Meermond wählt in Dänemark
Am morgigen Dienstag ist Kommunalwahl in Dänemark.
„Valgdagen er en festdag for demokratiet.“
Stimmt, der Wahltag ist ein Festtag für die Demokratie!
Als Deutsche in Dänemark fühle ich mich politisch zwischen den Stühlen hin- und hergerissen. Besorgt und interessiert zugleich verfolgte ich die Jamaikaverhandlungen und deren traurigen Ausgang und versuchte mich gleichzeitig in das dänische Parteiensystem einzuarbeiten.
Morgen darf ich zum ersten Mal in Dänemark zur Wahl gehen. Denn jeder, der seit November 2014 einen festen Wohnsitz in Dänemark hat, darf bei dieser regionalen Wahl wählen gehen. Um 2019 zur nächsten Folketingswahl [ in etwa vergleichbar mit der deutschen Bundestagswahl] gehen zu dürfen, braucht man die dänische Staatsbürgerschaft haben.
Das Procedere ist genau so, wie ich es von Deutschland kenne:
Wir Erwachsenen haben eine Wahlkarte via Post bekommen und müssen zu dem dort angegebenen Wahllokal in unserer Kommune [ich würde das am ehesten mit dem deutschen „Landkreis“ vergleichen] gehen. Dort muss die Karte abgegeben werden und man erhält zwei Stimmzettel: einen weißen für unsere Kommune und einen gelben für die Region Nordjylland. Pro Stimmzettel darf ich jeweils ein Kreuzchen machen und ihn wie in Deutschland in eine Wahlurne werfen.
Erstaunlich, dass ein derart digitalisiertes Land eine eher „traditionelle“ Wahl abhält! Es hätte mich nicht gewundert, wäre eine Wahl mittels NEM ID möglich gewesen…
Tja, und nun gilt es, die Parteien und deren Inhalte noch einmal genau zu überprüfen. Wie in Deutschland lächelt mich von jedem Laternenpfahl mindestens ein Gesicht an, das irgendwie omnipräsente, grelle V der Venstre blendet mich schon regelrecht und der Kopfstand des Vertreters der Radikale geht mir auf die Nerven. Hier ein Gesicht von Alternativet, da ein Vertreter der Enhedslisten Ø, dort einer von Socialdemokratiet, dazwischen lächelt einer von der Dansk Folkeparti und so weiter und so weiter….
„Alle børn skal have en brugbar eksamen!“
„Flere medarbejdere i ældreplejen!“
„Mere frihed og mindre bureaukrati!“
Es ist nicht leicht, aus den vielen Parolen die Partei herauszufiltern, die das für mich richtige von den Plakaten schreit! Aber ich habe mich entschieden.
Und ich gehe morgen wählen.
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8 Comments
freiedenkerin
Und – wie ist die Wahl ausgegangen?
Meermond
In den Kommunen, ähnlich Land-/Städtekreis haben überwiegend die Venstre gewonnen. Venstre heißt zwar Links, ist aber eher das Gegenteil von dem deutschen Links.
Bei den Regionen, also Regierungsbezirken, gewannen die Sozialdemokraten die meisten Stimmen.
Venstre und Sozialdemokraten haben überall die meisten Stimmen, die vielen anderen Parteien spielen nach meinem Verständnis eher untergeordnete Rollen. Leider 🙁
Noch bin ich politisch ungenügend gebildet hier, da verstehe ich einfach noch nicht alles so, wie ich es gerne möchte…
Anna-Lena
Viel Erfolg , mehr als bei uns…
Meermond
Ich drück die Daumen. Beiden Ländern.
Liebe Grüße
gkazakou
für mehr Freiheit und weniger Bürokratie? Da wäre ich gleich dabei (wenngleich ich natürlich nicht weiß, wer da mit dem Köder lockt, auf dass ich anbeiße).
Meermond
Dieser Köder stammt von einer Partei, die sich „radikale“ nennt…
Gerade für mich als Ausländer mit mittlerem Sprachniveau war dieser Wahlkampf nicht einfach.
Linsenfutter
Hoffentlich läuft das bei Euch besser, als das deutsche „Trauerspiel.“
Meermond
Da es sich um Kommunalwahlen handelt, wird sas Trauerspiel vermutlich nicht diese Ausmaße annehmen.