Faszination Wikinger – Dänemarks Vorväter in Roskilde
„Mama, ich brauch‘ genau so ein Schwert!“
Selbstbewusst baut sich mein kleiner Junge, der in unserer Familie zu Recht den Namen „kleiner Wikinger“ hat, vor mir auf. Fachmännisch schwingt er das ihn an Höhe überragende Schwert und schreitet mit energischen Schritten auf das Modell im Wikingerschiffmuseum in Roskilde zu. Der schwere Helm ist viel zu groß und wackelt etwas auf dem kleinen Männchen, das sich wild entschlossen dazu aufmacht, auf Überfahrt zu gehen.
Wikingerschiffsmuseum Roskilde
Als wir die berühmte Museumshalle am Roskilde Fjord besuchen, sind nur sehr wenige Besucher da. Wir können ganz nahe an die zwischen 1060 und 1080 im Fjord versenkten Wikingerschiffe herantreten, die erst 900 Jahre später wieder geborgen werden sollten. Die sogenannten Skuldelev-Schiffe dienten zur Blockade und waren mittels Pfosten und Reisigbündel befestigt gewesen.
Heute vermitteln die aufwändig restaurierten Originalschiffe einen Einblick in eine Zeit, die bis heute nichts an ihrer Faszination eingebüßt hat.
Die Wikingerzeit
Das Museum in Roskilde ist nicht das einzige in Dänemark, das über die wilden Nordmänner aufklärt, die mit dem Überfall auf das englische Lindisfarne (793) ein neues Zeitalter prägten: die Wikingerzeit. Bis zum Abflachen der ersten Angriffswelle um das Jahr 900 herum versetzten die Vorväter der Dänen ganz Europa, besonders aber England, in Angst und Schrecken.
Bis heute trifft man auf zahlreiche historische Stätten und Hinterlassenschaften der vermeintlichen Barbaren. Sie erstrecken sich von Aalborg über das gesamte Jütland bis über die Inseln hin nach Skåne in Schweden!
Steht man erst einmal vor den Resten des bisher größten ausgegrabenen Langschiffs aus dieser Zeit, erscheint es fast verwunderlich, dass die darauf passenden 80 Männer seinerzeit nur drei Tage gebraucht hatten, um nach England zu segeln! Die Boote sind breit und flach. Wie war das auf der rauen Nordseepassage überhaupt möglich? Wo war da noch Platz für die Sklaven und die Beute, die sie raubten? Noch überwältigender wird nun die Tatsache, dass die Wikinger sogar Amerika erreicht hatten!
Geschichte erleben
Wie in vielen dänischen Museen werden die geschichtlichen Fakten auf eine ansprechende Weise vermittelt.
Alle Beschriftungen sind in mehreren Sprachen vorhanden und wir genießen die Bequemlichkeit, unseren Kindern deutsche Erklärungen vorzulesen. Mittels verschiedener Medien und Methoden erhalten sowohl wir Großen als auch unsere Kinder ein Verständnis davon, wie geschickt die Wikinger tatsächlich im Schiffsbau waren. Das Museum lädt aktiv dazu ein, eine Zeitreise in die Kultur und das Leben der Wikinger zu machen. Anfassen und Ausprobieren sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht:
Geschwächt von ihrer „langen Überfahrt“ verlassen meine kleinen, hungrig gewordenen Wikinger das Museum. An den Schwertern kann ich sie geschickt vorbei lotsen, nicht aber an den Trinkhörnern, die im Museumsladen angeboten werden. Wahre Helden wollen schließlich stilecht auf ihren Erfolg anstoßen, ikke?
Na dann: Skål!
4 Comments
Manuela
Das macht Lust auf Abenteuer Museum. Danke für den interessanten Beitrag
Meermond
Gerne doch, es hat mir Spaß gemacht, das zu schreiben ?
Stella, oh, Stella
Was ich bei ihm so herrlich finde ist die Formulierung „ich brauche“. Was kann man da schon gegen sagen??? 😉
Meermond
Ich musste da selbst grinsen. Sogar als ich den Artikel geschrieben hatte, kam das Grinsen wieder ?