Leben in Dänemark

Nordsee oder Ostsee? – Der Reiz der Meere im Winter

Meer geht immer! 

Sommer wie Winter. Die einen kommen nach Dänemark, um die Ostsee zu genießen, die anderen die Nordsee. Und weil ich fast mittig zwischen den beiden Meeren wohne, kann ich mir aussuchen, wonach mir gerade ist. 

Der Reiz der dänischen Nordsee 

Tobt es in mir oder dreht sich mein Kopf im Wirbelwind der Gedanken, so treibt es mich nach Westen. Ab zur Nordsee, die in Dänemark „vesterhavet“ genannt wird. Wortwörtlich wird hier die Nordsee also zum Westmeer.  
Das Brüllen der Wellen, der stete Wind und die Erkenntnis, als unbedeutender Wicht inmitten eines Großen zu stehen, beruhigt mich. 

Lønstrup – Im Winter sieht die Küste oft dramatisch aus. 
Blokhus – Der Wind beugt Gräser und Spaziergänger. 
Skagen – Wenn die Gischt erstarrt. 
Saltum – Wenn der Schnee die Stille bringt. 

Wenn mein Leben zu stark an Fahrt aufgenommen hat, brauche ich einen Stillstand.

Anhalten.

Stehen bleiben.

Stehen und alles auf mich wirken lassen. 
Manchmal brauche ich nur ein paar Minuten am Strand, bis der Wind den Kopf frei geblasen hat. Manchmal dauert es etwas länger. Doch jedes Mal geht es mir deutlich besser, wenn ich mich wieder auf den Heimweg mache.

Der Reiz der dänischen Ostsee

Die Ostseestrände sind bei uns in Nordjütland nicht durchweg einfach zugänglich und auch nicht so breit. Dafür fällt die Küstenlinie sanft und langsam ab, sodass dort das Baden mit Kindern richtig Spaß macht. Es platschen keine hohen Wellen in die empfindlichen Gesichtchen und es rüttelt keine versteckte Untergrundströmung an den wackeligen Beinchen.  Was aber soll man an der Ostsee bewundern, wenn es eisig kalt ist und man nicht zu den „Winterschwimmern“ gehört? 

Gerade im Norden gibt es keine dramatischen Klippen und kaum breite Sandstrände. Die Ostsee selbst dümpelt meist nur schwappend vor sich hin. Langweilig. 

Mag man fälschlicherweise annehmen.  

Aalbæk – Bizarre Eisskulpturen
Hals – Die Leere lädt dazu ein, irgendetwas entdecken zu wollen. 
Sæby – Geh auf Schatzsuche! Im Winter gibt es oft Bernsteine. 
Asaa – Manchmal reicht das Meer bis an die Dünen. 

Wenn Zeit an Bedeutung verliert

Am Strand spielt es keine Rolle, wer oder was du bist. Du bist winzig und unbedeutend. Mehr nicht. 

Gerade im Winter fühle ich mich dort zusätzlich alterslos. Zeit verliert an Bedeutung. 

Genau wie alle Menschen hoffe ich darauf, einmal ein hohes Alter erreichen zu dürfen. Genau wie alle Menschen wünsche ich mir, von schlimmen Gebrechen und Krankheiten verschont bleiben zu dürfen.
Doch mindestens genauso sehr wünsche ich mir, auch noch als alte Frau ans Wintermeer zu können, wenn es mich dorthin treibt.
Ein leerer Strand, eine steife Brise und das Schlagen der Wellen können eine Seele heilen.

Zumindest meine. 

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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