Leben in Dänemark

Ode an meine Küche

Oh, du folgst meinem Leben auf Schritt und Tritt. Ich verbringe so viele Stunden mit dir. Täglich.
Als wir uns kennen lernten, warst du weiß und verschnörkelt mit Apricotelementen im Landhausstil. Nagelneu und mein großer Stolz – zugegeben, ich war jung!
Dann wurde ich erwachsen und du wechseltest dein Aussehen zu Weiß mit Blau. Taubenblau. Und als ich 2003 meine erste Spülmaschine bekam, liebte ich dich noch mehr. Endlich keine Spülhände mehr!
Irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf dein Aussehen und deine meiner Kochwut nicht mehr angemessene Größe und ich mauerte dir Backsteinwände, bedeckte dich mit einer gewaltigen, dunklen Eichenplatte und gestaltete dich zu einer unfassbar schönen, riesigen Toskanaküche um. Ich erfreute mich leider nicht lange an deinem geschmackvollen Aussehen, denn es kam eine merkwürdige Tante, die dich herzlos herausriss und durch eine presspappige Ahornnachbildung mit Lila ersetzte. Lila als Küche? Lila? Die Frau bezeichnete das als „Aubergine“, für mich war das Lila und ich weinte heimlich.
Und dann standest du plötzlich als graublaues Funktionsstück auf orangefarbigem Terracottaboden vor mir. Die Farbkombination setzte mir psychisch etwas zu, bis ich beherzt zur Walze griff und dich passend zum altmodischen Küchenholzofen weiß anmalte. Auf die Fliesen kuschelte sich ein anthrazitfarbener Teppichboden.
Schließlich verließen wir dich und landeten in einem Albtraum aus Himbeerrosa. Jedes Türl hängt schiefer als das andere drin, die Schubläden sind der Wahnsinn. Du wurdest ohne jedwede Wasserwaage zugesägt und eingebaut. Soll ich dich anstreichen? Geht nicht, du warst schon Gelb, dann irgendwie zum Nachbar gezogen, dann kamst du zurück und bist jetzt eben ein windschiefes Himbeerrosa.
Ich putze dich – ich hasse dich. 
Ich putze dich dreimal täglich und fünfmal täglich siehst du aus, wie ein himbeerrosa, verdreckter Albtraum. Ich hasse dich und dein Rosa!

Und was das mit einem Dänemarkblog zu tun hat? Küchen sind hier so richtig teuer und unser Vorbesitzer war ein unfassbar miserabler Handwerker. Die Küche hat er selbst ein-, um-, ab-, wieder zurückgebaut, gepinselt, gezimmert und geschustert. Ach übrigens. Der Holzfußboden hört einen Zentimeter jenseits des Fußsockels auf. Kein Scherz.

küche
Zur Erinnerung

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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