Kindergartenzwillinge
Eine Woche noch.
Und dann haben wir zwei echte Kindergartenkinder im großen roten Haus.
Die „Menna“ gehen zwar nach eigenen Angaben bereits seit Januar diesen Jahres „zum Aabeitn“ in den „Kindergaatn“, doch handelte es sich hierbei bislang um einen Kleinkind-Kindergarten.
Im November werden die Zwillinge drei Jahre alt (DREI! Meine Babys werden schon drei?) und wechseln in den „richtigen“ Kindergarten. In unserem Wunsch – børnehaven sind sie bereits seit September angemeldet (man muss sich in Nordjütland nicht schon im Kreißsaal um einen Kindergartenplatz für das Kind kümmern 🙂 ) und diese Woche hatten wir unseren Antrittsbesuch dort.
Und da kam sie. Die Fragen aller Fragen:
Sollen sie in eine Gruppe oder in zwei Gruppen?
Liest man sich durch die verschiedenen Informationsquellen, auf die eine moderne Zwillingsmutter so zurückgreift, so stolpert man immer wieder über diese Worte: eine oder zwei?
Das Netz quillt über von guten/schlauen/weisen/dämlichen/unpassenden/ungefragten/altklugen/ durchdachten/brillanten/fulminanten/genialen usw. Ratschlägen und Ansichten. Hier eine Empfehlung, dort eine Analyse pädagoischer Hintergründe…
Als Eltern will und sollte man stets das tun, was für das Kind – in unserem Fall gleich zwei auf einmal – das Beste ist. Selbstredend.
Im September also das Abschlussgespräch in der vuggestue: Die Pädagogin beschreibt die Entwicklung der Zwillinge ausführlich und gewissenhaft. Sie hat sich große Mühe gemacht und als Zwillingsmutter von einem inzwischen 8jährigen Pärchen vertrauen wir ihr in ihren Einschätzungen fast schon blind. Helle weiß, wovon sie spricht.
Sie meinte, es sei tatsächlich eine gute Idee, unsere „Menna“ in verschiedene Gruppen zu stecken. Beiden würde es gut tun, ein paar Stunden ohne den anderen zu sein. Sie brauchen einander zwar, aber sie hauen sich wie irre und streiten bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Sie gehen sich oft auf die Nerven. Helle meinte, so würden sie dann die Gegenwart des anderen nach dem Kindergarten wieder besser genießen können.
Weil die Situation zu Hause aufgrund der Streithähne tatsächlich nicht als „idyllisch“ bezeichnet werden kann, beschlossen wir, Helles Rat zu befolgen. Beim Erstgespräch im Kindergarten Anfang Oktober kündigte ich vorsichtig an, dass wir vermutlich zwei Gruppen wählen würden.
Dann kamen die Ferien.
Dann kam der Abstand.
Und dann kam die Logik zurück.
Natürlich, rein pädagogisch betrachtet macht es durchaus Sinn, den Kindern die Möglichkeit zu geben, quasi ein eigenes Leben zu leben. Eigene Freunde, andere Termine, verschiedene Erlebnisse und andere Pädagogen. Und zu Hause dann ein erfreutes Wiedersehen. Was für eine schöne Idee!
Realität: Ein Kind in der Eulengruppe abgeben. Der schreit wie blöd (klammert, rennt hinterher, wieder rein, raus, strampel, beiß), weil der andere Zwilling mit Papa/Mama mitgehen darf. Anderes Brüllkind in anderer Gruppe abliefern – der neue Kindergarten ist schneckenförmig gebaut und man muss Draußen herumlaufen, um zu den anderen Eingängen zu gelangen – und letztendlich schwitzend in den Autositz fallen. Weil das Drama und das Herumlaufen zeitaufwändig war, kommt man schon wieder zu spät in die Arbeit…
Zwei Elternabende, zweimal Ausflugskalender, zweimal Entwicklungsgespräche und Familienkreise.
Bin ich verrückt?
Die Menna gehen beide ab ersten November in die Eulengruppe. Mag das vielleicht unpädagogisch sein, aber eine Mutter/ ein Vater, der sich mit Puls 180 durch den pädagogisch wertvollen Kindergarten stresst, ist zu Hause sicherlich reif für die Tonne. Und ich bitte alle hysterisch aufschreienden Superpädagogen darum, mal nachzudenken:
Was ist wichtiger? Pädagogisch wertvolle Arbeit (für meine Kinder ist der Aufenthalt im Kindergarten mit einer Arbeit vergleichbar) oder ein pädagogisch wertvolles Zuhause?
Gestern hat Rotfrau unserer Kontaktpädagogin mitgeteilt, dass sie die Kinder in einer Gruppe angemeldet hat. Helle hörte sich die Gründe für unsere Entscheidung an, schmunzelte, legte mir die Hand auf die Schulter und raunte mir folgendes zu:
Meine Kinder sind auch in einer Klasse. Wie soll ich das denn sonst schaffen?
Beim Antrittsbesuch im Kindergarten liefen die Menna freudig von einem Eck in das andere und als wollten sie mir mitteilen, dass Mama doch Recht hatte, fanden sie sich immer wieder zum gemeinsamen Spiel. Wikinger als Kapitän im Boot, Belgier als Passagier, Fahrer und Beifahrer im Auto usw…
Gemeinsam in einen neuen Lebensabschnitt:
Gute Fahrt, meine großen Kindergartenmenna!
In Liebe, Mama <3
7 Comments
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BloggerIn50+
gut gemacht. Das Alter für getrennt Wege kommt noch früh genug.
Meermond
Danke. Das glaube ich auch ♡
motessa
Das wäre auch mein erster Gedanke: wie soll man das auf eine Reihe kriegen? Klingt ja ganz nett, eigene Freunde, eigenes Leben, aber die wenigsten Kindergärten und später auch Schulen sprechen sich untereinander ab mit Terminen und Festen. Ich bin soooo froh, dass wir für 4 Kinder nur drei Ansprechspersonen, drei Schulklassen, drei Telefonlisten, drei Schulhäuser etc haben. Und meine Mädels brauchen sich auch, die Kindergärtnerin erzählt mir immer wieder dass die zwei sich gegenseitig im Laufe des Morgens in ihren verschiedenen Spielaktivitäten besuchen. Und nach den Ferien meist eine Woche brauchen bis sie sich wieder ein bisschen voneinander lösen können.
Meermond
Drei Pläne? Ich verneige mich voller Ehrfurcht!
Zoé, la Française
Weniger Stress, genau 🙂
Meermond
Glaub mir, wir hätten Ruhe mehr als nötig…war die klügste Entscheidung für uns alle