Meermond
Nordjütland Traditionen

Faschingsrummel und Holzfässer

Tätääää – jetzt geht es wieder los! 

Zumindest in Deutschland, denn Fasching ist in Dänemark eine ziemlich – wie formuliere ich das jetzt, ohne die Kultur meines Gastgeberlandes zu beleidigen?

Ich formuliere gar nicht, ich beschreibe lieber.

Wir stammen aus Bayern und dort ist bekanntlich nicht gerade die Hochburg des Karnevaltreibens, aber am unsinnigen Donnerstag beginnt auch im Süden Deutschlands der Blödsinn. Uns sind demnach Faschingsumzüge, Bälle und abgeschnittene Krawatten als Kennzeichen der fünften Jahreszeit durchaus geläufig.

Unser Erstkontakt mit der dänischen Faschingsvariante begann mit einer ziemlich verstörenden Sprachverwirrung, über die man hier schmunzeln kann. Inzwischen wissen wir aber, dass die Dänen eben nicht nackt Fasching feiern, sondern sich verkleiden wie wir Deutschen eben auch.

huhn
 Hinterlassenschaft beim Kinderfasching

Gut, über den Geschmack bei der Kostümauswahl lässt sich streiten, aber das hat bekanntlich nichts mit den Dänen per se zu tun.

Als ich gestern Nachmittag endlich auf der Suche nach einem Familienkalender für das Jahr 2018 in das etwas größere Kaufhaus unserer Stadt gegangen war, fiel mein Blick auf einen großen Stapel Tonnen.

Aha, es ist also wieder Fasching! 

Natürlich muss der dazu gehörige Klöppel separat dazu erworben werden, denn wie überall auf der Welt gilt das Prinzip, dass man den vermeintlichen Sonderangeboten auf gar keinen Fall uneingeschränkt trauen sollte.

Fasser

Diese fastelavnstønder [man spricht das „fastelaun“ aus] sind aus besonders dünnem  Holz hergestellt und müssen an den Faschingsveranstaltungen mittels oben erwähnten Knüppels in Stücke geschlagen werden.

Im Fass selbst befinden sich im Vergleich zu einer Piñata sehr wenige Bonbons, eine Krone und etwas Konfetti. Derjenige, bei dem das Fass endgültig zerbricht, ist kattekongen oder eben kattedronning, also Katzenkönig bzw. Katzenkönigin.

Wir staunten Bauklötze, als wir unseren ersten Kinderfasching besuchten und sahen, dass sich alle Kinder artig in einer Schlange aufgestellt hatten und jedes Kind mit dem Knüppel exakt einen Schlag machte, den Knüppel weiterreichte, sich wieder am Ende anstellte und so weiter. Von ausgelassener Stimmung, geschweige denn wildem Kindertanzen war da weit und breit keine Spur.

Es machte immer nur „BONK!“ und die Eltern, deren Kinder alt genug waren, um selbst in der Schlange zu stehen und zuzuschlagen, tranken Kaffee und plauderten.

Auf jedem Kinderfasching waren bislang immer zwei Tonnen aufgehängt. Eine für die älteren Kinder und ein etwas kleineres Fass für die ganz Kleinen:

Fasching.jpg

Ein bisschen sehr kaputt reichte aber noch nicht und so durfte mein kleiner Belgier die schon sichtbaren Bonbons nicht nehmen.

Erklärt das mal einem Kind, das weder die Ursprungs- noch die Gastkultur begreift, wenn man selbst keine Ahnung hat, was man da eigentlich gerade tut!

Der Mann forderte uns auf, uns erneut anzustellen und bis wir wieder an der Reihe waren, war das Fass endgültig auseinander geflogen, die Bonbons unter den wild heranstürzenden Kindern verteilt und der Katzenkönig gekrönt.

 

Huhn

Danach gab es die restlichen æbleskiver und Kaffee und die Kinder hüpften noch etwas in der sich zügig leerenden Halle herum.

Aus.

Vorbei.

So geht also dänischer Kinderfasching.

In Dänemark feiert man den Fasching eben etwas anders als in Deutschland. Ein Brauch ist eben die Sache mit „Slå katten af tønden„, welches meiner Meinung nach barbarische Wurzeln hat, ein so ganz anderer Faschingsbrauch folgt erst im Mai.

Fasching, Fastelavn und Karneval

Wir wohnen bekanntlich im Einzugsgebiet der Stadt Aalborg, in welcher die Menschen wie überall in Europa im Februar zu Faschingskostümen greifen. Man kann wie überall maskiert in spezielle Fastelavns – Gottesdienste gehen, man kann Holzfässer zerschlagen und bestimmt auch die eine oder andere Abendveranstaltung besuchen.

Doch der Karneval wird im Mai gefeiert!

Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, im Mai bei warmem Sonnenschein auf Kleiderständer mit Kostümen zu treffen und immer wieder Karneval2über Angebote von ausrangierten Kinderwägen zu stolpern.

Bollerwägen und gebrauchte Kinderwägen verkaufen sich im Vorfeld des Karnevals besonders gut, denn die feierlustigen Aalborger (und ihre zahlreichen Besucher) ziehen mit den dann witzig dekorierten und reichlich gefüllten Gefährten durch die Straßen der Stadt.

Ich denke, ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass in den Kinderfahrzeugen ganz gewisslich keine Kinder drin liegen, sondern ein Haufen Prozente…

Der Aalborger Karneval vermag fast die ganze Stadt lahm zu legen und findet jedes Jahr unter einem bestimmten Motto statt. Dieses Jahr wurde „Zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ ausgewählt. Es gibt viele Konzerte, Umzüge und einen extra Kindertag, zu denen man bereits jetzt Tickets kaufen kann. Los geht es am 18. Mai mit der internationalen Parade!

Mir persönlich würde dieser Festumzug besonders gut gefallen, aber weil es wie gesagt eine sehr große Veranstaltung mit tausenden von Menschen ist, kann ich das weder meinen Kindern, noch mir selbst antun.

Die Bilder und Informationen, die man hier findet, vermögen mich auf einen späteren Zeitpunkt zu vertrösten.

Ich bin ja noch eine Weile im Lande. 😀

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Danke. 

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23 Kommentare

  • Antworten
    ein Hauch Danmark
    27. Januar 2018 at 19:51

    Das mit dem geschmückten Bollerwagen voller Prozente erinnert mich an den Männertag, wie er noch zu meiner Kindheit fabriziert wurde… Dazu trugen die Männer dann ausrangierte Nachthemden ihrer Frauen, oder Laken mit einem Loch, der Alkohol muss ja schließlich irgendwie in den Körper. ?

    • Antworten
      Meermond
      27. Januar 2018 at 20:16

      Ja, genau so ???

    • Antworten
      freiedenkerin
      30. Januar 2018 at 12:24

      Genau, die Vatertagsumzüge. 🙂 Das ist hier jetzt wieder ziemlich „in“, vor allem bei den etwas weniger gebildeten amerikanischen, männlichen und ungebundenen Touris. Die ziehen dann als Gäste eines speziellen Reiseunternehmens an jedem Wochenende mit einem Fass Bier auf einem Bollerwagen und mehr oder weniger verkleidet durch die Münchner Innenstadt und grölen recht laut…

      • Antworten
        Meermond
        30. Januar 2018 at 12:34

        Stimmt, gerade die Nichtväter feiern das gerne 😉

  • Antworten
    silberkopf
    27. Januar 2018 at 14:18

    Da fallen mir die Faschingstraumata aus der Zeit ein, in der unsere Kinder noch klein waren. Man musste Kostüme nähen oder besorgen, am liebsten Figuren die sich bewaffnen konnten also Cowboy mit Pistolen(mind.2 ) Indianer mit Flinten und Pirat mit noch größeren Pistolen. Damals durfte in den Lokalitäten nämlich noch mit gaaanz echter Munition geschossen werden. Nach 2 Stunden war der Raum mit undurchdringlichem Rauch geschwängert und man war auf der Suche nach seinen eigenen Cowboys/girls u.s.w. welche natürlich auch stark geschminkt kaum von den anderen zu unterscheiden waren.
    Von dem Knalltrauma will ich gar nicht reden?

    • Antworten
      Meermond
      27. Januar 2018 at 18:32

      Ich habe das damals als Kind schon gehasst.
      Furchtbar.

  • Antworten
    silberkopf
    27. Januar 2018 at 14:06

    Pssst…Meermond…kauf bloß keine Karten für uns im Mai??

    • Antworten
      Meermond
      27. Januar 2018 at 18:31

      Oh, ich habe schon gedacht, sie euch aufs Kopfkissen zu legen. So wie in Hotel die Schokolade ????

      • Antworten
        silberkopf
        27. Januar 2018 at 18:58

        Neiiiin..dann lieber doch Schokolade?

  • Antworten
    Sternenschimmer
    26. Januar 2018 at 19:47

    Bin auch ein Faschingsmuffel, aber dein Bericht war gut. Die Kinder haben sehr viel Spaß und das wollen wir ihnen auch gönnen, oder? 😉

    Lieben Gruß,
    Lilo

    • Antworten
      Meermond
      26. Januar 2018 at 20:04

      Ja, und darum werde ich auch dieses Jahr wieder ins Gemeindehaus gehen, um das laute BONK! BONK! zu beobachten ??

  • Antworten
    Ewald Sindt
    26. Januar 2018 at 19:03

    Gut erklärt, ich bin froh in Norddeutschland zu leben und damit vom Karneval verschont zu bleiben… ???
    Lieben Gruß, Ewald

    • Antworten
      Meermond
      26. Januar 2018 at 20:03

      Ich bin auch sehr froh, in den Faschingshochburgen zu leben ?

  • Antworten
    Stella, oh, Stella
    26. Januar 2018 at 16:52

    Hehe, stell dir vor, die würden alle gleichzeitig auf die Tonne einschlagen, das gäbe ein Gemetzel, eingeschlagene Köpfe … 😉
    Ach, wenn es um die Süssigkeiten geht, dann geht es nicht mehr der Reihe nach, dann juhei die wilde Jagd … 😀

    • Antworten
      Meermond
      26. Januar 2018 at 20:02

      Ich stelle mir das Geprügel mal besser nicht vor ?

  • Antworten
    derkleineherrfelix.wordpress.com
    26. Januar 2018 at 16:04

    Mau was liest der kleine Kater da? Katzenkönig? wie könnt ihr denn einen Katzenkönig krönen? Das machen doch nur wir Katzen !! Menschen können das nicht.
    Ich stelle mich gern als Katerkönig zur Verfügung..
    Schnuurr Felix

    • Antworten
      Meermond
      26. Januar 2018 at 20:00

      Lieber kleiner Kater, in der Faschingszeit solltest du dich vielleicht lieber von Dänemark fernhalten. Nicht, dass jemand mal Lust auf die eigentlich nicht mehr übliche, echte Katze in der Tonne hat ?

      • Antworten
        derkleineherrfelix.wordpress.com
        26. Januar 2018 at 22:18

        Mau , danke für den guten Rat, das werde ich ganz sicher machen. Die Dänen scheinen keine Katzen zu mögen, nur Hunde wie ihre Königin
        schnurr Felix

  • Antworten
    Jutta
    26. Januar 2018 at 14:18

    Hi, liebe Meermond, ich wollte dich dieser Tage nach dem Faschingsgebaren in Dänemark fragen. Nun bist du mir zuvor gekommen. Ich habe von diesem barbarischen Tonnenschlagen gelesen und konnte es kaum glauben. So haben die Völker wohl alle ein merkwürdiges Brauchtum. Vielen Dank für deine Infos. Ich wünsche dir eine gute Zeit – ob mit oder ohne Fasching. Jutta.

    • Antworten
      Meermond
      26. Januar 2018 at 15:33

      Ich kann dir versichern, dass heutzutage definitiv keine Katze mehr in der Tonne ist.
      Das macht man lange nicht mehr.
      Der Ursprung liegt wie viele andere Bräuche auch in altem (Aber-)glauben.
      Herzliche Grüße von einem bekennenden Faschingsmuffel ?

  • Antworten
    Linsenfutter
    26. Januar 2018 at 12:38

    Sorry. Aber, das sind Tage, da möchte ich mich gerne irgendwo „eingraben.“

    • Antworten
      Meermond
      26. Januar 2018 at 12:50

      Ich bin bekennender Faschingsmuffel, muss aber wegen der Kinder mitmachen. Wie du auf dem Bild siehst, verweigere ich Kostüme 🙂
      Aber diese internationale Parade soll wahrlich ein kulturelles Schmankerl sein. Sagte man mir zumindest.
      Liebe Grüße