Als der wundervolle, große, schwarze Mann heute von der Arbeit Heim kam, hatte er eine lustige Geschichte dabei. Ich lachte Tränen, als er sie mir erzählte und darum lade ich Sie hiermit ein, herzlich mitzulachen.
Ab jetzt erzählt der gsM:
„Heute habe ich es endlich geschafft, ein paar wichtige Anrufe zu erledigen. Telefonieren auf Dänisch ist teilweise noch eine Herausforderung, deren Schweregrad vom Dialekt und den Bemühungen des jeweiligen Dänen am anderen Ende der Leitung abhängt. Durchaus möglich, dass dieser Umstand ein gewisses Unwillen meinerseits hervorruft, solche Anrufe zu tätigen. Jedenfalls erledigte ich heute endlich die schon länger fälligen Anrufe. Das waren z.B. der Klempner, von dem wir ein – hoffentlich für dänische Verhältnisse günstiges – Angebot erwarten, ein pensionierter Uhrmacher, der hoffentlich die abgefallenen Ziffern meiner Armbanduhr wieder ankleben kann und schließlich der Maurer, der hoffentlich bald den sich bedrohlich erweiternden Riss in einer Mauer reparieren wird. Natürlich habe ich nicht alle erreicht und daher die Mobilbox des Maurers mit einer hoffentlich verständlichen Anfrage inklusive Bitte um Rückruf besprochen. Schließlich hatten wir schon letztes Jahr mit ihm Kontakt deswegen aufgenommen. Später am Tag klingelte das Telefon, es meldete sich ein Däne der meinte, ich hätte ihn angerufen. Ich fing an, den Maurer nach dem Stand seiner Planungen zu fragen, und wann er denn wohl bei uns vorbeikommen könne.
Die Reaktion war etwas seltsam. So antwortete er auf meine Frage „Wann kommst du denn, um unsere Mauer zu reparieren?“, mit einem „Welche Mauer?“
„Na die mit dem Riss!“
„Wie? Welcher Riss? Was?“
„Na die Mauer mit dem Riss, der sich vergrößert, und den du dir letztes Jahr schon angesehen hast!“
„Wie? Ich verstehe gar nichts!“
Die Antworten kann ich nur ungenau wiedergeben, da im Verlauf des Gesprächs sein Dialekt leider stärker, seine Geduld schwächer und meine Verzweiflung immer größer wurde. Jedenfalls fing ich nochmal von vorne an, zu erklären, worum es geht.
„Wir haben ein Problem mit einer Wand, einer Mauer. Da ist ein Riss, in einer Mauer. Kannst du dich nicht erinnern? Du hast ihn dir das letztes Jahr schon angesehen.“
„Ich weiß nichts von <….dieser Teil war mir leider völlig unverständlich…>. Was willst du?“
Ich zweifelte ernsthaft an meinen mir mühsam erworbenen dänischen Grundfertigkeiten, als vom anderen Ende der Leitung ein lautes:
„ICH BIN UHRMACHER!“ herübertönte.
<Stille>
Nicht der Maurer hatte mich zurückgerufen, sondern der Uhrmacher! Und ich hatte verzweifelt versucht, einen pensionierten Uhrmacher dazu zu bringen, einen Riss in unserer Außenmauer zu reparieren. Mir entfuhr ein erlösendes „Det forklarer noget“ (Das erklärt so einiges). Und wir einigten uns darauf, dass ich mit meiner Uhr bei ihm vorbeikommen solle und die Mauer dem Maurer überlassen werde. Und ich nahm mir fest vor, das nächste Mal sofort nachzufragen, wenn ich am Telefon nicht verstehe, wer sich meldet und warum. Das könnte mir und anderen einiges an Verwirrung ersparen.“

Leben in Dänemark
Sprachliche Verwirrung – sprachliche Verirrung
Vorheriger Beitrag
Zwölf Monate - durch's Jahr gelaufen (5)
Nächster Beitrag
Ode an meine Küche
25 Kommentare
vivilacht
18. Juli 2017 at 4:12oh so etwas kenne ich auch, Es ist nicht leicht, sich an einer neuen Sprache, die man nicht unbedingt 100% beherrscht, am Telefon zu verstaendigen
Meermond
19. Juli 2017 at 12:22Nein, das ist es wirklich nicht 🙂
Frøken Fluesvamp - Kristina
30. Juni 2017 at 18:26????
silberkopf
29. Juni 2017 at 20:47Sehr lustig!
Solche Missverständnisse ?
Hoffentlich repariert der Maurer dann nicht die Uhr..
dergsm
29. Juni 2017 at 21:32Oh wei. Filigrane Uhrblattziffern mit Zement angepappt, Sand im Uhrgetriebe und Ziegelsteine statt Rubine? Das wird nix! 😀
silberkopf
29. Juni 2017 at 21:38Na dann halte dir nur den Uhrmacher warm. Vielleicht hat er Lust auf eine bayerische Brotzeit. Bier aber erst nach der Reparatur ?
Jules van der Ley
29. Juni 2017 at 17:12Ich verstehe das nicht. Ein Uhrmacher wird doch wohl einen Mauerritz zuschmieren können. Den Einwand, er sei pensioniert, würde ich keinesfalls gelten lassen. 😉 Im Ernst: Ich musste schmunzeln.
dergsm
29. Juni 2017 at 19:19Vielleicht wäre er dazu in der Lage gewesen. Aber das Risiko, zeitlebens von einem Käpt’n-Ahab’schen Ticken aus der hohlen Mauer verfolgt zu werden, wäre mir wohl zu groß gewesen. ?
sternchen
29. Juni 2017 at 10:27Deshalb habe ich lange Zeit Dinge lieber persönlich erledigt 😉 das war dann schon schwierig genug..Du hast meinen Respekt!
dergsm
29. Juni 2017 at 11:37Danke für das Kompliment. Aber es stimmt, persönlich ist vieles leichter zu erledigen. Der Gesichtsausdruck des Gegenübers verrät einem ja häufig, ob man verstanden wurde.
alltagschrott.ch
29. Juni 2017 at 10:25Hi hi… Danke für diese herrliche Geschichte! ?
Liebe Grüße. Priska
dergsm
29. Juni 2017 at 11:35Aber bittesehr. 🙂
finbarsgift
29. Juni 2017 at 0:16Feines aus der Schmunzelecke, herzlichen Dank dafür! ?
dergsm
29. Juni 2017 at 7:51Gerne geschehen! Meine Frau und ich haben auch herzlich und wiederholt gelacht. ?
Stella, oh, Stella
28. Juni 2017 at 23:48Köstlich, köstlich, das erinnert mich so an meine eigenen tapsipen Schritte mit der dänischen Sprache … 😉
dergsm
29. Juni 2017 at 7:50Ich tappe dabei noch oft durch dichten Nebel. Was ja wiederum zu Nordjütland gut passt.
bodyguard4you
28. Juni 2017 at 23:34man(n) konnte es ahnen … 😉
dergsm
29. Juni 2017 at 7:47Mir war diese (Vor)Ahnung leider nicht gegeben ?
bodyguard4you
29. Juni 2017 at 13:56dann hätte das ganze auch nicht so einen lustigen verlauf nehmen können … 😎
dergsm
29. Juni 2017 at 14:40Das stimmt! Man stelle sich einen pensionierten grantigen Uhrmacher vor, der dazu gezwungen wird, eine tragende Hausmauer zu reparieren. Nicht auszudenken, wie so etwas enden könnte! 😀
bodyguard4you
29. Juni 2017 at 15:02mein Vater war Uhrmachermeister … (Juwelier … und selbst. Kaufmann) … mit einem scheinbar sehr gestörten verhältnis zu MAUERN …
eines tages hat er … beim rückwärts aus der garage fahren … die frisch hochgezogene MAUER des nachbar-grundstücks … „nieder gemacht“.
er hatte wohl einfach nicht nach hinten gesehen … weil da nie eine mauer war …
also … MAUER gefallen … am mercedes keine schramme …
trotzdem kostenintensiv … weil die neue MAUER … auf seine rechnung ging … 😳
dergsm
29. Juni 2017 at 19:15Vielleicht existiert ja eine besondere Beziehung zwischen Uhrmachern und Mauern. Mehr so auf der hassliebigen Seite. Hihi.
bodyguard4you
29. Juni 2017 at 19:16davon ist auszugehen …
unbedingt …
Flowermaid
28. Juni 2017 at 22:40Kommunikation ist nicht leichter diesseits oder jenseits der Genzen… der Wahrnehmung… 😉
dergsm
28. Juni 2017 at 22:43Die Grenzen konnte ich heute austesten. ?