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Hipp hipp hurra! – Norwegen feiert den 17. Mai

Gratulerer med dagen! 17. Mai in Norwegen ist ein besonderer Tag, auf den sich das ganze Land lange im Vorfeld vorbereitet. Am sogenannten grunnlovsdag, dem offiziellen Nationalfeiertag, wird die Verfassung gefeiert, die am 17. Mai 1814 in Eidsvoll verabschiedet worden ist. Mit diesem Grundgesetz befreite sich das Königreich Norwegen von der 400-jährigen Herrschaft Dänemarks. Vermutet man zu einem derartigen Feiertag eher militärische Pracht und große Paraden, so wird man überrascht sein. Norwegen feiert seinen Nationalfeiertag wie ein landesweites Volksfest! Der 17. Mai ist folkloristisch, fröhlich und eine riesige Party für die Kinder.

Waren es in den Anfängen Studenten, die diesen Tag feierten, sind es heute alle. Im ganzen Land finden bunte Festumzüge und Feierlichkeiten statt. In Olso sind es etwa 100.000 Menschen, die in einem Festzug am königlichen Schloss vorbeiziehen und der ausdauernd winkenden Königsfamilie ihr „Hipp hipp Hurra!“ zurufen. Viele Norweger schlüpfen in prächtige Trachten, die Bunad, und verwandeln den Verfassungstag in eine Mega-Veranstaltung, die bereits am Morgen beginnt.

17. Mai in Norwegen – so wird gefeiert!

Der Tag beginnt mit einer ausgiebigen frokost (Frühstück). An sonnigen Tagen treffen sich hierzu sogar Nachbarn und Freunde zum Picknick. Oft gibt es hierzu Lachs, frisch gebackenes Brot, Rührei oder rømmegrøt mit spekemat (dicker Sauerrahmbrei mit Schinken und Salami). Während die Erwachsenen durchaus Champagner trinken, dürfen die Kinder schon am Morgen zu Eis und Würstchen greifen. Davon dürfen sie nämlich am 17. Mai soviel essen, wie sie wollen. Das war eines der ersten kulturellen Eigenheiten, die meine Kinder nach unserer Einwanderung übernommen hatten …

„Hurra, ich darf so viel Eis essen, wie ich will. Und du darfst es mir nicht verbieten. Das macht man so in Norwegen, Mama!“

Mein Sohn an seinem ersten 17. Mai in Nowegen.

An den Vormittagen werden festliche Kinderumzüge abgehalten, auf die sich Schulen und Kindergärten schon viele Wochen im Vorfeld vorbereitet haben. Dem sogenannten barnetog schließen sich Musikkapellen, Chöre oder ortsübliche Vereine an. In Bergen werden gleich zwei Festzüge veranstaltet, die einander begegnen. Die Kinder treffen dort auf die trommelnden buekorps, eine Bogenschützenbrigade.

An manchen Orten schließen sich die Abiturienten, die am 17. Mai das Ende ihrer russetid feiern, dem barnetog an. Andererorts finden am Nachmittag weitere Umzüge mit Vereinen und eben den russ statt.

Der barnetog unseres kleinen Dörfchens beginnt.
Nach dem Weg durch das Dorf gehen die Kinder zum Altersheim, um dort Grüße und Lieder vorzutragen.

Tipp: Fjordgeflüster – Ich unterhalte mich mit Stefanie über den 17. Mai


Russetid und russekort

Wer in Norwegen Abitur macht, geht im letzten Schuljahr von Ende April bis 17. Mai in die russetid. Das Spektakel gleicht der studenteruge bzw. dem studenterkørsel (Studentenwoche, Studenenfahrt) in Dänemark, jedoch feiern die Norweger das russefeiring vor den Prüfungen. Die Abiturienten tragen während ihrer Russezeit je nach Schulform rote (allgemeines Gymnasium) oder blaue Anzüge (Handelsgymnasium) mit Mützen. Es wird über viele Wochen hinweg ausgiebig gefeiert, getrunken und viel Lärm gemacht. Die Russetid ist bei vielen Norwegern umstritten, kostet sie die Familien und Abiturienten sehr viel Geld.

Am 17. Mai geben die oft sichtbar angeschlagenen jungen Menschen noch einmal alles und teilen begehrte russekort an die Kinder aus. Auf diesen kleinen Visitenkarten sind Bilder und witzige, teils derbe Sprüche abgedruckt. Die kleinen Schüler versuchen daher, möglichst viele dieser Karten zu ergattern …


Lesetipp: Dänisches Abitur und Abschlussfeierlichkeiten


Die Paraden werden von den fröhlichen Rufen der am Straßenrand stehenden Zuseher begleitet. Der König und seine Familie wird dieses Jahr 30.000 Kindern und Jugendlichen zuwinken und allein die Planungsübersicht des gewaltigen Ereignisses füllt zahlreiche Webseiten.

Die Bunad

Zum norwegischen Nationalfeiertag schlüpfen viele Norweger in ihre Bunad. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Tracht, die Norweger zu Norwegern macht. Viele der Kleider haben eine lange Tradition und spiegeln die Geschichte und Volkskultur der jeweiligen Regionen wider. Es gibt weit mehr als 400 Varianten der Volkstrachten. Manchmal unterscheiden sich die Stickereien und Designs von Dorf zu Dorf und die Norweger können sogar an der Bunad erkennen, woher jemand kommt.

Die oft in Handarbeit hergestellten Kleider sind sehr teuer (Preise von umgerechnet 2500- 3500 € sind normal) und werden daher oft als Geschenk zur Konfirmation angefertigt. Dazu werden Schuhe mit großen Spangen, Taschen, Hüte, Tücher und viel mehr getragen. Die Bunad ist das Festgewand für große Anlässe.

Wer keine Bunad trägt, kleidet sich am 17. Mai feierlich, gerne auch in den Farben der norwegischen Fahne oder zumindest mit entsprechenden Accessoires geschmückt.

Die Bunad im Østfold ist schwarz und grün.

Eis, Kuchen und Würstchen

Nach dem barnetog gehen alle zu den Feierlichkeiten an den Schulen bzw. Kindergärten. Nachdem alle Reden gehalten und die Nationalhymne „Ja, vi elsker dette landet“ gesungen wurde, gehen die Feierlichkeiten im rot-weiß-blauen Farbenmeer etwas unformeller weiter. Es wird gegrillt, gespielt und ausgiebig gefeiert. Dazu gibt es reichlich Kaffee und herrlich bunte Kuchen. Natürlich sind auch die in den Farben des Landes dekoriert. Blaubeeren und Erdbeeren sind bereits mehrere Tage vorher im Sonderangebot.

Miniversion der typischen Pavlova – ein Eischneegebäck mit Vanillecreme und Beeren

Und die Kinder essen Eis.

Dann noch eins. Und ein Würstchen.

Dann noch eins. Und noch ein Würstchen.

usw.

Gratulerer med dagen, Norge!

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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