Nordjütland

Der Leuchtturm – Die Geschichte vom Maurer Kjeld und dem Rubjerg Knude Leuchtturm, der verschoben wurde

Die Versetzung des Rubjerg Knude Fyr ist nun ein Jahr her. Seit Kurzem ist das Buch „Der Leuchtturm. Die Geschichte vom Maurer Kjeld und dem Rubjerg Knude Leuchtturm, der verschoben wurde“ von Jesper Christiansen in deutscher Sprache erhältlich. Wir durften einen Blick ins Buch werfen.

Ein Blick ins Buch

Die Geschichte des Leuchtturms

Der Autor Jesper Christiansen erzählt in seinem Buch die ganze Geschichte des Leuchtturms. Der Leser kann die Geschehnisse von dessen Erbauung vor 120 Jahren bis hin zu seiner Wiedergeburt am neuen Standort im vergangenen Jahr mitverfolgen.

Sehr beeindruckend ist, dass der Verfasser hierbei auch erstaunliche Details schildern kann: So sei heftiger Sandflug bereits früh ein Problem gewesen. Schon wenige Jahre nach der Eröffnung des Turms habe man damit beginnen müssen, regelmäßig Sand abzutransportieren. Als er schließlich den Preis einer einzelnen Fuhre im Jahr 1938 erwähnt, denkt man als Leser beinahe automatisch darüber nach, wieviel Geld die Erhaltung des Wahrzeichens wohl inzwischen verschlungen haben muss.

Die Tragik des Versandens, welche schließlich zum Abschalten des Leuchtturms am 1. August 1968 führte, wird anhand der Erinnerungen von Birgit Frederiksen, der Tochter des letzten Wärters, nacherzählt.

Kjeld Pedersen rettet den Turm

Bereits ab dem zweiten Kapitel widmet sich das Buch auch dem Maurermeister Kjeld Pedersen, dessen Name seit 2019 untrennbar mit Rubjerg Knude Fyr verbunden ist. In typisch dänischer Art geschildert erhält der Leser sogar recht intime Einblicke in das Leben des Mannes, der die Versetzung des Leuchtturms möglich gemacht hat. Vom Abriss und der völligen Zerstörung der Mårup Kirke traumatisiert setzt er sich vehement für den Erhalt der letzten verbliebenen Attraktion Lønstrups ein.

Im Weiteren werden alle Ereignisse, die am 22. Oktober 2019 in einem weltweit übertragenen Medienereignis gipfelten, in chronologischer Weise nacherzählt. Jesper Christiansen begleitet das komplette Umzugsgeschehen vom ersten Spatenstich im August bis zur feierlichen Wiedereröffnung am 16. November 2019. Zahlreiche Fotos und die Abbildung einer handgezeichneten Skizze ermöglichen sogar technische Einblicke.

Persönliche Einschätzung

Das Buch ist eine nette Zusammenfassung für all diejenigen, die die Rettungsaktion des Leuchtturms mit klopfendem Herzen mitverfolgt haben. Sie können sich nun über alle Hintergründe und Abläufe informieren und quasi hinter den Bauzaun schlüpfen.

Ich bedauere sehr darauf hinweisen zu müssen, dass weder der Übersetzer noch der Lektor überzeugende Arbeit geleistet hat! Unübersehbare Grammatikfehler und sprachliche Schwächen beeinträchtigen den Lesegenuss.

Bei der Auswahl der Bilder vermissen wir Motive, die auch die emotionale Komponente des Ganzen glaubwürdig vermitteln können. Warum zum Beispiel fehlt das Freudenfeuer des Teams oder der Menschen am Bauzaun, als Rubjerg Knude Fyr nach einer monatelangen Zitterpartie endlich am neuen Standort niedergelassen werden konnte? Mehrmals die gleichen Fotos in lediglich unterschiedlichen Ausschnitten zu sehen, ist nicht das, was wir persönlich von einem Buch jenes Potentials erwarten.

Angaben zum Buch

Das Buch kann in und über die lokalen Touristenbüros oder direkt auf der Webseite des Verlags erworben werden: Jesper Christiansen: „Der Leuchtturm – Die Geschichte vom Maurer Kjeld und dem Rubjerg Knude Leuchtturm, der verschoben wurde“, Dafolo Verlag, Frederikshavn 2020. (187 Seiten)

Es handelt sich um eine Übersetzung des dänischen Buches „Fyrtårnet – Historien om Murer-Kjeld og flytningen af Rubjerg Knude Fyr“.

Inklusive Lieferung nach Deutschland kostet es gemäß den Angaben auf der Verlagsseite 448 DKK.

Wir danken dem Dafolo Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars.

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Ich bin Marion und schreibe in unserem Onlinemagazin Meermond zu den Themen Reisen, Fotografie, Kultur und unser Leben in Skandinavien.

15 Comments

  • Heike Eckhardt

    Ich fahre seit mehr als vierzig Jahren zwei oder dreimal im Jahr nach Lönstrup und Hirtshals. Es ist eine Meisterleistung was dort am Rudbjerg Knude Fyr vollbracht worden ist. Dieser Ort hat sich in den vielen Jahren sehr verändert, aber seine Magie hat er nie verloren.
    Eure Kritik an diesem Buch wegen der grammatischen Fehler finde mehr als überzogen. Man liest es mit einem schmunzeln und sollte sich nicht darüber ärgern.
    Es gibt von Evanthore Vestergaard das Buch „mit dem Meer als Nachbarn“ auch dieses ist nicht perfekt übersetzt, aber wunderbar zu lesen.

    • Meermond

      Liebe Heike, die Leser und Follower von Meermond schätzen es besonders, dass sie Qualität und Authentizität in unserem für alle Leser gratis zugänglichen Medium vorfinden. Wir müssen und wollen in diesem Fall absolut ehrlich sein, waren wir selbst fleißig mit Kamera und Notizblock hinter dem Bauzaun dabei, als der Leuchtturm umgezogen ist.
      Was glaubst du, würde man von uns halten, würden wir jetzt ein Buch uneingeschränkt loben, in dem man unter anderem in großen, roten Buchstaben folgende Worte findet: „Wenn man merkt, dass Mens-
      chen ehrenhaft sind, dann ist das genug. Da findet man kann kein Papier, das dem entspricht“ (wortwörtlich inklusive Trennungsfehler abgetippt, Seite 67). Das ist wirklich nur ein Beispiel von leider viel zu vielen!
      Ich bin mir sicher, dass einigen eben kein Schmunzeln gelingen will, kaufen sie für stattliche 60 Euro ein Buch, das ganz offensichtlich nicht lektoriert wurde und mehrfach die selben Bilder abdruckt. Von einem Buch in dieser Preisklasse erwarten wir mehr.
      Es wird viel Geld mit der verklärten Liebe vieler Menschen zum Rubjerg Knude Fyr gemacht. Manch einer verkauft Qualität, andere eben nicht. Konsumiert wird beides.
      Doch wir, die wir an unsere eigenen Texte und Bilder stets hohe Ansprüche im Namen unserer Leser stellen, kritisieren dieses Buch weiterhin.

      Ich freue mich für dich, dass du die Magie des Ortes nach so langer Zeit immer noch spüren kannst und wünsche dir noch viele weitere schöne Urlaube in der Gegend, die du so magst.
      Frohe Weihnachten, Marion

  • Sabine Ludwig-Veit

    Wir haben das Buch vor ca. 3 Wochen in dänischer Sprache in Lönstrup gekauft. Ich kann zwar nicht besonders gut Dänisch, wollte es aber unbedingt haben und verstehe auch einiges. Nach Eurer Rezension der deutschen Ausgabe werde ich es wahrscheinlich nicht noch auf Deutsch kaufen :-). Ich mag Euer Foto oben: das Buch mit einer Tasse von Vibe (oder vielleicht noch ihrem Vater?). Euer Online-Magazin (früher Blog) gefällt mir sehr und auf Insta folge ich Euch selbstverständlich auch. Herzliche Grüße, Sabine

  • Christine

    Als ich diese Jahr nach sehr langer Zeit wieder am Knude war, fand ich die Stimmung dort unheimlich, ja fast bedrückend.Es wehte ein starker Wind und man konnte kaum die Augen offenhalten. Ich war erstaunt, wie dicht der Turm wieder an der Küste steht und habe mich gefragt, wie lange die Lösung des Verschiebens denn wohl halten wird. Wenn ich ganz ehrlich bin, mochte ich diesen Ort nicht mehr. Er hat für mich etwas von Zerfall und Unglück, nichts, was mich froh macht. Es ist natürlich ein Wahrzeichen und sicher ein tolles Fotomotov, aber mich bedrückt es dort und ich war froh, als ich wieder weg war. Ich glaube, ich bin die Einzige, die so empfindet, denn ich höre immer nur wie toll es dort ist. So – Asche auf mein Haupt!-, aber ich würde dort nicht noch einmal hinwollen.

    • Meermond

      Es ist ein sehr seltsamer Ort, das empfinde ich auch so. Ich finde nicht, dass du Asche auf dein Haupt schütten musst. Nicht jeder muss das selbe fühlen wie andere. ❤️

  • Waltraud

    Wie schnell die Zeit vergeht, und immer noch ist es faszinierend die Bilder und Filme vom Umzug anzuschauen. Heute morgen habe ich auf nordjyske.dk einen Bericht über Maurer Kjeld gelesen, er muss sehr sympathisch sein. Es steht dort, das er davon ausgeht, das der Leuchtturm möglicherweise in ca. 30 Jahren erneut versetzt werden muss und er dann gerne mit seinem Rollator vorbei kommt um gute Ratschläge zu geben☺?. Bis dahin werden wir Rudbjerg Knude Fyr noch häufig besuchen und uns freuen, das er nicht dem Meer? zum Opfer gefallen ist.

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