Leben in Dänemark

Dänisch-Bayerischer Kulturmix

In unserem Flur hängt ein Lebkuchenherz. An ihm haben bislang keine Kinderzähne genagt, sondern der Zahn der Zeit. Der Zuckerguss ist abgebröselt und sammelt sich im Spitzerl und die Farbgebung ist auch inzwischen von kräftig Fröhlich zu Pastell übergegangen:
Herzerl
Gieriges Kind (GK): „Mama, warum darf ich das nicht mal endlich probieren!“
Nein, der kleine Mann neben mir – es ist egal welcher, denn sie beide zeigen beharrliches  Interesse an meinem sentimentalen Wandschmuck – fragt nicht, er fordert eher.
Und er will unbedingt abbeißen!
Es spielt keine Rolle für ihn, dass das Lebkuchenherz schon vier Jahre alt ist, steinhart und inzwischen eher ungenießbar sein dürfte.
GK:  „Ja aber Mama, warum essen wir das denn nicht?“
Mama: „Weil es eine Erinnerung ist.“
GK: „Woran musst du dich erinnern?“
M: „Es ist ein Herz, das mir dein Papa auf der Dult geschenkt hat. Es bedeutet mir viel.“
GK: „Ja aber das muss man doch essen!“
Erinnerung geht Kindern offenbar durch den Magen.
Doch bislang konnte ich es erfolgreich verteidigen, obgleich ich es vermutlich bald etwas höher hängen muss….
Praktischerweise feiern die Dänen jedes Jahr eine Art Oktoberfest. In den Filialen der deutschen Supermarktketten werden Brezen, Kraut, Dirndln, Lederhosen, Masskrüge (jaha, der echte Bayer spricht das zischend scharf aus und darum weigere ich mich, das „ß“ zu benutzen!) und viele andere Köstlichkeiten aus der Alpenregion angeboten. Dabei ist es aber egal, dass Mozartkugeln und Greyezer so rein gar nichts mit München zu tun haben!
Nun, zwischen Spätzle und Mozartkugeln lagen sie: Lebkuchenherzln!
Die Zwillinge erspähten sie sofort und noch bevor eines der Herzl im Wagen gelandet war, riefen beide:
GKer: „Aber des ess‘ ma jetzt, Mama!“
Mama packte lieber gleich zwei davon in den Wagen, denn schließlich schmecken Lebkuchenherzen tatsächlich gut.
GK: „Mama, kauf lieber noch mehr. Dann kannst noch eines aufhängen!“
Sicherlich nicht, weil ein „I love you“ auf einem echten, bayerischen Lebkuchenherzl eher deplatziert ist. Da gehört ein bairisches „I mog di“ drauf oder es gehört in den Magen.
Und genau da sind sie inzwischen auch komplett gelandet, die dänischen Bayernherzl mit englischer Aufschrift.
Herzerl2.jpg
Und richtig gut haben sie geschmeckt, diese internationalen Herzl!
Sogar sauguat!

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

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