Lust auf Lesen? Leselust!
Etwa einhundert mal am Tag greift man zum Smartphone, so ein Beitrag gestern im Bildungsprogramm.
Zugegeben, Rotfrau liebt ihren Taschencomputer.
Was koche ich heute? Chefkoch.
Was heißt „obwohl“ auf Dänisch? Gyldendal.
Skat, soll ich uns was ausleihen in der Bücherei? WhatsUPP.
Schau mal, wie cool die Bücherei hier ist! Foto knipsen und senden.
Wo liegt eigenlich dieses Hals? Maps.
Gibt´s eigentlich einen Cund AAAAA in Aalborg? Gockl.
Lesen. Plaudern. Fotografieren. Nachschlagen. Zack und raus mit dem Blitzschnellcomputer. Saupraktisch.
Auf meinem Smartphone liegen inzwischen auch Bücher rum, Rotfrau liest nämlich. Gerne. Viel. Irgendwie dauernd. Auf meinem Nachtisch liegen der Hobbit, ein dänischer Jugendroman, ein irländisches Verbrechen, eine Zeitung und das Smartphone. Ich weiß gar nicht, wie ich es immer schaffe, soviele Sachen gleichzeitig zu lesen. Kreuz und quer und immer rasend begeistert.
Da es in der heimstädtischen Bibliothek die weiteren Filme von Dänemarks beliebtester Fernsehserie Matador (wir gucken sie, um Dänisch zu lernen und um ein bisschen in die dänische Kultur zu schnuppern) einfach nicht gibt, machte ich mich heute auf den Weg zur nächsten Stadt. Man darf hier nach Lust und Laune bibliothekieren, gelbe Gesundheitskarte genügt.
Die heimische Bibliothek ist wundervoll sortiert und interessant gestaltet. Überall gibt es Rückzugsecken in verschiedenen Styles, Computer, Scanner, Drucker, Kopierer, Fernseher, Cafeautomatenecke und eine riesige Spielwiese für Kinder (Kletterburg, LeG..Osteine, Fahrzeuge, Kostüme, Spielzeug, Spielcomputer und einfach alles, was bereits Zweijährige glücklich macht). Wenn es regnet und wir einen Ausflug machen wollen, fahren wir in die Bücherei. Immer wieder super.
Die nächststädische Bibliothek hat die große rote Frau aus den Winterstiefeln gehauen! WAS für ein PARADIES! Bücher. Millionen von Bücher! Große, kleine, Taschenbücher, Folianten, glänzende Schmuckausgaben…hach:
(warum das jetzt lila ist, weiß ich auch nicht…)
Abgetrennte Studierzimmer mit Schreibtisch und Rechner zum Arbeiten, eine Motorradausstellung, ein richtiges Cafe, ein Zeitungsarchiv, Spiel- und Tobeareal und Ruhezone für VIP (very important parents), Informationsnischen zu verschiedenen Themen (z.B. Baukunst, Schwarzweißfilm und noch andere), unfassbar viele Computer mit Gratisinternet.
Und diese unfassbaren, wundervollen, genialen, fulminanten, supertollen, überwältigenden und ACHGOTTSINDDIEDERHAMMER Lesesessel. Meine Hände zitterten vor Begeisterung, daher auch nicht mehr anständig nachschärfbar:
Die Eindrücke donnerten nur so auf mich ein.
Und plupp waren zwei Stunden vergangen.
Rotfrau liebt Bücher. Egal, in welcher Sprache. Während ihres ersten Frischgeschiedenurlaub in Norwegen fuhr sie sogar mit ihrem damals kleinen Preußenbayerchen in die Bücherstadt Fjærland. Stauneschøøøøn!!!!
Bücher haben einen eigenen Geruch an sich. Nach den Semesterferien musste ich unbedingt immer zu den Geschichtlern rüber. Die Geschichtsbücherei hatte den besten Büchereigeruch. Alte, muffige Folianten, prächtige Ledereinbände, gelbgegriffene Seiten, schmutziggelesene Lexika…ein olfaktorisches Highlight.
Der Griff zum Smartphone war schon fast lästig und so landete eines der Bilder für den gsM voreilig bei der Nachtischfee. Zu schnell wollte ich das Ding wieder in der Tasche verstauen, um zwei freie Bücherhände zu haben.
Her mit den Büchern! Weg mit dem Streichelphon!
2 Comments
NachtischFee
Ich war schon etwas verwundert über das Bild.
meermond
🙂