Norwegen

Südnorwegische Schärenküste im Sommer – Norwegen fühlt sich einfach anders an!

Warm und rau. Rund und bedrohlich. Wild und romantisch. Abweisend und einladend zugleich. Genau so würde ich die südnorwegische Schärenküste im Sommer beschreiben. Nach sieben Jahren an Dänemarks windumtosten Küsten erlebe ich nun eine ganz andere Natur. Ich atme sie ein und versuche, möglichst viele Sinneseindrücke zu sammeln, bevor der Winter naht. Ich rieche. Ich berühre. Ich bleibe stehen und lausche. Mächtig. Schwer. Windstill. Still. Unwirklich still.

Die südnorwegische Schärenküste ist zerklüftet und lockt durch zahlreiche, malerische Buchten viele Besucher an. Wir leben in Fredrikstad, dessen weitere Küstenregion an das schwedische Bohuslän erinnert. Das ist auch kein Wunder, sind es schließlich die Menschen gewesen, die genau in jene wildromantische Landschaft eine Landesgrenze gezogen haben. Die Schärenlandschaft im Oslofjord verzaubert mit tiefblauem Wasser, steilen Felsenküsten und bilderbuchreifen Ausblicken. Wie in Schweden gibt es auch hier rote Fischerhäuser, schaukelnde Boote und lächelnde Menschen. Hier lächeln die Menschen. Und wir mit. Sieh hier, warum!

Im südnorwegischen Schärengarten

Norwegen fühlt sich anders an

Wenn ich ein Land entdecken möchte, versuche ich, das mit allen Sinnen zu tun. Ich pflücke wilde Beeren, koste das Wasser, das aus den Felsen tropft, und ich lecke und schnuppere an jenen. Das mag wohl absurd klingen, aber ich mache das seit meiner Kindheit. Ich glaube, den Unterschied zwischen dänischem Kalkgestein und den harten Granitfelsen Norwegens erschmeckt zu haben. Und genau wie zu meiner Kinderzeit hat sich in diesem Sommer eine dicke Hornhaut auf meinen Fußsohlen gebildet. Die weichen Sandstrände Nordjütlands sind gewaltigen Felsen gewichen, auf denen ich mich barfuß sicherer fühle. Sie sind oft recht steil und glatt. Ich möchte auch den schmalsten Vorsprung fühlen können, sodass ich schneller nach oben laufen kann.

Die Küste bei Fredrikstad ist überwiegend felsig.

Ja, ich laufe mit meinen Kindern auf den Felsen nach oben. Von oben ist die Aussicht schließlich am besten.

Dann setze ich mich auf das von der Sonne erwärmte Gestein, rieche die Kiefern, die sich in absurd schmalen Felsvorsprüngen angesiedelt haben, pflücke ein paar Preiselbeeren und stecke die Nase in das blühende Heidekraut. Ich berühre ganz vorsichtig die leuchtenden Flechten. Hat es geregnet, sind sie wenige Stunden lang herrlich flauschig. Und dann sind sie wieder knochentrocken und kratzig. Gelbflechten am Stein, knallgrünes Moos, graue Flechten, braune Felsen, lila Blüten und rote Beeren im Sattgrün. Wäre es nicht so still, wie Norwegen oft sein kann, hätte ich keine Ruhe, die ganzen Eindrücke aufzunehmen.

Der Ausblick und die Stille auf den Felsen sind wundervoll.

Norwegen kann so unfassbar still sein. Es gibt Tage, an denen kein Wind weht. Es fliegt kein Sand, der mir so manche Augenentzündung beschert hatte. Keine peitschende Gischt. Die Ruhe der schweigenden Felsen überträgt sich. Das weite Blau über und unter uns beruhigt. Und dann verstummt das Geplapper der Kinder. Dieses Norwegen ist so ganz anders als Nordjütland.

Die Badetage im Sommer sind still und lang.

Bilder eines Sommers

Wir haben schon mehrere Urlaube in Norwegen verbracht. Und wie viele andere Urlauber auch haben wir auf unseren Reisen versucht, möglichst viele Eindrücke zu sammeln. Wir gingen auf Rundreisen und haben uns Fjorde, Gletscher, bedeutende Sehenswürdigkeiten angesehen und uns einen Norwegerpulli geschenkt.

Doch nun ist alles anders. Wir leben hier und haben unseren Familienurlaub in Dänemark verbracht. Wir reisen nicht durch das Land, sondern entdecken die Region, in der wir nun wohnen, genauer. Wir erkunden die südnorwegische Schärenküste. Aufgrund der Nähe zu Schweden haben wir Tagesausflüge in die bekannten Orte ➡ Smögen und Fjällbacka gemacht (Tagesausflug. Ist das nicht einfach nur irre großartig?), die Buchten von Ytre Hvaler erkundet und so viele Eindrücke gesammelt, dass es schwer ist, sie in nur einem Artikel zusammenzufassen. Ich werde also noch viel zu berichten haben! Heute verbleibe ich mit verschiedenen Bildern eines Sommers.

Eines Sommers, der unglaublicher nicht hätte sein können.

Im August gibt es wieder farbenprächtige Sonnenuntergänge.

Warm und rau

Die Felsen der südnorwegischen Schärenküste (nor. skjær) sind durch die Vorgänge der Eiszeit rund geschliffen und ragen wie Inselgruppen aus dem Meer. Da sich die Landmassen bis heute heben, wachsen die Inseln weiter. Größere Schäreninseln sind bewohnt. Obwohl es auch an der norwegischen Schärenküste sandige Strandabschnitte gibt, reichen die Felsen meist bis direkt ans Wasser. Manchmal haben sich kleine Teiche an den flacheren Stellen gebildet, die zum Planschen einladen und kinderfreundliche Temperaturen haben. Wo wir leben, fallen die sandigen Ufer des Oslofjords sehr flach ab, sodass die Kinder weit ins Wasser hinausgehen können.

Obwohl die Temperatur des Meeres angenehmer als die der Nordsee ist, lieben wir es, uns nach dem Baden auf den aufgeheizten Steinen zu räkeln. Dass die nicht so flauschig wie die weichen Sandstrände Nordjütlands sind, stört uns nicht. Wir gehen eben mit flauschiger Yogamatte zum Baden …

Es gibt Sandstrände in Südnorwegen, doch meist reichen die Felsen bis ans Wasser.

Rund und bedrohlich

Die Felsen sind einladend rund. Doch gerade zu Beginn des Sommers haben wir manches Mal unterschätzt, wie steil sie ins Meer abfallen. Und wie glatt sie sein können! Inzwischen sind alle in unserer Familie bereits ausgerutscht und unfreiwillig im Wasser gelandet. Doch Erfahrung macht klug und nun erkennen wir bereits am Aussehen eine trittsichere Oberfläche.

Vorsicht ist geboten, denn die Felsen können unglaublich rutschig sein.

Wild und romantisch

Es ist erstaunlich, wie wenig eine Pflanze zu brauchen scheint, um wachsen zu können. Die Natur ist ein Wunder. Und hier an der Schärenküste wird von ganz eigenen Wundern erzählt. Ich freue mich auf sie alle und mache mich mit glücklichem Lächeln auf die Suche nach ihnen.

Südnorwegische Schärenküste im Sommer – In jeder Spalte wächst etwas.
Im Schärengarten
Sommer in Norwegen

Genießt den Sommer,

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

4 Comments

  • Fred Lang

    Wie immer ein gelungener Mix aus stimmungsvollen Bildern und Text. Danke dafür!
    Meine Frau und ich waren übrigens vor längerer Zeit mal zu Besuch in Süd-Norwegen (Moss) bei ihrem Onkel, der nach dem Krieg aus Deutschland dorthin auswanderte. Der Ort ist ja ganz in eurer Nähe und wir konnten diese wunderbare Gegend mit seiner Hilfe ausgiebig erkunden.

  • Reinhold Alois Schindler

    Ja,das sind Sehnsuchtsbilder !!
    Danke.
    Ich bin 1993 über Schweden+Finnland nach St.Petersburg bei Kaiserwetter gefahren.
    Die Eindrücke haben uns fast erschlagen.
    Liebe Grüße an den Norweger “ Clan „.

    Reinhold aus dem trockenen Hamburg

    • Meermond

      Lieber Reinhold, ich kann mir gut vorstellen, dass die Eindrücke von Norwegen erschlagen können. Mir geht es tatsächlich genauso. Dass ich jetzt hier leben soll, kann ich an manchen Tagen selbst nicht glauben! Liebe Grüße ins schöne Hamburg

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