem schmatzend weichen Untergrund und setzen unseren Spaziergang entlang der Brandung fort.

Herbstwind und Meer
Hui, was ist es heute stürmisch! Das Meer ist wild und unruhig. Eine hohe Welle jagt die andere und sie alle rasen im Wettlauf an den Strand. Wild und weiß türmt sich die Gischt auf. Der Wind peitscht uns kleine Wassertröpfchen ins Gesicht. Ich nehme meine trüb gewordene Brille ab und akzeptiere einen unscharfen Horizont. Schließlich sind wir gekommen, um uns auf das nahe Erleben zu konzentrieren. Es ist kalt und sehr laut. Miteinander sprechen können wir nicht, aber das wollen wir auch gar nicht. Unsere Gedanken sind im Zwiegespräch mit dem Meer.

Das Meer schleudert uns seine brüllende Kraft entgegen und zeigt uns, dass wir winzig klein sind. Wir fühlen uns wohltuend unbedeutend.
Die Wellen zerren an unseren Gedanken und der Sturmwind bläst sie schließlich weg. Irgendwann hat das Kreisen im Kopf aufgehört. Wir sind am Meer und im Jetzt angekommen. Es riecht nach Leben. Grün. Fisch. Schwer. Die Lippen schmecken salzig und unser Gesicht ist nass. „Komm schon!“, schreien wir und stemmen uns wütenden Böen entgegen. Wir graben die Hände tiefer in die Taschen und stapfen weiter. Der inneren Befreiung entgegen.

Winterluft und Meer
Eingemummelt spazieren wir am Strand und freuen über das weiche Winterlicht. Es ist klirrend kalt und die Sonne strahlt. Noch. Im kalten Licht glitzern dunkle, glatte Steine. Wir gehen langsam und unser Blick klebt förmlich am Boden. Überall liegen wundervolle Steine. Wir können uns weder sattsehen noch dem Drang widerstehen, das eine oder andere Prachtstück aufzuheben. Unsere Taschen sind bereits ziemlich schwer und doch greifen wir immer wieder nach neuen Schätzen. Die Steine sind rundgeschliffen und fühlen sich samtig kühl an. Wir grinsen uns an und wissen, dass man niemals genug Steine haben kann.

Das Meer scheint uns zu beobachten. Es rauscht leise und friedlich. Doch es spielt mit uns. Die Wellen ziehen sich zurück und locken uns zu den im glitzernden Schaum liegenden Steinen. Sobald wir uns ein wenig weiter ins Meer hinauswagen, rollt eine kräftige Welle an. Wir laufen rückwärts in Richtung Strand. Und fühlen uns lebendig.

Dann suchen wir weiter, bis wir uns wieder vom Meer necken lassen. Manchmal schwappt uns eisige Kälte über den Stiefelschaft, doch noch wollen wir unsere Schatzsuche nicht beenden.
Heute riecht das Meer gar nicht. Die Luft ist sauber und erfrischend klar, der Wind weht beständig. Irgendwann sind unsere Stiefel zu nass und wir machen uns auf den Rückweg. Je weiter die Sonne abtaucht, umso schwerer ist es, die winterliche Kälte und die Nässe an den Füßen auszuhalten.
Die untergehende Wintersonne verwandelt den Himmel in ein prächtiges Farbenspiel und wir haben alle Steine vergessen. Der Wind hält den Atem an. Das Meer rauscht ein leises „Auf Wiedersehen“.

Frühlingsduft und Meer
Endlich können wir wieder ohne dicke Jacken am Meer spazieren. Dachten wir! Die Sonne wärmt unsere bleichen Gesichter, doch der Wind ist kalt. Zu kalt. Warum nur haben wir keine dicke Mütze aufgesetzt? Unsere schnellen Schritte sind leicht und die Wellen klingen fröhlich. Tiefes Blau und glasklare Luft begleiten uns.
Das trostlose Winterbraun ist verschwunden und sattes Grün hat die Dünen zurückerobert. Das Blau des Meeres tanzt fröhlich in der Frühlingssonne. Die frische Meeresluft weckt uns auf und vertreibt die bleierne Wintermüdigkeit.

Der Strand ist gut besucht, denn die Sonne hat viele Menschen an den Strand gelockt. Auf den Gesichtern ist Befreiung und Aufatmen zu erkennen. Die Welt lacht.
Wir lauschen dem Rauschen der Wellen. Das Meer atmet ein und aus. Nie bleibt es stehen. Alles geht weiter. Mit der Gewissheit, dass alles gut werden wird, setzen wir uns.
Und lassen uns auf die Ewigkeit des Meeres ein.

In meinem nächsten Beitrag nehme ich dich mit in die Dünen. Ich hoffe, du begleitest mich dann wieder. Es war schön, dich heute an meiner Seite gehabt zu haben.
Vi snakkes ved,

Mehr Meer:
Bei Instagram habe ich oft Meeresrauschen gepostet, wie zum Beispiel ➡ in diesem Video. Weitere Lesetipps mit extra viel Meer findest du hier:
33 Kommentare
NordNerds-Monatsrückblick Februar 2021 - Nordlandfieber - Nordeuropa, Vanlife und Helsinki-Liebe
5. März 2021 at 15:36[…] und Fernweh gibt es tolle Tipps für einen Nachmittag in Præstø auf Seeland und Meermond schenkt uns Meer gegen die Sehnsucht nach Dänemark. Oder eher um das Fernweh zu befeuern? […]
Sehnsucht nach Dänemark - Ich schenke dir Ferienhausgefühl! - Meermond
5. März 2021 at 15:14[…] Meer, ➡ Dünen, Ferienhausgeruch – unser perfekter Dänemarkurlaub. Deiner […]
Angela
2. März 2021 at 22:08So schön!!!
Jetzt habe ich neben ein „Herz im Meerestakt“ einen weiteren Lieblingsartikel von dir.
Danke!
Liebe Grüße, Angela
Berta
2. März 2021 at 13:48Hej liebe Marion, ja, das mache ich „ständig“ ?, in Alben blättern, meine zahlreichen DK-Bildbände ansehen, die alten Prospekte wälzen und an den versteinerten Seeigeln und den Muscheln schnuppern! Mein Traum bleibt, als Rentnerin irgendwo ein kleines Häuschen in den Dünen zu bewohnen und meine Gemälde auszustellen. Aber jetzt müssen eir Alle erstmal Corona bediegen und dann neu durchstarten! Bleibt gesund und munter! ?☀️????Berta
Sehnsucht nach Dänemark - ich schenke dir Dünen
2. März 2021 at 7:15[…] jetzt machen wir beide uns auf, die Dünen zu erleben. Genau wie im Beitrag ➡ „Ich schenke dir Meer!“ lade ich dich dazu ein, mit mir zu sehen, zu hören, zu riechen und zu fühlen. Kommst du […]
Jutta
28. Februar 2021 at 19:57Die Bilder so schön sehnsuchtsvoll, der Text Poesie. Vielen Dank.
Meermond
28. Februar 2021 at 22:10Zweimal vielen Dank, liebe Jutta!
Stella, oh, Stella
28. Februar 2021 at 18:25Das waren wieder tollt Stimmungsfotos!!! Wir waren heute in Løgstør am Limfjord. Dort war es auch sonnig, aber ebenfalls kalt wegen Wind.
Meermond
28. Februar 2021 at 22:10Danke dir!
Ich bin schon gespannt auf deine Fotos. Løgstør ist so eine schöne Ecke!
In Tornby war es heute gar nicht sehr windig, dafür habe ich heute erstaunlich viele Menschen im Badezeug gesehen. Der Winterbadetrend ist ordentlich gewachsen, findest du nicht?
Ganz liebe Grüße in den Süden
Stella, oh, Stella
28. Februar 2021 at 22:40Ja, in Løgstør waren auch zwei junge Mädchen, die sich nicht so richtig trauten, aber dann konnten wir am Kreischen hören, dass sie doch reingesprungen waren. Als sie wieder rauskamen, gaben wir ihnen thumbs up und Applaus, das hat sie gefreut. Die neue Generation der Winterbader tut das allerdings nicht nackt, sondern mit Minimalbikini.
Meermond
1. März 2021 at 9:29Ach ihr seid aber sehr nett! Ich finde auch, dass alle, die sich das trauen, Applaus verdienen. Brrrr. Schauder.
Übrigens: Nackige Badegäste habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Die haben sich vermutlich in die frühen Morgenstunden zurückgezogen, an denen es nicht so voll am Strand ist. Wer will schon dauernd angeguckt werden?
Witzig finde ich, dass bei den offiziellen Einladungen zu großen Winterbadeevents immer explizit dabeisteht, dass man auch nackt kommen darf. Dabei ist es tatsächlich angenehmer, komplett ohne Badebekleidung in die Eisfluten zu gehen. Meeeeen: Ellers tak.
Stella, oh, Stella
1. März 2021 at 11:20Die älteren Leute sind (leider) nicht so gschamig wie die jüngeren. Aber angeblich soll Stoff auf der Haut ja die Kältevernehmung verstärken. Mir ist das egal, sollen sie nackt baden …
Meermond
1. März 2021 at 20:16Dein „leider“ finde ich herrlich. Made my day, dear! 😀
Stella, oh, Stella
1. März 2021 at 21:05😉
freiedenkerin
28. Februar 2021 at 17:48Was für eine wohltuende Meeresreise! Vielen Dank dafür!
Meermond
28. Februar 2021 at 22:08Es war mir ein Vergnügen!
books2cats
28. Februar 2021 at 12:31Danke für den schönen Strandspaziergang. Ich vermisse das Meer sehr und hoffe auf eine Woche Ostsee Anfang Juli.
Meermond
28. Februar 2021 at 22:07Ich hoffe mit! <3
books2cats
28. Februar 2021 at 22:57Danke schön. Im Mai verzichten wir erneut auf Darß und Hiddensee. Im Juli ist eine Woche Stralsund mit meiner Mutter geplant. Das machen wir schon seit Jahren.
Meermond
1. März 2021 at 9:23Bis Juli ist noch Zeit. Und hoffentlich noch mehr gemimpft! Ich drücke uns allen die Daumen!
books2cats
1. März 2021 at 10:26Das kann man nur hoffen… Daumen sind gedrückt.
Berta
28. Februar 2021 at 11:40Liebe Marion, daaanke für den wunderschönen Spaziergang!??☀️ Ich habe alles in mich aufgesogen, die Wellen, die Luft, den Duft, den Sand unter meinen Füßen, einfach nur herrlich!! Und diese vier Worte: Die Ewigkeit des Meeres! Genau das ist es, was mich immerzu magisch anzieht!! Nun habe ich aber noch mehr Sehnsucht nach ??! Ganz liebe Grüße an Dich und Deine Familie, Berta?️
Meermond
28. Februar 2021 at 22:07Und ich danke dir sehr für deinen netten Kommentar, liebe Berta!
Das ist aber ein bisschen verzwickt mit dem Meerweh. Hast du schon mal wieder in deinen eigenen Fotoalben geblättert und schöne Erinnerungen zurückgeholt? Mir helfen solche Gedankenreisen immer, fühle ich mich dann glücklich darüber, dass ich das erlebt habe! Liebe Grüße zurück
Ariane
28. Februar 2021 at 11:22Soo schön, wie du uns mit ans Meer mitgenommen hast. Ich konnte das Meer richtig fühlen, hören und schmecken, dank deiner Worte….und der wunderschönen Bilder. Vielen Dank und auch ich freue mich schon auf den Dünenspaziergang….
Meermond
28. Februar 2021 at 22:02Es freut mich, wenn ich dich ans Meer mitnehmen konnte.
Wir sehen uns also dann in den Dünen wieder 🙂
Waltraud
28. Februar 2021 at 10:01Wie schön, das Du uns mitgenommen hast und Deine Bilder Erinnerungen geweckt haben, die für einen Augenblick vergessen lassen, wie groß die Sehnsucht nach Dänemark ist. Noch haben wir nicht aufgegeben zu hoffen das wir dieses Jahr kommen können, aber wir werden auch vernünftig sein und verzichten, wenn die Zahlen nicht fallen werden. Dänemark wird es auch nächstes Jahr noch geben, und dank Euren wunderschönen Beiträgen sind wir ja nie ganz fern. Sind gespannt auf den Spaziergang durch die Dünen.
Meermond
28. Februar 2021 at 22:01Hallo liebe Waltraud! Ich bin dir sehr dankbar für dein Feedback. Ich hoffe, ich kann dich wieder in schöne Erinnerungen entführen. Bis dahin kannst du vielleicht ja nch einmal mit mir spazieren. Ich war heute in Tornby und habe ein Video zum Artikel gedreht. Es ist jetzt hier eingebunden.
Wir sehen uns dann in den Dünen wieder! <3
Heike B.
28. Februar 2021 at 8:15Super, genau richtig für diese Zeit! Ich habe mich richtig „mitgenommen“ ans Meer gefühlt, was jetzt so weit entfernt ist. Hjertelig tak!
Meermond
28. Februar 2021 at 21:59Sehr gerne, liebe Heike! Mir schreiben immer mehr Menschen, wie sehr ihnen das Meer fehlt. Darum habe ich die Idee zu diesem Beitrag gehabt. Liebe Grüße
wortgeflumselkritzelkram
28. Februar 2021 at 8:08Wunderschön…. aber eigentlich habe ich jetzt noch mehr Sehnsucht ???
Meermond
28. Februar 2021 at 21:58Oh, das ist eine knifflige Situation. Viele schreiben mir, ihnen würden Bilder und Filme aus Dänemark guttun … Vielleicht hilft es dir, in deinen eigenen Fotoalben zu blättern und dich an schöne Momente zu erinnern?
wortgeflumselkritzelkram
28. Februar 2021 at 22:00Alles gut, ich hab ja immer so eine latente Sehnsucht nach Meer, Wellen, Strand und Dänemark ???
Meermond
28. Februar 2021 at 22:11Das ewige Fernwehteufelchen …