Gestern Nacht verstarb der Ehemann der Königin Margrethe von Dänemark. „Daisy“ muss also ihren geliebten Prins Henrik nach über 50 Ehejahren zu Grabe tragen.
Oder so ähnlich.
Der Prinzgemahl hat nämlich verfügt, eben nicht gemäß alter Traditionen bestattet zu werden und schon gar nicht gemeinsam mit seiner Ehefrau im Dom zu Roskilde, der üblichen Ruhestätte von Königen, unter dem millionenschweren Glassarkophag zu ruhen.
Die Königin wird seinen Wunsch erfüllen und ich kann Henrik auch irgendwie verstehen. Er bezeichnete sich selbst als unnötiges Anhängsel und verzieh niemals, dass man ihm Titel „König“ zeitlebens verweigert hatte. Das und seine nebensächliche Rolle haben ihm sehr zugesetzt und wütend gemacht.
Henrik wünschte auch, eben kein prunkvolles Staatsbegräbnis zu haben, sondern eingeäschert zu werden. Eine Hälfte der Asche soll in dänischen Gewässern verstreut und die andere Hälfte quasi im privaten „Familiengarten“ des Schlosses Fredensborg begraben werden.
Der Prinzgemahl und die Presse
Mit großem Interesse verfolge ich die Reaktionen der dänischen Presse auf den Tod von Henrik. Er war in den vergangenen Jahren in meinen Augen frechen und unverschämten Beschimpfungen seitens der Presse ausgesetzt.
„Er kann ja eine Gabel benutzen!“
„Er kann sich sogar königlich benehmen!“
Ich erinnere mich an 2015, als Henrik den offiziellen Feierlichkeiten zu Ehren des Geburtstags seiner Frau fernblieb. Mein Dänisch war damals noch etwas dürftig, aber ich verstand bereits soviel, dass ich entsetzt darüber war, wie man in den Medien öffentlich über ihn herzog. Sogar Kraftausdrücke fielen!
Das war wirklich daneben.
Die Dänen hatten ihren „König“ nie anerkannt, ihm ewig ein schlechtes Dänisch vorgeworfen und seinen künstlerischen Feingeist belächelt.
Unnachgiebig.
Tja, und nun wehen im ganzen Land die Fahnen öffentlicher Gebäude auf Halbmast.
Bis zum 20. Februar soll der Dannebrog von 8 Uhr morgens bis zum Sonnenuntergang wehen und der dänische Hof hat offizielle Trauer bis zum 14. März angekündigt.
Ein ganzes Land trauert mit.
Oder versucht es zumindest.
Als ich mich heute so durch die Kommentare in den dänischen Zeitungen gelesen habe, stieß ich tatsächlich auf Geständnisse mit den Worten „Heuchelei“ und „Mobbing“.
Prins Henrik mag so seine Eigenheiten gehabt haben und dem dänischen Janteloven den langefinger gezeigt haben, aber er war der Mann, den die königliche Daisy geliebt hatte.
Die Dänen lieben ihre Königin und sie fühlen nun mit ihr mit. Und daher kommt es mir im Moment fast so vor, als umgäbe mich nicht nur allgemeine Trauer um den Verstorbenen, sondern auch ein kleines bisschen schlechtes Gewissen.
Mal sehen, wie die sladderpresse [Klatschpresse] und skraldespansaviser [Mülleimerzeitung – Gott, ich liebe mein heute neu gelerntes Wort 😀 ] sich durch diese Zeit winden werden…
„Er war immer der erste auf der Tanzfläche!“
„Er bleibt sich treu!“
De mortuis nil nisi bonum.
21 Kommentare
freiedenkerin
17. Februar 2018 at 17:37Ich finde das stets so Ekel erregend, wenn man vorher lange Jahre fies über einen sogenannten „Promi“ hergezogen ist, und dann nach seinem Tod auf einmal scheinheilig Rotz und Wasser heult. :-/
Meermond
19. Februar 2018 at 11:13Der Begriff „Heuchlerei“ ist ziemlich passend und tauchte bereits in mehreren Artikeln auf.
Liebe Grüße
Frøken Fluesvamp - Kristina
15. Februar 2018 at 14:21Also, ich finde es traurig punktum. Sicher mag er sich das eine oder andere Mal daneben benommen haben, aber wer würde das nicht, wenn man den ganzen lieben langen Tag im Scheinwerferlicht stünde?!
Und ob „die Dänen“ ruppig sind, ruppiger als andere, finde ich immer schwierig als Aussage. „Die Deutschen“ essen ja auch nicht alle Weißwurst. Mag komisch klingen, ist aber so! Und Daisy wird’s beschissen gehen, auch wenn ihr prinsgemal vielleicht manchmal so ganz „un-französisch“ ruppig gewesen ist. ??
Meermond
19. Februar 2018 at 11:11Daisy hält sich erstaunlich tapfer. Sie schafft es sogar, lächelnd aufzutreten.
Natürlich wird das wieder in den Zeitungen diskutiert….
Nerv.
Liebe Grüße
Anna-Lena
15. Februar 2018 at 8:19Ich kann zum Dänischen Königshaus nichts sagen, denn es war mir bisher ziemlich fremd, aber die Presse stürzt sich immer auf das, was gerade ein Aufreißer werden könnte. Mit Prinz Claus der Niederlande ist man auch nicht immer fein umgegangen …
Möge Prins Henrik seinen ewigen Frieden finden und die Familie seinen letzten Willen auch respektieren.
Liebe Grüße
Anna-Lena
Meermond
15. Februar 2018 at 9:52Prinz Claus habe ich nicht bewusst wahrgenommen. Ich finde es nicht fair, dass männliche Ehepartner in Königshäusern nicht genauso behandelt werden wie angeheiratete Königinnen. Seltsame Traditionen…
Herzliche Grüße zurück
Anna-Lena
15. Februar 2018 at 15:22Ich habe ein paar Jahre in Holland gelebt … Ja, die Traditionen sind sehr seltsam, da stimme ich dir zu.
Liebe Grüße 🙂 .
Meermond
19. Februar 2018 at 11:12Holland ist mir dagegen ziemlich fremd. 😉
Anna-Lena
19. Februar 2018 at 18:08Frau kann nicht alles kennen. Doch Holland ist sehr schön … 🙂 .
Zoé
15. Februar 2018 at 7:09Ich habe mich schon gefragt, wie traurig Dänemark jetzt ist. Da ich keine Klatschzeitungen lese – eigentlich gar keine Zeitungen – habe ich bewusste nie etwas von Henrik gelesen. Danke für die Aufklärung in weniger als 5 Minuten 🙂
Meermond
15. Februar 2018 at 9:46Bitte, gerne ?
Stella, oh, Stella
14. Februar 2018 at 23:06Die Dänen sind ein rüpeliges Volk ohne Manieren, aber dafür sooo hyggelig … 😉
Die Presse hat ihm ganz schön zugesetzt. Und dann die blöden Fragen an Margrethe, wie es ist, mit einem Franzosen verheiratet zu sein, arrrrrgh. Es passiert auch nur in Dänemark, dass Popstars und Sportstars gefragt werden, wie viel Geld sie verdienen und ob es ihnen peinlich ist, so viel Geld zu verdienen.
Aber Henri wusste von Anfang an, dass er sich nie König würde nennen dürfen. Das ist für Prinz Philip von England die gleiche Situation und in Holland war es auch so,
Meermond
14. Februar 2018 at 23:24Ich komme aus der Oberpfalz und muss sagen, der kulturelle Unterschied war für mich nicht wirklich so groß 🙂 Dass ein künstlerischer Feingeist aus der Grande Nation hier etwas – nennen wir es mal – verwundert war, kann ich mir vorstellen.
Ich fühle mich hier sauwohl, denn mögen die Nordjütlander etwas ruppig sein, mit Masskrügen hauen sie im Bierzelt nicht rum 🙂
Stella, oh, Stella
14. Februar 2018 at 23:33Ich denke mal nicht, dass man in Nordjütland ruppiger ist als anderswo in Dänemark, im Gegenteil … 😉
Meermond
14. Februar 2018 at 23:35Wie gesagt, wia dahoam hier. Ich kenne nur diese Gegend und deren Bewohner 😉
Myriade
14. Februar 2018 at 22:20skraldespansaviser – ein wahrhaft tolles Wort 🙂 Ich finde Monarchien furchtbar, sogar die konstitutionellen …….
Stella, oh, Stella
14. Februar 2018 at 23:09Ich finde auch, dass das total unzeitgemäss ist und nur Geld kostet, aber die Dänen lieben ihre Königin und ihre Prinzen.
Zoé
15. Februar 2018 at 7:11Ist doch eigentlich egal, wofür das Geld benutzt wird, Hauptsache es wird ausgegeben. Ohne Königin und Prinzen gäbe es sicher ein paar Jobs weniger.
Stella, oh, Stella
15. Februar 2018 at 8:52Da hast du auch wieder recht, das wären eine Menge Jobs weniger. Und das dänische Königshaus bekommt, wenn mit den übrigen Königshäusern verglichen, am wenigsten Geld.
Meermond
15. Februar 2018 at 9:47Stimmt genau. Und die Dänen lieben ihr Königshaus. ?
Meermond
14. Februar 2018 at 23:27Nun, ich beobachte und denke mir: Jeder so, wie er das möchte.
🙂