Nordjütland

Fellen – das Haus am Meer vor Gammel Skagen

Das kleine, gelbe Haus am Strand von Gammel Skagen ist eines der berühmtesten Ferienhäuser Dänemarks. Weder die reißenden Wellen der Nordsee noch die Abrissbescheide der Kommune konnten es von seinem Podest vertreiben. Fellen steht noch immer und trotzt Natur und Verwaltung. Selbst der Abstand zum Meer wird wieder größer. Ist der Kampf um das berühmteste Sommerhaus Gammel Skagens etwa gewonnen?

Seit nunmehr zwei Jahren steht das Haus am Strand zum Verkauf. Carsten Kastrup bietet das Haus aus dem Jahr 1904 für derzeit 6,5 Mio Kronen an. Obwohl es durch seine einzigartige Lage eine umwerfende Aussicht und Alleinlage hat, scheint sich niemand für das Haus und das Grundstück (1.820 m2) zu interessieren. Die Geschichte ist zu wild und hat für viel Gesprächsstoff in Nordjütland gesorgt:

Fellen – ein Symbol des Reichtums?

Das Haus, vor dem einst liegende Sanddünen zur Verbesserung der Aussicht abgetragen wurden, thront inzwischen einsam vor einem Ferienhausviertel, in dem blasierter Reichtum in mit Reet gedeckten Häusern urlaubt. Mittels maximal erlaubten Geschwindigkeiten von 20km/h, massiven Parkverboten und gesperrten Wegen versucht sich die High Snobiety von der gewöhnlichen Welt abzuschotten. Ferrari, Maserati und Porsche sind die Marken, mit denen man vor dem Hotel des ➡ „Königs von Gammel Skagen“ vorfährt.

Der mondänste Weg in Gammel Skagen ist aber der Rævehulevej, an dessen Ende das Symbol für den steten Wunsch der Superreichen, sich vom gewöhnlichen Volk abzuheben, thront. Der Weg ist gesperrt, ihn zu betreten ist nicht erwünscht und wer es doch tut, wird mindestens mit wütenden Blicken der anwohnenden Mærsk-Tochter Kirsten Olufsen bestraft.

Fellen – ein Symbol des Reichtums

Der Weg durch das Dünengebiet vom öffentlichen Strandparkplatz aus ist allerdings deutlich sichtbar ausgetreten ?

Fellen – eine (un-)endliche Geschichte?

Als das Sommerhaus Fellen 2009 für 4,3 Millionen Kronen (ca. 580.000€) seinen Besitzer wechselte, hatte der noch keine Ahnung davon, welcher Krieg auf ihn warten wird. Der Plan des Fabrikbesitzers Carsten Kastrup aus Holstebro ist es, auf seinem Grund ein modernes Ferienhaus mit unübertrefflicher Aussicht zu bauen. Sein Problem ist, dass das Meer sich nur wenig von menschlicher Überheblichkeit beeindrucken lässt.

Zum Zeitpunkt des Kaufes hatte die Kommune eine Sicherung der Küste inklusive des Abschnittes beim Haus geplant, dann aber Fellen aus mir nicht bekannten Gründen davon ausgenommen. Also begann Kastrup damit, die Küste mit Steinen und Sandsäcken eigenmächtig abzusichern.

Fellens Terrasse mit Aussicht (2019)
Man kann um das Gebäude herum gehen. (2019)

Und damit begann ein Rechtsstreit mit der Küstenverwaltung, der bis heute Unsummen von Kronen verschlungen hat. Alleine die Bußgelder für die unrechtmäßig aufgestapelten Sandsäcke beliefen sich auf 50.000 Kronen Einmalstrafe und weitere 5000 kr pro Monat bis zu deren Entfernung! Kastrup kämpfe hart darum, sein im Winter 2016 schwer beschädigtes Eigentum – ➡ hier findet man aussagekräftige Fotos – zu erhalten.

Er möchte gerne eine Baugenehmigung für ein Haus auf dem hinter der Ruine liegenden Grund und musste daher den Abriss bzw. Einsturz von Fellen unbedingt verhindern. Sandaufschüttungen sollten der Erosion entgegenwirken.

Das Meer naht unaufhaltsam – Kampf um Erhaltung einer Ruine.

Küstensicherung bei Gammel Skagen

Es war nicht gewollt, dass Fellen quasi als umspülte Insel vor Gammel Skagen throne und genau deshalb ist man vor einigen Jahren gegen die ungenehmigte Küstensicherung durch Kastrup gerichtlich vorgegangen.

Ich frage mich allerdings, warum man die zum Zeitpunkt des Kaufs bestehenden Küstensicherungspläne überhaupt widerrufen hat und dann weitere zehn Jahre mit dem Beginn gewartet hat.

Gammel Skagen – Beginn der Küstensicherung

Im Herbst 2018 begann man endlich mit Maßnahmen zur Sicherung der Küste und nun sind die Erfolge zum Erhalt der Küstenlandschaft erkennbar. Fellen steht wieder auf festem Untergrund. Doch der Kampf ist vorbei.

Kastrup hat genug

Vandalismus, Gerichtsverfahren und das Meer haben Unsummen verschlungen. Die Medien hatten die Emotionen landesweit hochgepeitscht und Kastrup als unverantwortlich abgestempelt. Er wurde mit einem herablassenden „Die sind selbst schuld, wenn sie unerlaubt mein Eigentum betreten“ zitiert, obwohl ich bei meinen Besuchen damals Schutzzäune, Absicherungen und Verbretterungen vorgefunden hatte.

Die Schuld an dem Drama vor Gammel Skagens Küste schiebe ich nicht einem reichen Industriellen in die Schuhe, sondern sowohl den Vorbesitzern als auch der Verwaltung. Ich bin mir sicher, der inzwischen wohl Pleite gegangene IT Milliardär und seine wegen Zuhälterei verurteilte Partnerin (Quelle: hier) reiben sich die Hände, ihr zum Untergang verurteiltes Sommerhaus Fellen rechtzeitig los geworden zu sein. Und nun steht es zum Verkauf. 140 m2, 6 Zimmer und 1.820 km2 Grund. Und wundervoller Aussicht!

Aussicht auf die nun weiter entfernte Brandung. (Foto: Alexandra Hesse)
Das Haus liegt nach den Maßnahmen zum Küstenschutz auf einem nun deutlich breiterem Strandabschnitt. (Foto: Alexandra Hesse)

Fellens Zukunft ist ungewiss

Ich bin gespannt, wie und ob das Drama um das Haus im Meer vor Gammel Skagen weiter gehen wird. Wird es verkauft? Wird es doch noch den Kräften der Natur zum Opfer fallen? Wer weiß.

Bis dahin freuen sich Strandbesucher über spektakuläre Fotomotive.

Fellen – das Haus, das es

aus dem Meer

herausgeschafft hat.

Fellen – das Haus im Meer (2019)
Ist Fellen jetzt in Sicherheit? (Foto: Alexandra Hesse, 30.06.2023)

Herzlichst, eure

Anhang: Wer ein Plus-Abonnement der Nordjyske hat, der kann hier richtig tolle Luftaufnahmen sehen:

https://nordjyske.dk/plus/efter-aarelang-tilrettelaegning-kystsikring-igangsat-i-gl-skagen/398765e8-e492-4087-8c57-33ce8ed5276a

Aktualisiert am 10.07.2023

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

26 Comments

  • Doppelstabmattenzaun

    Es ist erstaunlich zu sehen, wie die Natur das Haus langsam zurückfordert und es zu einem Teil der Umgebung macht. Dieses verlassene Haus scheint voller Geschichten zu sein, die darauf warten, entdeckt zu werden. Vielen Dank, dass ihr diese spannende Geschichte und die beeindruckenden Bilder mit uns geteilt habt.
    Liebe Grüße,
    Nadine

  • MichA

    Vielen Dank. Ich wollte nicht stressen oder euch Arbeit damit machen. Aber ich finde es prima, dass ihr diesen Blog hier macht. Dankeschön. Und Grüße an die Kleinen. – Unsere sind gerade im Kindergarten. ☺️

  • MichA

    Wenn man hier: https://www.skagensavis.dk/2019/06/20/laeserbrev-saebeoperaen-i-gl-skagen-vil-koste-mere-end-50-mio-kr.html
    dem zweiten Kommentar zu dem Leserbrief glaubt (von Poul Jakobsen), dann wurde schon einmal über 18 Tage lang Sand zur Strandbefestigung angehäuft, der daraufhin innerhalb von 4 Tagen wieder im Meer verschwand…
    Auch 1100 Bäumchen um das Ganze nachhaltig zu festigen wurden gepflanzt:
    https://www.skagensavis.dk/2018/12/25/1100-stk-bjergfyr-toppe-plantet-paa-stranden.html
    Davon ist nichts mehr zu sehen…
    In den 90ern wurde der Hang durch Schüttungen von Handteller großen Steinen stabilisiert. – Diese Steine mischen sich jetzt mit dem eigentlichen Sandstrand:
    https://www.skagensavis.dk/2018/12/25/1100-stk-bjergfyr-toppe-plantet-paa-stranden.html
    Wenn der Hauseigentümer (Carsten Kastrup) nicht eigenmächtig gehandelt hätte, wäre ganz einfach das passiert:
    http://www.shore.dk/Trykudligningsprojekt%20Gl.%20Skagen.pdf
    (Bild unten auf Seite 7).
    Irgendwie kann ich ihm da keinen Vorwurf machen…

    • Meermond

      Aus menschlichen Gründen kann ich den verzweifelten Kampf um das Haus durchaus nachvollziehen. Aber als Gast im Land möchte ich mich in einem öffentlich einsehbaren Blog lieber diplomatisch zu der ganzen Sache äußern.
      Ich verspreche dir, mich zu informieren und den Artikel zu ergänzen mit dem Was und Wo und Wie es weitergeht mit Fellen. Aber im Moment sind Schulferien und ich bin ziemlich beschäftigt mit meinen kleinen Kindern.
      Danke für deine Unterstützung, deine Links helfen mir dabei sehr ?

  • MichA

    Es handelt sich um eine Tafel auf dem das Haus selbst abgebildet ist und ein Text darunter steht. Auf dem Foto im Internet (ich kann den Link nicht finden, hab es aber heruntergeladen und mail es dir) kann man die Schrift leider nicht erkennen.

  • MichA

    Auch interessant: Eine Ausnahmegenehmigung vom April diesen Jahres:
    https://kyst.dk/media/84407/18-02323-dispensation-til-terraenaendring-samt-koersel-og-gravearbejde.pdf
    Der Weg zum Haus darf derart instand gesetzt werden, dass Autos darauf fahren können (auch aus Gründen der Rettungsrouten) und der dadurch anfallende Sand darf um das Haus aufgeschüttet werden. – Aber nicht höher oder mehr als 2007 festgestellt wurde. (Ausgangswert.) Und dann soll das Ganze schnell bepflanzt werden?! – Das verstehe ich nicht wirklich. – Ist das eine weitere Verhöhnung? Wenn das Wasser einen Teil aus dem Gebäude reißen kann und die Dünen 2m im Jahr abträgt, was soll dann etwas Sand um das Haus nützen?

    • Meermond

      Sandaufschüttungen sind eine durchaus übliche Methode des Küstenschutzes. Zum Beispiel wird nördlich der Mole von Løkken nur Sand aufgeschüttet, ein paar Kilometer weiter wird eine natürliche Küstenbefestigung (Nr Lyngby) vorgenommen und wieder etwas weiter davon in Lønstrup via Buhnen/Granitsteine. Das Küstendirektorat muss sämtliche Maßnahmen sorgfältig planen, da Veränderungen an einer Stelle der Küste teilweise tragische Konsequenzen an anderer Stelle mit sich bringen. Eine Verhöhnung liegt daher sicherlich nicht vor. Fakt ist, dass der Hauseigentümer seit Jahren um sein Haus kämpft (verständlicherweise) und tatsächlich auch zu unerlaubten Maßnahmen gegriffen hat. Er war vielleicht der Ansicht, dass man sich mit Geld alles erlauben darf.
      ?‍♀️

  • Frau F

    Ich habe dieses Haus seit mehreren Jahren beobachtet. Wir fahren jährlich nach GL Skagen und wohnen auch in der Nähe. Das Haus war 2007-2011 noch richtig bewohnt, als Ferienhaus natürlich. Es gab Parties auf der Terrasse, ein Auto stand daneben.

    • Meermond

      Liebe Frau F, ich bin sicher, dass das schöne Partys gewesen sein müssen! Eine andere Leserin schickte mir ein Foto zu, das das Haus vor 20 Jahren zeigte. Eigentlich schon sehr hübsch.
      Tragisch, was sich aus den Partys bis heute entwickelt hat…
      Venlige hilsner ?‍♀️

  • Veronika

    Wow, was für eine Geschichte. Dann habe ich ja auch noch Fotos mit höchster Brisanz, hihhiii. Wir sind von Gammel Skagen am Meer entlang bis kurz vors Haus gelaufen, dann wurde es mir etwas zu gruselig.

    Es ist ja schon erstaunlich, dass selbst in einer Region wie Nordjütland Mensch immer noch glaubt, größer, klüger, mächtiger….. zu sein als die Natur selbst. Ich bin auch auf die Fortsetzung der Geschichte gespannt.

    Danke für die tollen Informationen, die bekommt man ja als normaler Urlauber nicht.

    Liebe Grüße von unserer weißen Pracht
    Veronika vom Bodensee

    • Meermond

      Liebe Veronika, ich danke dir für deine netten Worte. Mein Blog ist nicht nur mein Hobby, sondern auch eine Art Zeitung für all diejenigen, die auch mal hinter simple Ferienprospekte gucken wollen.
      Grüße zurück, hier ist noch immer alles Grün und Braun draußen ?

  • Stella, oh, Stella

    An dem Haus sind wir auch schon vorbeigekommen und haben die Sandsäcke gesehen. Wenn ich deinen Beitrag lese, kommt in mir der Gedanke auf, dass die Kommune das Haus da weg haben will, und auch kein neues da haben will. Verschandelt vielleicht die Küste???? Oder janteloven? Die Art und Weise, wie sie das handhaben, ist allerdings merkwürdig.

    • Meermond

      Ich meine, aus dem Artikel der Berlinske (Kongen af Gammel Skagen) eine gewisse Abneigung gegen Reiche heraus gelesen zu haben. Allerdings ist mein Dänisch nicht so gut, um auch die Zwischentöne aufzunehmen. Ich könnte also nur Vermutungen anstellen. Merkwürdig ist das Ganze schon. Ich vermute einen Sturschädel auf den Schultern aller Beteiligten ?

  • Meermond

    Ich versuche, dieses Video im Beitrag einzubetten, allerdings will WordPress gerade nicht so wie ich will.
    Hier daher erst einmal der Link zu einem richtig irren Video vom Sturm Urd, der Fellen im Dezember 2016 arg beschädigt hat:

    Vielen Dank an die Leserin happy_lila, die mir das zukommen ließ.

    • Sabine

      Toller Beitrag ? Habe das Haus 2015 nur aus der Ferne gesehen und kannte bis dato nicht die ganze Geschichte dazu. Vielen Dank für diesen eindrucksvollen Bericht ? Glücklicherweise hab ich heute Morgen auf Insta das Bild gesehen und mich dann an das Video erinnert. Ich werde im Sommer mal die Gegend um das Haus genauer erkunden. …hoffentlich steht es dann noch!

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