Mein vierunddreißigstes Montagsherz
Der innere Sturm hat sich gelegt, es ist leise und ruhig in mir. Worte vermögen so viel: verbinden, vereinen, trösten, aufwühlen, ärgern, trennen, zerstören, ermuntern, aufheitern, anregen, verbergen, verdunkeln, aufhellen, einlullen, ablenken, unterhalten, entspannen…
Ich könnte endlos weiterschreiben, aber ich möchte Ihnen doch lieber erst einmal mein heutiges Montagsherz zeigen:
Irgendwie geht man zusammen „auf einen Kaffee“, wenn man vorhat, sich eigentlich zu unterhalten. Es ist ganz normal geworden, sich auf eine Tasse Kaffee zu verabreden. Man plaudert über Dies und Das, man politisiert, polarisiert und so weiter und so fort.
Und da saß ich allerdings gewollt alleine mit meiner Tasse. Ganz unverabredet und wohltuend schweigend. In zweierlei Hinsicht war dieser Kaffee richtig gut für mich:
Erstens bin ich ohne Kaffee nicht lebensfähig und zweitens habe ich mich damit selbst verwöhnt. Jawoll, ich hab mir einen richtig herzigen Kaffee gegönnt. Ganz still, ganz leise und endlich wieder ohne diesen innerlichen Sturm der Trauer, der mich in den vergangenen Wochen nicht mehr losgelassen hat. Mit meiner Mama habe ich im Laufe der Jahre hektoliterweise Kaffee getrunken, aber nie habe ich so voller innerer Liebe und Ruhe an sie denken können. Ich bin noch immer entsetzlich traurig, aber die Traurigkeit vermag mich nicht mehr komplett aufzufressen.
Viele weitere Montagsherzen findet man bei Frau Buchstabenmeer und bei Frau Waldspecht, die die Idee dazu hatte. Danke übrigens!
Gönnen Sie sich diese Woche doch auch mal eine Auszeit!
Herzlichst,
Meermond
15 Comments
minibares
Was für ein süßes Herzchen, das gefällt mir.
Gut, dass du reden konntest und dieser letzte einsame Kaffee hat wohl Wunder getan.
Wie schön!
deine Bärbel
Meermond
Und wenn es dir wieder besser geht, dann freue ich mich noch mehr.
Alles Liebe
minibares
meine Beine haben gerade wieder ihren Dienst verwehrt
Meermond
Ach, das auch noch? Vielleicht war der Eingriff doch etwas belastend. Darfst du Wein trinken mit deiner Medikation? Vielleicht solltest du dich gemütlich mit deinem lieben Mann hinsetzen und Gott und die Welt aus euch herausplaudern. Das vermag dich/euch vielleicht zu trösten, denn meine guten Gedanken reichen dazu heute vermutlich nicht aus.
minibares
Wein mag ich nicht mehr.
Der Rücken meines Mannes leidet auch inzwischen…
Meermond
Darauf würde ich jetzt zu gerne ein ziemlich vulgäres „Oje, so ein Sch…“ sagen, was man aber nicht öffentlich tut. 🙁
buchstabenmeer
Das ist sehr hübsch. Solche ruhigen Momente brauche ich. Wer sagt, dass man nur in Gesellschaft Kaffeetrinken gehen muss. Deine Mama ist u. a. auf diese Weise bei dir und auch in anderen Situationen, in Gedanken wird sie dich immer und ewig begleiten. So geht es mir mit meiner Oma, obwohl sie schon fast seit 20 Jahren nicht mehr lebt.
Meermond
Ein tröstlicher Gedanke. Es funktioniert also auch noch in ein paar Jahren. Danke dir.
buchstabenmeer
Ja, es funktioniert. Es sind oft die kleinen Dinge im Alltag, in den ich meine Oma wiederfinde. Ich erinnere mich an Sachen und Situationen, die sie mochte. Manchmal erkenne ich mich darin wieder, entdecke unsere Gemeinsamkeiten. Oft überlege ich, was sie an meiner Stelle machen würde und finde meistens die Antwort. Ich backe gerne ihre Kuchen und koche andere Gerichte nach und wenn ich sie esse, ist die Oma auch ganz nah bei mir. Du wirst sehen, dir wird es auch so ergehen. Man muss anfangs darauf achten, aber die Gedanken werden immer wieder kommen.
Meermond
So wie du das erzählst, klingt das sehr tröstlich. Vielen Dank, das tut mir gerade sehr gut.
buchstabenmeer
Das freut mich sehr. Kopf hoch, das bracht alles nur Zeit.
Elisabeth
Ein sehr liebes Montagsherz!
Ich wünsch Dir weiter diese Stille. Stürme sollten immerwieder vergehen.
herzliche Grüsse
Elisabeth
Meermond
Vielen Dank. Grüße zurück
Birgit
Sehr schön geschrieben !
Lg
Birgit!
Meermond
…hach, da erröte ich ja gleich noch mehr…