Ich schließe heute einfach ohne einleitende Erläuterungen an den letzten Artikel an und hoffe, ihr seid damit einverstanden.
Die Sprache zu erlernen war also bereits im Gange. Nun musste unsere Familie und unser Umfeld von unserem Vorhaben in Kenntnis gesetzt werden. Und das war aufgrund verschiedener, persönlicher Hintergründe nicht ganz so einfach, wie mancher sich das vielleicht vorstellen mag.
Es wird ernst…
Wir haben viele mit unseren Plänen im Januar 2014 regelrecht vor den Kopf geschlagen, weil wir bis zu unserem endgültigen Entschluss nie klar kommuniziert hatten, überhaupt jemals nach Dänemark ziehen zu wollen.
Meine Familie und Freunde wussten seit Jahren, dass ich nordaffin, also ein richtiger Nordnerd war (und bin). Doch dass auf einmal die komplette Patchwork-Familie umziehen würde, das war der Knaller.
Ich empfehle aufgrund dieser Erfahrung dringend, die geliebten Mitmenschen bereits viele Jahre mit ewigem Schwärmen und Schwelgen zu nerven, sodass selbige beinahe froh sind, wenn sie nicht ständig über unerfüllte Sehnsüchte und Wünsche hinwegtrösten müssen!
Die ersten Reaktionen, denen wir uns stellen mussten, reichten von Entsetzen über Unverständnis bis hin zu Zorn. Ja, richtig gelesen, es gab auch Menschen, die wütend auf uns waren. Nach einer Weile schlugen diese Reaktionen ins Positive um, sodass wir nicht nur von unfassbar vielen, liebenden Tränen in unser neues Leben begleitet wurden, sondern auch unglaublich tatkräftige Unterstützung von allen Seiten erhalten haben. Ohne diese Hilfe hätten wir es niemals geschafft.
Danke.

Quelle: pixabay.com, Foto: josealbafotos
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Neun Monate bis zum Umzug
Ein neues Leben wächst neun Monate heran und lustigerweise haben wir genau so lange gebraucht, bis wir unseren ersten Abend am „heimatlichen Strand“ feiern konnten. Das Bild des Monats März zeigte übrigens diesen ganz besonderen Moment unseres Lebens:

Ein großer Moment in Plastikbechern.
In diesen viel zu kurzen neun Monaten mussten so viele Dinge erledigt und berücksichtigt werden:
1) Man darf ein Kind aus erster Ehe nicht einfach aus dem Land mitnehmen, dazu bedarf es des Einverständnisses des anderen Elternteils. Wir durften.
2) Unsere kleinen Zwillinge brauchten Ausweispapiere und wir Großen verlängerten unsere. Neue, deutsche Ausweise in Dänemark zu beantragen ist echt mühsam…
3) Sämtliche Versicherungen, Verträge und Verpflichtungen mussten hinsichtlich ihrer Gültigkeit in Dänemark überprüft werden. Es gibt zwar europaweite Gültigkeiten, aber manche Verträge sind tatsächlich an einen Wohnsitz in Deutschland gebunden!
4) Wir haben ein Haus verkauft. Doppelte Haushaltsführung oder Vermietung wollten wir nicht.

Quelle: pixabay.com. Foto: brenkee. Eigene Bearbeitung.
5) Wir brauchten eine Spedition, die sowohl vertrauenswürdig als auch bezahlbar war. Ich empfehle, all den schwindeligen Billigangeboten aus dem Internet aus dem Weg zu gehen! Viele dieser Anbieter vermitteln nämlich die Aufträge weiter (und wieder weiter) und hast du nicht gesehen, verschwinden Erinnerungen und Umzugskartons im Nirgendwo! Wir haben uns für ein alteingesessenes Traditionshaus unserer Stadt entschieden. Der Preis war genial und der einzige Schaden war ein zerbrochener Unterteller – und daran bin ich selbst schuld. Nichts, aber auch gar nichts wurde beschädigt, ging verloren oder wurde lieblos in den Anhänger geworfen. Mein Klavier überstand sogar die zweimonatige Einlagerung ohne einen Kratzer!
6) Entrümpeln.
Oh Gott, was sammelt man in einem Familienleben nicht alles an.
Der Sperrmüll musste zweimal bestellt werden und das linke Bild trägt in meiner Erinnerung den Titel Rümpelromantik.
Vieles haben wir gespendet, verschenkt und weggeworfen, weil niemand unser Zeug zu annehmbaren Preisen kaufen wollte!
Ich erinnere mich noch an eine virtuelle Beschimpfung, weil ich es gewagt hatte, für ein riesengroßes Profibüro (kein I…k.ea, sondern Markenmöbel) mit Rundschreibtisch und Aufsatztresen 200 Euro haben zu wollen! Kann aber auch sein, dass ich nur doofe Kaufwillige angezogen habe…
Auf alle Fälle haben wir uns von vielen Sachen getrennt und das war auch gut so. Wir hatten immer noch viel genug, um einen riesigen Lastwagen inclusive Anhänger zu füllen.
7) Unterkunft
Wir verbrachten unsere erste Zeit in einem Ferienhaus bei Løkken. Unsere Möbel lagerten wir in Aalborg ein, bis wir unser Eigenheim gefunden hatten. Wir haben darauf verzichtet, uns noch in Deutschland für dänische Häuser zu interessieren, wir wollten nicht hin – und herfliegen. Wir entschieden uns für einen Kauf und fanden unser neues Daheim in den vielen Immobilienanzeigen vor Ort.
Arbeiten in Dänemark
Am häufigsten werde ich gefragt, wie man in Dänemark Arbeit findet. Die Antwort ist so kurz wie logisch: online.
Dänemark ist ein Land, das Deutschland in seiner digitalen Entwicklung weit voraus ist. Man muss sich selbst um eine Arbeit kümmern und darf auf keine Hilfe durch einen freundlichen Sachbearbeiter hoffen. Ich empfehle jobnet.dk oder jobindex.dk.
Ein gültiger Arbeitsvertrag kann Grundlage für die Aufenthaltsgenehmigung in Dänemark sein. Weitere Möglichkeiten wäre zur Versorgung ausreichendes Eigenkapital, Familiennachzug oder Bildung/Studium.
Habt ihr noch Fragen? Was sollte in einem dritten Teil folgen?
Ihr könnt mir gerne einen Kommentar schreiben oder ihr meldet euch über Facebook bei mir. Danke <3
Herzliche Grüße,
29 Kommentare
Meermond
23. September 2022 at 15:16Hej Sabine, wenn du magst, dann hör dir gerne unseren Podcast Folge 9 an. Da erfährst du alles über uns und unsere persönliche Geschichte 😉
https://meermond.de/sie-haben-podst-folge-9/
Für euere eigene Auswanderung drücken wir ganz fest die Daumen!
Sabine
18. September 2022 at 12:55Hallöchen, hattet ihr ein Job gefunden, vor der Auswanderung? Das Ferienhaus darf man ja nicht als offizielle Meldeadresse nehmen, soweit mein Kenntnisstand ist? So wäre sonst nämlich auch unser Plan gewesen. Job, dann Ferienhaus und dann Haus. Aber ohne Meldeadresse schwierig, deswegen suchen wir parallel ein Haus ??
Med venlig hilsen Sabine
Marion
28. April 2018 at 16:42Mutiger Schritt von euch, aber hat sich sicher gelohnt oder? 😉 Mir gefällt das Land auch sehr und ich werde schon ziemlich bald wieder nach Kopenhagen fahren. Hoffe ihr bereut eure Entscheidung nicht 😉
Lg Marion
Meermond
28. April 2018 at 20:33Nein, wir bereuen es nicht ?
Viel Spaß in Kopenhagen
Zillie68
22. April 2018 at 10:11Toll das ihr den Schritt gewagt habt und das ihr auch nicht blauäugige den Schritt gemacht. Wünsche euch ein schönes Leben in Dänemark. Ich liebe dieses Land auch.
Liebe Grüße Silke
Meermond
22. April 2018 at 11:17Danke, liebe Silke!
Ganz liebe Grüße aus Dänemark 🙂
Ewald Sindt
19. April 2018 at 19:07Es macht Spaß deinen Schilderungen zu folgen… ???
Ihr habt einen sehr mutigen Schritt Generalstabsmäßig vorbereitet.
Lieben Gruß, Ewald
Meermond
19. April 2018 at 23:00Vielen Dank!
Weißt du, es klingt nur wohlorganisiert, tatsächlich aber ergab sich vieles einfach so 😉
Liebe Grüße zurück
Ewald Sindt
19. April 2018 at 23:14Aber man muss es auch anpacken… ?
Meermond
20. April 2018 at 7:16Stimmt. ?
freiedenkerin
18. April 2018 at 21:25Wie lange hat es gedauert, bis ihr von den Menschen in eurem neuen Umfeld akzeptiert worden seid?
Meermond
19. April 2018 at 16:43Wir wurden eigentlich vom ersten Tag an herzlich in unserer Nachbarschaft aufgenommen. Und da wir schon mit Dänischkenntnissen angekommen sind, hatten wir bei vielen gleich einen Stein im Brett.
Dänen schätzen es sehr, wenn man ihre Sprache sprechen will….
Liebe Grüße ♥
Anna-Lena
18. April 2018 at 20:12Hut ab! Ich finde euren Schritt mutig und ich denke, es war der richtige Schritt.
Liebe Grüße
Anna-Lena (leider ohne facebook und Instagram …)
Meermond
18. April 2018 at 20:57Danke dir.
Und ich verrate dir was: nicht leider 🙂
Liebe Grüße
Anna-Lena
18. April 2018 at 21:18Frau muss auch mal auf etwas verzichten können …
!
Meermond
18. April 2018 at 21:20Ich muss.
Und bald weißt du auch, warum.
alltagschrott.ch
18. April 2018 at 9:48Souvenirs, souvenirs. Ein spannender, herrlicher Bericht, der einige Gefühle weckt.
Herzlich. Priska
Meermond
18. April 2018 at 12:23Du kennst diese Gefühle?
Myriade
17. April 2018 at 23:35Ich rate dringend davon ab, schwindeligen Billigangeboten aus dem Internet aus dem Weg zu gehen! *lach* so, so …..
Meermond
18. April 2018 at 6:47Huch!
Ich schreibe manchmal drauf los, dann ändere ich den Satz…dieses Mal ist es mir nicht aufgefallen!
Ich korrigiere das und danke dir.
Myriade
18. April 2018 at 20:21🙂
Stella, oh, Stella
25. April 2018 at 19:48Das fiel mir erst auf, als es wiederholt wurde, vielleicht ein Dänizismus? Es klingt Dänisch … 😉 … schade, den kann ich für meinen Mann nicht übersetzen … das sind zwei verschiedene Worte, svindel og svimmel.
Für mich war das grösste Problem, dass da überhaupt niemand war, mit dem ich Deutsch sprechen konnte. Mein Mann und ich sprachen Englisch zusammen am Anfang. Er wollte dann von einem Tag zum anderen auf nur noch Dänisch umstellen (nur um mir zu helfen), aber ich fing an zu heulen. Ich hatte das Gefühl, dass alles nur nach seinen Bedingungen ging. Ich hatte alles hinter mir gelassen, meine Freunde, meine Familie, alles Gewohnte, und jetzt sollte ich auch nur noch diese merkwürdige Sprache sprechen. Englisch war so irgendwie meine letzte Bastion … 😉 … wir gingen dann zu Englisch zurück, und Dänisch kam dann ganz automatisch. 😀
… ich hatte schon geschrieben: „Ich hatte alles hinterlassen …“ hehe, Sprachverwirrung.
Stella, oh, Stella
25. April 2018 at 19:49… und eigentlich müsste es heissen: „Ich hatte alles verlassen …“
Meermond
26. April 2018 at 16:52?
Meermond
26. April 2018 at 16:52Noe, da stand vorher Schwachsinn. 🙂 Ist aber verbessert.
Sprachverwirrung kenne ich auch. Mehr als mir lieb ist ???
Stella, oh, Stella
26. April 2018 at 16:59Oh, ich dachte „schwindelige Billigangebote“ gehörte dazu … oder kann man das in Bayern sagen? Wäre das nicht „svimle billigtilbud“?
Meermond
27. April 2018 at 20:42Ich weiß nicht, wo man das sagt. Ich fand es nur so passend 🙂
Stella, oh, Stella
27. April 2018 at 22:19Hehe, du bist gut … 😉 😀
Meermond
27. April 2018 at 23:11Tak tak